Andacht Heute

Ausgleich statt Rache

Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandverletzung für Brandverletzung, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.
2. Mose 21,24-25

    Dieses mosaische Prinzip (auch ius talionis Ausgleichsprinzip genannt) wird heute von vielen als grausam empfunden. Dennoch war es in einer Zeit, in der die Blutrache vorherrschte, bereits ein großer Fortschritt für die Strafverfolgung. Entgegen mancher Meinung ging es nun um finanzielle Entschädigung und nicht mehr um körperliche Verstümmelung. Es richtete sich auch nicht an das Opfer, um es zur Vergeltung aufzufordern, wie es im Volksmund als „Auge um Auge“ immer noch gerne verstanden wird. Martin Buber hat es mit „Gib Auge um Auge“ übersetzt, um Missverständnissen vorzubeugen. Der Täter sollte verpflichtet werden, für den Schaden aufzukommen und den Rechtsfrieden wieder herzustellen. Noch radikaler hat Jesus in der Bergpredigt auf den Sinn des Gebotes hingewiesen, nämlich durch Verzicht auf Vergeltung Frieden unter den Menschen zu stiften. Das gilt für den Einzelnen und steht nicht im Gegensatz zur notwendigen Rechtspflege des Staates.

    Das Wirken des Heiligen Geistes

    Doch wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden. Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.
    Johannes 16,12-15

    Nach der Himmelfahrt Jesu begann an Pfingsten das volle Wirken des Heiligen Geistes. Sein Dienst ist es, Jesus zu offenbaren, Zeugnis von ihm abzulegen (Johannes 15,26). Er tut dies nicht, indem er von sich selbst spricht, sondern indem er an die Worte Jesu erinnert. Die obigen Verse seien auch denen gesagt, die aus ihren Träumen und Visionen geredet und behauptet haben, ihnen sei neues Wissen geoffenbart worden. All diese nachträglichen Ergänzungen sagen nichts über Jesus aus, wohl aber über die Motive der Verkünder dieser angeblichen Wahrheiten. Auch der Heilige Geist, auf den man sich gerne beruft, spricht nicht für sich selbst, sondern er verherrlicht Jesus und wird auf seine Worte hinweisen, wie uns der Text sagt.

    Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
    Johannes 14,26

    Zweckentfremdung von Bibeltexten

    Einen Fremden sollst du nicht quälen. Denn ihr wisst, wie dem Fremden zumute ist, seid ihr doch selbst Fremde gewesen im Land Ägypten.
    2.Mose 23,9 (Tageslosung)

    Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: Herr, wann kamst du als Fremder zu uns, und wir nahmen dich auf? Dann wird der König antworten: Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.
    Matthäus 25,37.38.40 (Lehrtext)

    Herr Jesus Christus! Fremde Menschen kommen in unser Land, weil sie in ihrer Heimat keine Grundlage zum Leben mehr finden. Sie haben alles Vertraute zurückgelassen und kennen unsere Sprache und Gebräuche nicht. Darum fühlen sie sich fremd unter uns. Wir bitten dich: Gib uns ein offenes Herz für diese neuen Nachbarn. Hilf uns, sie mit Wärme und Liebe in unsrer Mitte aufzunehmen – denn auch sie sind deine Brüder und Schwestern.
    (3. Text)

    Heute habe ich mich über die Auswahl des Lehrtextes und das Gebet im 3. Text für die (ausgeloste) Losung geärgert. Es ist zu offensichtlich, dass die Gelegenheit genutzt wurde, um an unser Gewissen zu appellieren, wenn es um Migranten geht. Ich halte nichts davon, mit Bibelversen politisch zu argumentieren. Es ist auch nicht gerade ein Zeichen von Mut, den 3. Text – wie hier geschehen – ohne die sonst bei den Herrnhuter Tageslosungen übliche Autorenangabe abzudrucken (erscheint nur in der Druckfassung, nicht online). Dahinter steht eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft, die für die Auswahl der Lehr- und Begleittexte verantwortlich ist. Für mich ist dies eine weitere Bestätigung meiner Einschätzung: Die großen Kirchen mischen sich heute zu sehr in das politische Tagesgeschehen ein, statt sich um ihre eigentliche Aufgabe zu kümmern, nämlich das Heil unserer Seelen.

    Wir dagegen sind Bürger des Himmels, und vom Himmel her erwarten wir auch unseren Retter – Jesus Christus, den Herrn. 
    Philipper 3,20