Andacht Heute

Verstand und Demut

Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand! 
Sprüche 3,5

Im Laufe des 18. Jahrhunderts war die Begeisterung für die Aufklärung einer Ernüchterung gewichen. Anfangs war man sehr optimistisch gewesen, weil man sich von den Fesseln der alten Bücher befreit hatte. Nicht mehr die göttliche Offenbarung war die Richtschnur, sondern allein aus der menschlichen Vernunft sollte sich neues, richtiges Denken entwickeln können. Man müsse nur für alle Erscheinungen der Welt klare und eindeutige Begriffe bilden, dann würde sich „eine Übereinstimmung unseres Erkenntnisses mit den Dingen selbst“ (Gottsched) zeigen. Bald kam aber die große Enttäuschung. Diese Methode führte zwar zu ungeahnten Erfolgen in den Naturwissenschaften, war aber für die Beantwortung der großen Fragen der Menschheit viel zu einfach gestrickt.

Vernünftiges Denken ist natürlich auch für unser Glaubensleben notwendig. Es ist sicher nicht falsch, nach klaren Begriffsbestimmungen zu suchen, wenn wir die biblischen Texte lesen. Aber was nützt aller Verstand, wenn die gewonnene Erkenntnis nicht unser Herz erreicht? Dann können wir vielleicht in bewundernswerter Weise über die Verse der Bibel dozieren, aber alles bleibt an der Oberfläche und dient nur unserem Ego. Vergessen wir nie, dass der Verstand ein Geschenk Gottes ist, das wir in aller Demut nutzen dürfen.

Prophetie und verwandte Begriffe

Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn viele falsche Propheten sind hinausgegangen in die Welt.
1. Johannes 4,1

    Ich lese die Aussage eines evangelischen Pastors, der sagt: „Prophetisches Reden ist eine Gabe, die jedem Christen zur Verfügung steht“. Ist das wirklich so? Ich fürchte, es gibt nicht selten Unklarheiten über Begriffe, die so leicht über die Lippen gehen. So wird heute fast inflationär von Prophetie gesprochen. Man spricht von Visionen, die jemand hat, und von Weissagung im Sinne einer endgültigen Wahrheitsfindung. Ich will versuchen, diese Begriffe in aller Kürze in eine brauchbare Ordnung zu bringen. Das heißt: Das Ganze erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, kann aber für den einen oder anderen Leser eine sinnvolle Unterscheidung darstellen.

    Prophetie und Weissagung werden im biblischen Sinne meist synonym verwendet. Vereinfacht gesagt handelt es sich um die Weitergabe einer von Gott selbst empfangenen Botschaft. Im Alten Testament gab es dafür eigens von Gott beauftragte Propheten. Ob es in der Zeit nach Jesus noch Prophetie geben kann, ist umstritten. Wenn prophetisches Reden heute noch vorkommt, sollte es immer am Wort Gottes geprüft werden.

    Lehren bedeutet, Unwissenden verständliches Wissen zu vermitteln. Im Blick auf die Bibel wird versucht, durch das Erklären von Zusammenhängen und mit Hilfe von Hintergrundwissen dem Suchenden Wege zum Sinn des Textes zu weisen. Dies ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Nicht weit von der Lehre entfernt ist das Predigen. Neben das Lehren tritt hier das Verkündigen, das Begeistern, das Evangelisieren.

    „Prüfet alles und behaltet das Gute“ heißt die Jahreslosung 2025. Dieses Prinzip kann auch helfen, selbsternannte Propheten und Irrlehrer zu erkennen.

    Eine lange Wanderung durch die Wüste

    Erinnert euch an den ganzen Weg, den der HERR, euer Gott, euch vierzig Jahre lang durch die Wüste führte. Er tat dies, damit ihr Demut lernt. Er wollte euch auf die Probe stellen, um zu erkennen, wie es in euren Herzen aussieht: ob ihr nach seinen Geboten lebt oder nicht. Er lehrte euch Demut, indem er euch hungern ließ. Dann gab er euch das Manna zu essen, das weder ihr kanntet noch eure Vorfahren. Er wollte euch damit zeigen: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des HERRN kommt.
    5. Mose 8,2-3

    Nicht wenige Bibelleser haben sich wohl gefragt, ob es sein kann, dass ein Volk so lange Zeit, ganze 40 Jahre, durch die Wüste irrt, um ins Gelobte Land zu gelangen. Obwohl es keine eindeutigen wissenschaftliche Beweise für diese Wanderung gibt, glauben Christen und Juden an dieses Ereignis und auch an seine Dauer, weil das von großer Bedeutung ist. Welchen Sinn macht es, diese wunderbare Geschichte in Zweifel zu ziehen und sich ihrem wertvollen Inhalt zu verschließen?

    Wer meint, die Wanderung hätte in viel kürzerer Zeit zurückgelegt werden können, sollte sich einmal fragen, warum viele Menschen 40 und mehr Jahre ihres Lebens gebraucht haben, um zu einem festen Glauben an Gott zu kommen. Wie viel Zeit geht in manchem Leben verloren, wie viele Irrwege werden beschritten, bis es endlich soweit ist? Im Rückblick könnte man sagen: Warum hast du so lange gezaudert, gezweifelt, dich ablenken lassen? Und sehen wir nicht viele Menschen in unserer Umgebung, die herumirren und einfach nicht zum Ziel kommen? Dabei wäre es so einfach. Gott gibt uns durch sein Wort gute und feste Speise. Das gelobte Land liegt vor unseren Füßen.