Andacht Heute

Demut statt Hochmut

Nein, ich bilde mir nicht ein, es schon geschafft zu haben, Geschwister; aber eins steht fest: Ich vergesse das Vergangene und schaue auf das, was vor mir liegt. Ich laufe mit aller Kraft auf das Ziel zu, um den Siegespreis dort oben zu gewinnen, zu dem uns Gott durch Christus Jesus gerufen hat.
Philipper 3,13-14

Wenn selbst Paulus in diesem Brief davon spricht, dass er noch nicht zur vollen geistlichen Reife gelangt ist, dann kann uns das nur erstaunen. Was hat dieser Mann für die ganze Christenheit getan! Wie vielen Menschen hat er das Evangelium nahegebracht. Wie oft wurde er bedroht, und am Ende seines Einsatzes für Jesus stand der Märtyrertod. Und dieser Paulus bekennt, dass er weit entfernt ist von jeglichem Perfektionismus und macht sich selbst Mut für die Zukunft. Diese Bescheidenheit ist bei vielen „Superchristen“, seien es starke christliche Leiter, hervorragende Prediger oder begeisterte Gemeindeglieder, nicht immer zu erkennen. Es gibt zu viele, die in ihrer christlichen Praxis – nach eigenen Worten – von Erfolg zu Erfolg eilen und den Eindruck erwecken, alles erreichen zu können. Der Mensch ist anfällig für Stolz und Überheblichkeit. Dass es auch anders geht, zeigt uns Paulus. Auch hier ist er uns ein großes Vorbild.

Denn „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber schenkt er Gnade.“
1. Petrus 5,5

    Was uns wirklich satt macht

    Alle Lebewesen hoffen auf dich, dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit. Du gibst sie ihnen, sie sammeln alles ein. Du öffnest freigebig deine Hand, und sie werden satt von deinen guten Gaben.
    Psalm 104, 27-28

    Viele Menschen leiden heute unter dem Gefühl der Unersättlichkeit. Nicht nur in Deutschland nimmt die Zahl der Übergewichtigen und Fettleibigen stetig zu. Es gibt eine Reihe von Theorien, wie Hunger und Sättigung in unserem Körper gesteuert werden. Entdeckt wurde das Hormon Leptin, das daran beteiligt sein soll. Glutamat ist in vielen Fertignahrungsmitteln als Geschmacksverstärker enthalten. Es kann Leptin bremsen und uns das Gefühl geben, wir müssten noch mehr essen, um satt zu werden. Wie gesagt, das ist nur eine von vielen Theorien.

    Meiner Meinung nach geht es in unserem Psalm nicht nur um unsere Ernährung. Wir sind auch sonst von vielen Dingen umgeben, die uns nicht satt machen. Was tun Menschen heute nicht alles, um einen Sinn in ihrem Leben zu finden? Es gibt so viele Welterklärer, Ideologen, Esoteriker, Astrologen, Gesundheitsapostel, denen es gelingt, Anhänger zu gewinnen. Sie alle können die Gehirne der Menschen kanalisieren, also verengend in eine bestimmte Richtung drängen. Aber es ist nicht so, wie ein bekannter Psychiater sagte, dass es im Grunde egal ist, woran sich die Menschen orientieren, Hauptsache, sie finden irgendeinen Sinn, der sie vor Grübeln und Unzufriedenheit bewahrt. Wie das Glutamat in unserer Nahrung sollten wir alles meiden, was uns geistig nicht satt macht. Gott allein sättigt uns mit seinen guten Gaben. Lesen wir Psalm 104, er macht uns ausgeglichen und froh.

    Wenn alles vorbei ist

    Es war ein reicher Mensch, dessen Land hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr!
    Lukas 12,16-17.19-20

    Als ich heute die Geschichte vom reichen Mann wieder einmal gelesen habe, da fiel mir neben den vielen Erfolgsgeschichten der Reichen und Mächtigen in den Medien das Beispiel eines bescheiden auftretenden Mannes ein, der sich mit Videos von seinen vielen, großen Radtouren einen Namen gemacht hat in der Szene der Pedalritter. Es ist schon erstaunlich, wie viele Kilometer er in den vergangenen Jahren schon zurückgelegt hat. Aus anfänglicher Freude an gelegentlichen Fahrten ist bei ihm so etwas wie eine Obsession entstanden, er scheint jede freie Minute auf dem Sattel verbracht zu haben. Da ich selbst gerne mit dem Rad unterwegs bin, habe ich ein wenig seine Videos auf YouTube verfolgt. Groß war mein Erstaunen, als ich seinen letzten Beitrag sah, den er mit dem Titel „Der Anfang vom Ende“ versehen hat. Er, der sonst so zupackend und enthusiastisch wirkte, war fahl im Gesicht, und er berichtete stockend, dass für ihn nun wohl alles vorbei sei. Wegen immer wieder auftretender Gefäßverschlüsse in den Beinen müsse er diese langen Radfahrten für alle Zeiten aufgeben.

    Dieses Beispiel hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe ja selbst für nächste Woche eine kleine Mehrtagestour mit dem Rad von Leipzig nach Erfurt vor, worauf ich mich freue. Aber wie schnell kann es auch für mich, der ich fast 30 Jahre älter bin als dieser Mann, mit diesem Sport vorbei sein. Mit großer Dankbarkeit sollte man sich über das freuen, was man so alles betreiben kann, nichts sollte einem aber gefangennehmen und zur einzigen großen Leidenschaft werden. Denn schnell kann alles vorbei sein, sogar das ganze Leben. Wenn man dann vor Gott steht, wäre es traurig, nur seine weltlichen Taten vorweisen zu können, ohne Jesus in sein Leben aufgenommen zu haben. ER selbst beendete die Geschichte vom reichen Mann mit den Worten:
    „So wird es allen gehen, die auf der Erde für sich selber Reichtümer anhäufen, aber mit leeren Händen vor Gott stehen.“