Andacht Heute

Eigene oder Gottes Maßstäbe

Wir alle haben früher so gelebt; wir ließen uns von den Begierden unserer eigenen Natur leiten und taten, wozu unsere selbstsüchtigen Gedanken uns drängten. So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient als Gottes Zorn.
Epheser 2,3

Wenn Gott in unserem Leben keine Rolle spielt, dann sind wir ein Spielball unserer eigenen Leidenschaften. Aber, wird mancher sagen, es gibt ja noch die Moral. Sie beschreibt die allgemein anerkannten Sitten, Tugenden, Normen und Werte der Gesellschaft, die auch Eingang in Regeln und Gesetze gefunden haben. In den verschiedenen Kulturen gibt es durchaus Unterschiede in den moralischen Werten. In unserer christlichen Zivilisation ist unübersehbar, wie viele Werte aus der Bibel übernommen und damit zum unbestrittenen Allgemeingut geworden sind. Man denke nur an Werte wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Ein Christ wird sie auch Andersgläubigen entgegenbringen. Auch Atheisten und Agnostiker können diese Moralvorstellungen intellektuell anerkennen und praktizieren. Was sie aber von den Gläubigen unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie sich ihr eigenes Wertesystem aufbauen müssen. Sie setzen sich ihre eigenen Maßstäbe, denen sie sich verpflichtet fühlen, die sie aber im Gewissenskonflikt auch wieder ändern können. Denn der Ungläubige ist keiner höheren Macht Rechenschaft schuldig. Für ihn gelten nur seine eigenen Gesetze. So ist er nicht selten seinem Bauchgefühl ausgeliefert, dem sich sein Verstand unterwirft und die notwendigen Anpassungen des eigenen Wertesystems vornimmt. Auch der christlich gesinnte Mensch ist nicht davor gefeit, „sich selbst zu richten“, wenn die eigene Natur ihn dazu verleitet. Dann werden Bibelverse uminterpretiert und dem jeweiligen Mainstream angepasst. Wenn in einer Gesellschaft wie der unseren, es schick geworden ist, sich für die Vielfalt zu öffnen, dann sind wir schnell wieder bei der Vielgötterei gelandet, die unserem Gott ein Gräuel ist.

Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Römer 12,2

Sie waren schwer von Begriff

Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten.
Lukas 24,27

Als die Jünger nach Emmaus gingen, kam Jesus auf sie zu, aber sie erkannten ihn nicht. In der Schlachterübersetzung heißt es: „Ihre Augen wurden gehalten“. Das deutet darauf hin, dass sie von Gott daran gehindert wurden, Jesus in diesem Augenblick zu erkennen. Sonst wäre es verwunderlich gewesen, wenn sie vor lauter Weltschmerz nicht gesehen hätten, mit wem sie es jetzt zu tun hatten. So erzählten sie freimütig, was ihrer Meinung nach geschehen war, dass ein Jesus von Nazareth, den sie für einen Propheten hielten, zum Tode verurteilt und getötet worden war. Sie hatten ihn immer noch nicht als Sohn Gottes erkannt und wurden im Laufe des Gesprächs von Jesus selbst belehrt. Sie kannten zwar die alten Schriften, aber die Worte der Propheten, die auf den Erlöser der Menschheit hinwiesen, hatten sie nicht verstanden. Am Ende dieser Bibelstunde hatten sie es endlich begriffen. Der Herr war auferstanden und Simon und ihnen erschienen.

Dann öffnete er ihnen die Augen für die Schrift und half ihnen, sie zu verstehen. „So steht es geschrieben“, erklärte er ihnen, „und so musste der Messias leiden und sterben und am dritten Tag danach von den Toten auferstehen. Und in seinem Namen wird man allen Völkern predigen, dass sie zu Gott umkehren sollen, um Vergebung der Sünden zu erhalten. Das beginnt in Jerusalem. Ihr seid Zeugen für das alles.“
Lukas 24,45-48

Fromme Übungen

Wenn ihr zusammen mit Christus den Vorschriften und Regeln dieser Welt abgestorben seid, weshalb tut ihr dann so, als würdet ihr noch unter ihrer Herrschaft leben? Ihr lasst euch vorschreiben: „Damit darfst du nichts zu tun haben! Davon darfst du nicht essen! Und das darfst du nicht einmal berühren!“ Solche Regeln sind nichts als menschliche Vorschriften für Dinge, die doch nur dazu da sind, um von uns benutzt und verbraucht zu werden. Es sieht zwar so aus, als ob solche eigenwilligen Gottesdienste, Demutsübungen und Misshandlungen des Körpers Zeichen besonderer Weisheit seien. Aber in Wirklichkeit haben sie keinen Wert, sondern befriedigen nur das menschliche Geltungsbedürfnis. 
Kolosser 2,20-23

Seit Jesus sind wir befreit von den 700 Regeln des strengen Mosaischen Gesetzes. Während die Zehn Gebote nach wie vor ihre Gültigkeit behalten, müssen wir uns nicht mehr an all das halten, was Moses seinem Volk Israel auferlegt hat, wie die Vorschriften über die Stiftshütte, die Priester und die Opfer. Paulus hatte bei den Kolossern Tendenzen erkannt, die ihn vor einer neuen Gesetzlichkeit warnen ließen. Es gab wieder Leute unter ihnen, die großen Wert auf Askese und Verzicht legten. Paulus entlarvt sie in seinem Brief als Wichtigtuer, die sich vor anderen profilieren wollen. Wo immer wir solche Bestrebungen in christlichen Gemeinschaften beobachten, sollten wir wachsam sein. Niemals können uns zum Beispiel Praktiken wie der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel retten. Wer nicht Fleisch isst, kann das für sich selbst tun, aber er sollte es nicht von anderen verlangen und sich ihnen gegenüber frommer und gottgefälliger fühlen, wenn sie es nicht tun. Wer auf solche Gesetze besteht, hat etwas Grundsätzliches nicht begriffen, betont Unwesentliches und verstößt gegen das Liebesgebot, das uns Jesus so eindringlich ans Herz gelegt hat. Das heißt nicht, dass wir alles, was andere tun und was wir selbst tun, kritiklos gutheißen sollen.

Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf.
1 Korinther 10,23