Andacht Heute

Um welche Trauer geht es hier?

Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden!
Matthäus 5,4

Gemeint sind nicht die Trauernden, die über den Verlust eines Menschen weinen. Dieses Thema wird in der Bibel auch behandelt, aber an anderer Stelle. Im Gegensatz zu Ungläubigen, denen jeglicher Trost beim Tod eines geliebten Menschen fehlt, bleibt uns die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Es geht aber hier nicht darum, wie auch schon übersetzt wurde, dass jene getröstet werden, die „Leid tragen“. Glückselig sollen dagegen die sein, die über ihre Sünde trauern.

Tun wir das wirklich? Können wir das? Jesus ist auf die Welt gekommen, um für unsere Sünden zu sterben. Und wie reagieren wir? Achselzuckend nehmen wir zur Kenntnis, dass sie uns mit Christi Tod erlassen wurden. Dabei sündigen wir jeden Tag weiter, nach dem Motto: „Der Mensch ist nun mal unvollkommen.“ Das ist aber keine Entschuldigung über unser Versagen. Wo bleibt das tief greifende Gefühl der Traurigkeit über unsere Sündhaftigkeit? Wir müssen den HERRN bitten, dass er uns vor der Oberflächlichkeit dieses Denkens befreit und wir dazu kommen, zur echten Bekehrung und der Bestürzung über unser ständiges Versagen zu kommen. Wir dürfen nicht in Selbstzufriedenheit versinken wie der Pharisäer in Lukas 18,11-13. Halten wir uns dagegen an den Zöllner, der seine Rechtfertigung von Jesus erhalten hat. Mit dieser Einstellung dürfen wir auf den göttlichen Trost hoffen.

Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme! Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig!

Gottes Lektion für uns alle

Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott!
Jona 2,7

Die Geschichte des Propheten Jona enthält viel, woraus wir lernen können. Der HERR rettete ihn aus dem Bauch des Fisches, nachdem er gebetet hatte. Jona freute sich, aber als die Einwohner Ninives später verschont wurden und die Stadt nicht zerstört wurde, verärgerte ihn das. Er war der Meinung, das sei nicht gerecht. Gottes Barmherzigkeit würde hier zu weit gehen. Aber der Mensch soll sich nicht anmaßend verhalten und Gott kritisieren. Vom HERRN wurde ihm am Ende eine Lektion erteilt.

Gestern lief in ARTE der Film „Honecker und der Pastor“. Es war die wahre Geschichte vom Asyl, das dem ehemaligen Staatsratsvorsitzenden durch Uwe Holmer und seiner Familie gewährt wurde. Niemand wollten die von allen verhassten Honeckers bei sich aufnehmen. Man befürchtete Lynchjustiz. Einzig der Pastor Holmer, der auch unter dem Regime zu leiden hatte, zeigte Barmherzigkeit und erntete damit allseits Unverständnis und Anfeindungen. Er war es aber, der die Lehre aus Jona verstanden hatte. Beim Fall der Mauer hatte er mit seiner Familie geweint und Gott gedankt, der sie von einem unmenschlichen Regime befreit hat. Als er gefragt wurde, was ihn dazu gebracht hätte, die Honeckers zu beherbergen, sagte er: „Wir konnten doch nicht im Vaterunser beten ,Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern‘, und dann nicht danach leben.“

Die Bewährungsprobe

Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?
Markus 4,38

Es war eine harte Prüfung für die Jünger, die bei der Fahrt über den See auf sie zukam. Ein starker Sturm war aufgekommen und die Wellen drohten das Schiff zu verschlingen. Da weckten sie den schlafenden Jesus und fragten ihn angstvoll, ob IHM ihr Schicksal gleichgültig wäre. ER gebot dem Sturm, sich zu legen und fragte sie, ob sie daran gezweifelt hätten, dass er dies könne. Offenbar hatten die Wunder, die sie schon erleben konnten, bei ihnen nichts bewirkt. Schon bei der ersten Bewährungsprobe geriet ihr Glaube an Grenzen.

Aus heutiger Sicht könnte es uns diese Geschichte dazu führen, über die Leichtgläubigkeit der Jünger den Kopf zu schütteln. Da haben sie den Sohn Gottes im Boot und führen seine Anweisung aus. Dann geraten sie bei einem Sturm in Angst und machen IHM Vorwürfe, dass er sie in diese Situation gebracht hatte und sie nun im Stich lassen würde. Wir tun uns leicht, wenn wir das Verhalten der Jünger verurteilen, kennen wir doch aus der Bibel den ganzen Zusammenhang. Aber auch wir können in Notsituationen kommen, in denen wir zu zweifeln beginnen, ob Gott uns helfen wird. Da erst kann sich unser Glaube bewähren. Mir fällt aus der Jugend ein Spruch eines Gleichaltrigen ein, der sich sonst kaum mit klugen Reden hervorgetan hatte. Wir hatten alle noch nicht lange den Führerschein und wir stritten uns, wer der beste Fahrer sei. Einer meinte, dass er sehr gut Kurven fahren könne, ein anderer rühmte sich seiner Einparkkünste und so weiter. Da sagte dieser, dessen Meinung wir sonst wenig beachteten: „Ob einer Autofahren kann, zeigt sich erst, wenn er in eine schwierige Situation kommt.“ Er hatte recht. Beim Glauben ist es nicht anders. Erst in Zeiten der Bewährung zeigt es sich, wie tragfähig er ist.