Andacht Heute

Gegen die Resignation

Lernt wieder, Gutes zu tun! Sorgt für Recht und Gerechtigkeit, tretet den Gewalttätern entgegen und verhelft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht!
Jesaja 1,17

Wir dürfen uns auf das Wort Gottes berufen, wenn wir Dinge in unserem Land ansprechen, die erkennbar schief laufen. Weil eine Andacht nicht der richtige Rahmen ist, um zu politisieren, will ich hier auch keine konkreten Missstände ansprechen. Aber der Prophet Jesaja fordert sein Volk auf, die Augen nicht zu verschließen, wenn es um Gerechtigkeit geht. Erschwerend kommt heute hinzu, dass die Medien voll sind von Begriffen wie Gerechtigkeit, Haltung und Demokratie. Sehr viele von denen, die sie so eifrig in den Mund nehmen, sind davon überzeugt, dass sie die Oberhoheit über die Wahrung dieser Werte haben. Und sie glauben auch, das Recht zu haben, sie dem Rest der Bevölkerung absprechen zu können. Doch gerade diese Praxis der Denunziation Andersdenkender führt unweigerlich in einen Zustand der Rechtlosigkeit.

Jesaja fordert uns auf, nicht länger tatenlos zuzusehen. Wir sollen unsere Stimme erheben, wenn in unserem Land etwas faul ist. Als Beispiel nennt er die Waisen und Witwen, für die man sich einsetzen kann. Wir saßen gestern in fröhlicher Runde mit Frauen aus der Ukraine zusammen. Sie haben ihre Dankbarkeit ausgedrückt für all die Hilfe, die sie in Deutschland erfahren. Sie leben bei uns oft getrennt von ihren Männern und älteren Familienangehörigen. Nicht selten hat der Krieg auch Todesopfer gefordert. Den Frauen wird materiell geholfen, aber sie brauchen auch dringend unsere Zuwendung, um diese Situation ertragen zu können. Um nicht in Hoffnungslosigkeit zu versinken, hilft uns allen nur das gemeinsame Gebet.

Ihr werdet von Kriegen und Unruhen hören. Aber lasst euch dadurch nicht erschrecken! Das alles muss geschehen, aber das Ende kommt noch nicht sofort danach.
Lukas 21,9

Gedanken zum Osterfest

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.
Johannes 3,17

Wenn ich mir nicht ganz sicher bin, was ein Wort in der Bibel in einem bestimmten Zusammenhang bedeutet, schaue ich gerne in den Lexikalischen Sprachschlüssel der Elberfelder Studienbibel. Dieser Vers aus dem Johannesevangelium ist ein sehr bekannter Vers. Wir haben ihn oft gehört, aber gerade deshalb besteht die Gefahr, dass wir über ihn hinweglesen, ohne uns seiner Bedeutung voll bewusst zu werden. So habe ich gesehen, dass dieses „Richten“ (griechisch: krino) in seiner Grundbedeutung ein „Teilen, Trennen, Unterscheiden, Entscheiden“ ist. Im Verszusammenhang geht es für den Beurteilten nicht um eine bloße Meinung, die ein anderer über ihn äußert. Es handelt sich hier um ein Urteil über jemand, das Folgen hat, so wie es von einem Richter gefällt wird oder vom Personalchef eines Unternehmens bei der Einstellung eines neuen Mitarbeiters.

Beim Kommen Jesu Christi, das wir in diesen Tagen feiern, ging es aber gerade nicht um ein solches Richten zu seinen Lebzeiten auf Erden. Der Messias hat nicht jedem, dem er begegnet ist, auf den Kopf zusagt, dass er gerettet ist oder nicht. Das Herausragende an seiner Begegnung mit der Welt war, dass er uns durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung den Weg zum Heil eröffnet hat. Wir können das Angebot ablehnen, dann sind wir gerichtet und die Ewigkeit ist uns für immer verwehrt. Wenn wir so wollen, sind wir es selbst, die wir uns diesem Urteil sehenden Auges unterwerfen. Wir könnten auch sagen: Wir richten uns selbst. Entscheiden wir uns heute noch für den Glauben an Jesus, dann dürfen wir sicher sein, dass uns nach unserem Tod ein gnädiges Gericht erwartet. Alle, die heute Jesus und seine einmalige Rettungstat ablehnen, werden nach ihrem Tod mit trauriger Gewissheit erkennen müssen, was sie auf Erden unwiederbringlich versäumt haben.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind.
Johannes 3,18-21

Eine unerträgliche Lehre?

Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre unerträglich finden und sich Lehrer nach ihrem Geschmack aussuchen, die ihnen nur das sagen, was sie gern hören wollen.
2. Timotheus 4,3

Treffender als in diesem Vers hätte Paulus die heutige Situation nicht beschreiben können: Wie viele Menschen können mit der klaren Botschaft der Bibel nichts mehr anfangen und sagen das auch ganz deutlich. Gestern hörte ich von einem evangelischen Pfarrer, der auch die gängige Meinung vertrat, es gäbe nur einen Gott für alle Religionen. Es sei also egal, ob man Christ oder Hindu sei. Es gäbe zwar viele Götter, aber das spiele keine Rolle. Hauptsache, man sei ein guter Mensch hier auf Erden. Dieser selbstgemachte Religionsmix kommt in unserer Gesellschaft gut an. Wer als gläubiger Christ darauf hinweist, dass es nur einen einzigen, allmächtigen Gott gibt, der Himmel und Erde geschaffen hat, bekommt den Stempel „Fundamentalist“ aufgedrückt, auch wenn man es nicht offen ausspricht. Kein Wunder, dass es so viele Wohlfühlprediger gibt, die genau wissen, was die Mehrheit der Kirchenbesucher hören will.

Der dänische Philosoph und Schriftsteller Soeren Kierkegaard (1813-1855) warf der Amtskirche vor, das Christentum nicht mehr zu vertreten, sondern zu verhindern. Statt schöner Worte zur Ablenkung müsse dem Menschen seine verzweifelte Lage vor Augen geführt werden, die er nur durch den Glauben an Gott überwinden könne. Die Kirchenchristen waren für ihn nur sich selbst belügende Spießer, aber niemals wahre Christen. Solche Töne scheinen heute nicht mehr zeitgemäß. Man hat Kierkegaard wegen seines „aggressiven Antirationalismus“ angegriffen, der noch heute einen gefährlichen Einfluss auf Fundamentalisten ausübe. Ich frage mich nur, wie diese Vertreter eines angeblich rationalen, aufgeklärten Denkens über Jesus geurteilt hätten, wenn er heute gekommen wäre. Wir sollten uns bewusst sein, dass diese modernen Theologen alles Mögliche vertreten, aber nicht mehr die reine Lehre.

Wenn jemand von der gesunden Botschaft unseres Herrn Jesus Christus nichts wissen will und sich nicht an die Lehre hält, auf die sich unser Glaube gründet, sondern Dinge lehrt, die im Widerspruch dazu stehen, dann ist er von Hochmut verblendet und weiß in Wirklichkeit überhaupt nichts.
1. Timotheus 6,3