Andacht Heute

Ein trauriger Befund

Als er die Scharen von Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl; denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Matthäus 9,36

Es wäre verlockend, aus diesem biblischen Text eine Parallele zur aktuellen politischen Situation in unserem Land zu ziehen. Aber die Ampel wird gerade von allen Seiten beschossen, das muss nicht auch noch an dieser Stelle geschehen. Außerdem hat Jesus mit den Hirten sicher nicht die damaligen politischen Führer gemeint, sondern die geistlichen Hirten, also die Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer. Wenn sich die großen Kirchen heute mehr um die politische Gesinnung ihrer Schafe kümmern als um deren Ausrichtung auf das Reich Gottes, dann ist allerdings Mitleid angesagt. Die Bilder einer vernachlässigten Herde und einer möglichen Ernte, die niemand einbringt, tauchen auf. Das Volk ist durch die Versäumnisse seiner religiösen Führer in großer Not. Es bleibt nur das Gebet um Hilfe in dieser Situation. Weil es damals – und heute ist es nicht anders – an echten Arbeitern für den Herrn fehlte, sprach Jesus zu seinen Jüngern:

„Die Ernte ist groß, doch es sind nur wenig Arbeiter da. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt!“
Matthäus 9,37-38

Nur ein Tipp für ein sorgloses Leben?

Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt.
Matthäus 6,34

Vor über einem Jahr, am 26.06.2023, schrieb ich: „Wir fragen uns, wie das alles weitergehen soll, wenn wir die Kriegsberichte lesen, die Klimaszenarien betrachten und die ständigen Messerattacken im Land.“ Inzwischen stellt sich die Frage nicht weniger, sondern drängender. Schon morgens überschlagen sich Nachrichten in den Medien, die unsere Zukunftssorgen weiter verstärken können. Keine Frage: Unser Land ist in Aufruhr, da hilft kein Beschönigen mehr. Und dann lesen wir diese sanften Verse aus dem Matthäusevangelium. Es wäre schön, wenn es so einfach wäre, werden da viele sagen. Ja, müssten solche Worte Jesu nicht wie Hohn klingen für einen ungläubigen Zeitgenossen? Wie kann man vor dem Elend dieser Welt nur so die Augen verschließen?

Aber wer dieses Kapitel bei Matthäus aufmerksam liest, wird es nicht als Manifest einer ahnungslosen, lebensfernen Einstellung verstehen können. Kurz zuvor gibt uns Jesus den entscheidenden Rat: „Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes.“ Er fordert uns auf, die Sorge um unser Leben durch die Sorge um das Reich Gottes zu ersetzen. Wenn wir durch die Umkehr zu IHM unser Leben entscheidend verändert haben, dann sollten wir das möglichst auch an jeden Tag unseres weiteren Lebens so praktizieren. In allen Gesprächen mit besorgten Menschen über die Zukunft Deutschlands und der Welt haben wir Christen die Chance, auf die göttliche Dimension hinzuweisen. Viele Sorgen verlieren ihre lähmende Kraft, wenn wir darauf vertrauen, dass der Herr bald kommt und alle Gläubigen erlöst.

Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden.
Philipper 4,5-6

ER weiß alles von uns

1 HERR, du hast mich erforscht und kennst mich ganz genau.
2 Wenn ich mich setze oder aufstehe – du weißt es; meine Absichten erkennst du schon im Voraus.
3 Ob ich gehe oder liege, du siehst es, mit all meinen Wegen bist du vertraut.
4 Ja, noch ehe mir ein Wort über die Lippen kommt, weißt du es schon genau, HERR.
5 Von allen Seiten umschließt du mich und legst auf mich deine Hand.
6 Ein unfassbares Wunder ist diese Erkenntnis für mich; zu hoch, als dass ich es je begreifen könnte.

Psalm 139, 1-6

Vor unseren Mitmenschen können wir etwas verbergen, vor unserem HERRN nicht. Er kennt uns durch und durch, er ist immer um uns herum, er kennt jeden unserer Gedanken. Diese Erkenntnis ist in der Tat irritierend, ja „ein unfassbares Wunder“, wie es der Psalmist ausdrückt. Sind wir uns dessen wirklich immer bewusst? Vor Gott haben wir keine Intimssphäre, die wir sonst so sehr verteidigen. Jeder Mensch hat sogar ein Recht auf deren Schutz. Der Grund ist sicher, dass andere dieses Wissen über uns ausnutzen könnten, um uns in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Bei unserem Schöpfer brauchen wir solche Ängste nicht zu haben. Ihm können wir die geheimsten Dinge anvertrauen, zum Beispiel im stillen Gebet. Er weiß ohnehin alles über uns, also können wir es auch vor und mit ihm zum Thema machen. Wie viel Trost, Beruhigung und Ermutigung liegt in dieser Erkenntnis!