Andacht Heute

Verteilen, weitergeben, vermitteln

Diese Botschaft wird nicht nur bei euch, sondern auch in der ganzen Welt verbreitet. Immer mehr Menschen hören sie, nehmen sie an, und so trägt sie reiche Frucht.
Kolosser 1,6

Der Hauptmarkt in Graz ist ein großer Platz, auf dem meist ein buntes Treiben herrscht. Werktags locken Marktstände Besucher an, und noch am vergangenen Donnerstag fand hier eine große Party anlässlich der Neueröffung eines Kosmetikunternehmens statt. Gestern am Sonntag war der Platz wieder weitgehend leer, nur ein Stand mit jungen Leuten, die kleine Bibeln verteilten, war vor Ort. Wir kamen mit ihnen ins Gespräch und es kam eine tiefe Form von Freude auf, wie sie unter Christen herrscht, die sich begegnen und sich über ihren Dienst austauschen. Ich sagte ihnen, dass es mutig sei, das Evangelium an diesem Ort zu verkünden.

Auf der Rückfahrt in unser Quartier kam Inge in der Straßenbahn mit vier Heranwachsenden ins Gespräch, zwei mit muslimischem, einer mit jüdischem Hintergrund und einer, der sich als Atheist bezeichnete. Keiner von ihnen bekannte sich zu einer Religion, vom christlichen Glauben wussten sie nichts. In der kurzen Zeit zwischen den drei Stationen konnte Inge auf einige wichtige Punkte hinweisen. Sie gab jedem ein Johannes- und ein Lukas-Evangelium, die sie zuvor am Stand erhalten hatte, mit dem Hinweis, dass es sich um Berichte von Augenzeugen der Existenz Jesu auf Erden handelt, die Jahrhunderte vor Mohammed niedergeschrieben wurden. Beim Aussteigen aus der Straßenbahn gab sie ihnen noch mit auf den Weg, dass jeder Mensch die Möglichkeit habe, sich für den richtigen Glauben zu entscheiden.

„Geht in die ganze Welt und verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium!“
Markus 16,15

Der wahre Friedefürst

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Johannes 14:27

Auf dem Weg von unserer Unterkunft in Graz zum Lipizzanergestüt Piber kamen wir gestern an der Hundertwasserkirche in Bärnbach vorbei. Schon von weitem glänzte der vergoldete Zwiebelturm im Sonnenlicht. Hundertwasser hat die bestehende Kirche in den 1980er Jahren umgestaltet. Sie beeindruckt jeden Besucher mit ihrer lebendigen Farbigkeit und ausdrucksstarken Symbolik. Zeitlebens setzte sich der Künstler für eine natur- und menschengerechtere Architektur und eine bessere Welt ein. Die gerade Linie in der Tradition des Bauhaus lehnte er ab, sie war für ihn ein „Werkzeug des Teufels“. Rund um die Bärnbacher Kirche gestaltete Hundertwasser 12 farbige Tore, die für alle Weltreligionen stehen. Er war nicht im engeren Sinn gläubig, eher – wie man so sagt – „spirituell interessiert“ und hatte wohl die Vision einer Versöhnung aller Religionen.

Hundertwasser nannte sich nach seinem Aufenthalt in Japan „Friedensreich“. Leider ist die Welt seit seinem Tod im Jahr 2000 nicht friedvoller geworden, im Gegenteil. Alle menschlichen Versuche, dauerhaften Frieden zu schaffen, sind bisher gescheitert. Den wahren Frieden gibt es nur bei Gott. Jesaja hatte prophezeit, dass einer kommen wird, der ihn uns geben wird:

Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn „Wunderbarer Ratgeber“, „Starker Gott“, „Ewiger Vater“, „Friedensfürst“.
Jesaja 9,5

Ein unlösbares Problem für unseren Verstand

Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns.
Johannes 1,14

Es gibt unzählige Abhandlungen über den Begriff des griechischen Logos, der fast immer mit „Wort“ übersetzt wird. In der griechischen Philosophie hatte er die Bedeutung „Weltvernunft“. Nach den Sophisten ersetzte der Logos (Vernunft) als eine auf Wahrheitsbeweisen beruhende Welterklärung den Mythos (Sage), als einer Welt der Götter und Geister. Für den Christen ist der Logos ganz mit Gott verbunden, und Jesus ist für ihn das personifizierte Wort. Für Philosophen ist das mit der Problematik des Logos verknüpfte Leib-Seele-Problem bis heute ungelöst. Damit ist das Verhältnis von Körperlichem und Geistigem gemeint. Es gibt Stimmen, die von völlig unterschiedlichen Substanzen ausgehen (Dualisten) und solche, die dies ablehnen (Monisten). Darüber hinaus gibt es noch weitere Erklärungsmodelle.

Als Christen helfen uns diese philosophischen Spekulationen nicht weiter, wenn wir den Vers von oben begreifen wollen. Was Johannes uns mitteilt, kann nach menschlichen Begriffen nicht anders als ein Wunder bezeichnet werden: Das Wort ist Mensch geworden, Fleisch geworden, also die Menschwerdung des Gottessohnes im Hier und Jetzt der damaligen Zeit. Und ER ist immer noch unter uns, als Wort in Gestalt der Bibel, als SEINE Mitteilung an uns und in seiner grenzenlosen Liebe, die er durch seinen Opfertod für uns sündige Menschen bewiesen hat, und durch sein Erlösungsangebot, mit dem er uns die Ewigkeit erschlossen hat. Diese Erkenntnis sollte jedem von uns genügen. Wir sollten unseren Verstand gebrauchen, wo immer es nötig ist. Aber wenn wir vor diesem größten Wunder der Geschichte stehen, reicht unser Verstand bei weitem nicht aus.