Andacht Heute

Gedanken zur Nächstenliebe

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber ein zweites: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.“
Matthäus 37-39

Dies antwortete Jesus auf die Frage eines Schriftgelehrten, was das wichtigste Gebot im Gesetz wäre. Die Antwort fällt klar und eindeutig aus. Sie ist für jeden verständlich, dennoch ist jeder, der das liest aufgerufen, darüber nachzudenken.

Liebe muss die Grundlage der Beziehung des Menschen zu Gott sein. Der Hinweis auf diese Grundhaltung nimmt denjenigen den Wind aus den Segeln, die sich in ihrer Gesetzlichkeit verfangen haben und peinlich genau auf die Einhaltung der Zehn Gebote achten und einzelne davon besonders hervorheben. Wenn ich Gott liebe, will ich seinen Willen tun. Das wird nicht perfekt möglich sein. Kein Mensch ist ohne Sünde. Im Umgang mit unseren Mitmenschen zeigt sich, wie es um die praktische Umsetzung dieses Liebesgebotes bestellt ist. Psychologen haben aus dem „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ gelegentlich die Aufforderung konstruiert, man solle zunächst einmal alles in den Blick nehmen, was einem selbst gut tut. Nur ein Mensch, der sich seiner Wünsche und Bedürfnisse bewusst geworden ist, könne auch offen sein für den Nächsten. Wenn ich diese Reihenfolge aus dem Wort Jesu ableite, also vom Egoismus zum Altruismus zu gehen, dann laufe ich Gefahr, dass ich zuerst nur auf mich schaue und den Nächsten nach meinen Wünschen konstruiere. Dann liebe ich an ihm nur das, was mir nützt. Das ist sicher nicht die Nächstenliebe, die Jesus uns empfiehlt.

Tut nichts aus Streitsucht oder Ehrgeiz, sondern seid bescheiden und achtet andere höher als euch selbst!
Philipper 2,3

Gottes Allmacht

Siehe, ich, der HERR, bin der Gott allen Fleisches, sollte mir etwas unmöglich sein?
Jeremia 32,27

Als die Jünger Jesus sahen, warfen sie sich nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat zu ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Matthäus 28,17-18

Ein christliches Glaubensbekenntnis ist eine kurze Zusammenfassung der Glaubensinhalte des Christentums. Am bekanntesten ist wohl das Apostolische Glaubensbekenntnis. Dort heißt es gleich zu Beginn: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Wer diese Worte ernst nimmt, kann an der Allmacht Gottes nicht zweifeln. Sie zeigt sich in der Schöpfung. Gott hat das Universum und alles, was darin ist, erschaffen. In dieser Schöpferkraft zeigt sich seine unbegrenzte Macht. Gott lenkt die Weltgeschichte. Gott hat alle Macht über Sünde und Tod. Am Ende der Zeiten wird er die Welt richten. Darin wird sich seine Gerechtigkeit in ihrer ganzen Kraft zeigen. Gott hat die Macht, das Böse zu überwinden, und er wird alles zu einem guten Ende führen. Gott hat die Menschheit durch Jesus Christus erlöst. Alle, die an ihn glauben, haben das ewige Leben.

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
Psalm 91,1-2

Das Gleichnis vom Senfkorn

Da sprach er: Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten warf. Und es wuchs und wurde zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.
Lukas 13,18-19

Die Geschichte vom Senfkorn ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich ein Gleichnis interpretiert werden kann. Traditionell symbolisiert es das Wachsen von etwas ganz Kleinem und Unscheinbaren, also der christlichen Gemeinde, die zu etwas Großem und Bedeutendem werden kann. So wird es als Erklärung für das Wachsen des Reichs Gottes herangezogen.

Im Gespräch mit meiner Frau kamen wir auf eine weitere Interpretation. Wir stellten uns die Frage nach der Wirkung von Senf. Wofür steht Senf? Als Apotheker habe ich gelernt, dass sein Öl Glykoside enthält. Diese Senfölglykoside sorgen zum einen für die charakteristische Schärfe, zum anderen hat man herausgefunden, dass sie sogar entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral wirken. Auch die Kapuzinerkresse enthält Senfölglykoside und als Tinktur hat sie uns im Frühstadium von Erkältungen schon oft wertvolle Dienste geleistet. Was hilft uns nun diese Erklärung bei der Interpretation des Gleichnisses vom Senfkorn? Ich meine, wir lernen daraus, dass man sich nicht von beeindruckenden Auswucherungen ablenken lassen darf vom eigentlich wirksamen Kern.