Andacht Heute

Der HERR hilft mir auf

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade!
Micha 7,18

Das ist der Text aus einem Lieblingslied, das ich vor kurzem zur Orgel gesungen habe. Eine ältere Dame stand noch wie verklärt im Gottesdienstraum als ich sie begrüßte. Wenn uns ein Lied berührt, dann war das Gott selbst, der ins Leben hineinsprach. Heute, wo ich darüber nachdenke, weiß ich, wie wichtig es ist, weiter zu machen, egal war passiert ist, denn ich habe mir gestern den Fuß gebrochen, so dass ich die Treppe zur Orgel wohl die nächsten Wochen nicht hochkomme.

Mein Gebet ist, dass der HERR mich reinigt von allem Hochmut, den ich vor lauter Freude über meinen Dienst hatte und dass ich mich ganz seinem Zeitplan unterwerfe, denn Er ist ja der, der rettet und heilt.

Luthers Meinung zur Beichte

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Matthäus 6,12

In der letzten, der achten Invokavitpredigt, geht Luther auf die Beichte ein. Seine Haltung zur Beichte war differenziert. So kritisierte er die mittelalterliche Praxis der päpstlich befohlenen Beichte. Sie wurde oft als reine Pflicht verstanden und als Mittel der Kontrolle missbraucht. Demgegenüber betonte er die persönliche Beziehung zu Gott und die Rechtfertigung allein aus Glauben. Die Beichte ganz zu verbieten, lehnte Luther jedoch ab. Wer einen starken, festen Glauben habe, könne darauf verzichten und sei frei, heimlich zu beichten. Nach ihm gibt es auch andere Formen der Absolution, der Lossprechung von Sünden. Im Evangelium bei Matth. 6,14: „Wenn ihr euren Schuldigern vergeben werdet, so wird euch auch mein Vater vergeben“. Im Vaterunser in Matth. 6,12 (s.o.). Schon dem Täufling wird die Zusage der Gnade und Barmherzigkeit verkündigt.

Ohne die Beichte als heilsnotwendiges Sakrament zu betrachten, sah er in ihr eine wertvolle Möglichkeit, sein Gewissen zu erleichtern und Gottes Vergebung zu empfangen. In der evangelischen Kirche hat die Beichte ihre zentrale Rolle wie in der katholischen Kirche verloren, ist aber als seelsorgerliches Angebot erhalten geblieben. Viele Gemeinden bieten Beicht- oder Seelsorgegespräche an. Zudem ist die Beichte oft in den Gottesdienst integriert, z.B. durch ein gemeinsames Schuldbekenntnis. Auch Luther war von der Notwendigkeit überzeugt, die persönliche Schuld vor Gott zu bringen und anderen zu vergeben, um freigesprochen zu werden. Erst dann sei der Zugang zum Sakrament des Abendmahls möglich. Man kann sich einem anderen Menschen anvertrauen, man kann es aber auch in aller Stille für sich tun. Luther sagt: „Danach haben wir die heimliche Beichte; da gehe ich hin und empfange eine gewißmachende Absolution, wie wenn Gott selber spräche, damit ich gewiß sei, meine Sünden seien mir vergeben. Zuletzt nehme ich das hochwürdige Sakrament zu mir, wenn ich seinen Leib esse und sein Blut trinke zu einem Zeichen, daß ich meiner Sünde los sei und Gott mich von allen meinen Gebrechen befreit hat. Damit er mich gewiß mache, gibt er mir seinen Leib zu essen, sein Blut zu trinken, auf daß ich daran ja nicht zu verzweifeln vermag noch kann, daß ich einen gnädigen Gott habe.“

Es fehlt an Liebe

Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.
1. Johannes 4,8

    In seiner siebten Invokavitpredigt knüpft Luther an seine Ausführungen zum Abendmahl an. Er sagt: „Die Liebe, sage ich, ist eine Frucht dieses Sakramentes. Die spüre ich allhier zu Wittenberg noch nicht unter euch, obwohl sie euch viel gepredigt ist; in der solltet ihr euch doch weiter hin üben.“ Schwere Kost, die er da auftischt: Es fehlt überall an Liebe. Das galt nicht nur für die Bewohner dieser Stadt damals, das gilt auch heute noch, für jeden von uns.

    Im weiteren Verlauf der Predigt spricht Luther auch von Gott als einem „glühenden Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht“. Aus der großen Fülle seiner Liebe schenkt Gott uns viel mehr, als wir verdienen: Leben, Nahrung, Sprache, Verstand, die Gnade, ihn zu erkennen und zu ihm beten zu können. Luther stellt seinen Zuhörern die Frage, was wir mit dieser unverdienten Gabe Gottes anfangen. Erwächst aus ihr wirklich Liebe? Sind wir zum Beispiel bereit, zu vergeben und uns nach einem Streit wieder die Hand zu reichen? Stellen wir nicht nur Ansprüche, sondern betrachten wir wirklich alles, was wir besitzen, als Geschenk Gottes? Was haben wir, worauf wir stolz sind, das wir nicht von Gott empfangen haben? Paulus sagt: „Wenn du es empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1. Korinther 4,7). Wenn wir alles der glühenden Liebe Gottes verdanken, sind wir dann nicht verpflichtet, diese Liebe weiterzugeben? Lasst uns mit Freude unseren Dienst tun.

    Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!
    1. Korinther 16,14

    Die siebte Invokativpredigt als pdf