Andacht Heute

Nachsicht als tägliche Übung

Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließt.
Kolosser 3,13-14

Es gibt wohl kaum etwas, was uns die Tage unseres Lebens mehr eintrüben kann, als der Ärger und die Klage über erlittenes Unrecht. Wie oft rechnen wir uns im Nachhinein vor, wie sehr wir doch benachteiligt, geschädigt, beleidigt, verleumdet (und noch so vieles mehr) worden sind. Ist da nicht der Gedanke an Rache sehr viel naheliegender als der an Vergebung? Es ist natürlich auch eine Frage der Schwere der Verletzung. Es macht ein Unterschied aus, ob mich eine Bemerkung über meine Ungeschicklichkeit geärgert hat oder ob ich den Mord an einem Familienmitglied zu beklagen habe. Gerade wenn wir von solchen ganz großen Tragödien verschont geblieben sind, ergibt sich für uns die Lehre aus den Versen von oben. Sollten wir nicht mal mit den kleinen, banalen Verletzungen etwas großzügiger umgehen? Müssen wir alles gleich an die große Glocke hängen? Können wir unsere Empfindlichkeiten nicht ein wenig zügeln? Oft würde es schon reichen, wenn wir versuchen, etwas „cooler“ zu reagieren. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an unserem Heiland Jesus Christus. Als völlig Unschuldiger gedemütigt und zusammen mit Verbrechern gekreuzigt, hatte er Nachsicht mit seinen Verfolgern:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Lukas 23,34

Unsere Grobbewertungen und deren Korrektur

Doch jetzt legt das alles ab, auch Zorn, Aufbrausen, Bosheit und Verleumdung; kein gemeines Wort darf über eure Lippen kommen.
Kolosser 3,8

Im abendlichen Chat beschäftigen wir uns gerade mit dem Kolosserbrief. Vor diesem Vers zählt Paulus auf, was im Leben eines Christen keinen Platz hat: „sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, ungezügelte Leidenschaft, böse Begierde und Habgier“. Diese lasterhaften Eigenschaften sind Gott ein Gräuel, wie jeder Leser verstehen wird. Sie werden in Vers 8 durch eine Reihe von Versuchungen ergänzt, denen wir nicht so leicht widerstehen können. Sie kommen leider auch im Leben eines Wiedergeborenen immer wieder vor. Wer behauptet, er sei völlig frei davon, macht sich und anderen etwas vor. Es ist einfach scheinheilig zu behaupten, man würde sich nie ärgern oder kein abfälliges Wort über andere verlieren.

Ich hatte heute gleich nach dem Aufstehen die Erkenntnis, dass es für uns fast eine Notwendigkeit ist, eine Art „grobe Einschätzung“ über andere zu haben, um uns im Alltag zurechtzufinden. Ich glaube, das macht jeder. Meine anfängliche Einschätzung musste ich oft stark korrigieren. Es ist wie bei meinen Menschenbildern, die ich als Hobbykünstler mit groben Bleistiftstrichen anfange und nach und nach deutlich korrigieren muss, damit sie der Wirklichkeit besser entsprechen. Im obigen Vers heißt es, dass kein böses Wort über unsere Lippen kommen soll. Ich verstehe das als Aufforderung, nicht vor anderen über jemanden, der nicht anwesend ist, zu schimpfen oder in allgemeine Lästereien über ihn einzustimmen. Oft sind es nur ungefähre, skizzenhafte Vorstellungen, die ich von ihm habe und die besser in meinen Gedanken verborgen bleiben sollten, bevor ich sie öffentlich vertrete. Sie bedürfen fast immer der Korrektur. Wie viel Schmerz und wie viele Tränen sind durch übles Nachreden schon verursacht worden! Halten wir uns also damit zurück, so wie Gott es von uns fordert.

Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden.
1. Petrus 2,1

Das Leben wird zum Fest

Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.
Johannes 10,10

An diesem verlängerten Wochenende hatten wir Besuch, und es wurde ein Fest, wie wir es nie hätten planen können. Es wurde freudig miteinander geredet, gekocht, geplant, gebetet, gesungen und getanzt. Es gab alles im Überfluss, nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Freude, Spaß und Hoffnung. Eines ist sicher, wir werden diese Tage nicht vergessen und uns in schwierigen Zeiten daran erinnern. Alle Teilnehmer wissen, dass dies alles ein Geschenk ist, weil Jesus in unser Leben gekommen ist und uns diese Fülle gebracht hat. Die Fülle des Lebens bedeutet nicht ein Leben in Reichtum, Luxus, Bequemlichkeit, Macht und Verehrung. Sie ist vielmehr verbunden mit gesteigerter Lebensenergie, Freude an kleinen Dingen, Erweiterung enger Lebensbereiche, Freude am Schaffen, Heiterkeit und Frohsinn. Der große Prediger Spurgeon hat einmal gesagt: „Das Leben ist von unterschiedlichen Ausmaßen geprägt. Manche haben Leben, aber es flackert wie eine sterbende Kerze und ist undeutlich wie das Feuer im rauchenden Flachs; andere sind voller Leben, leuchtend und vehement.“ Lassen wir unser flackerndes Flämmchen durch Jesus wieder hell und feurig werden.