Andacht Heute

Einfühlen lernen

Jakob sprach zu Josef: Geh hin und sieh, ob’s gut steht um deine Brüder und um das Vieh. Mose 37,14

Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4

Jakobs Lieblingssohn war Joseph. Dessen Brüder hassten ihn deswegen. Und dies noch mehr, als er ihnen von seinem Traum erzählte, in dem sein Überlegenheitsanspruch zum Ausdruck kam. Jakob gefiel dieses Gebaren von Joseph nicht und er schickte ihn zu seinen Brüdern, damit er sich nach deren Wohlbefinden (hebräisch: shalom) erkundigen sollte. Er versprach sich davon, sein Sohn könne dabei die Erkenntnis gewinnen, die eigene Überheblichkeit abzulegen, wenn er sich um seine Brüder kümmerte. Es war dies kein leichter Lernprozess für Joseph, weil er ihre Rache erleiden musste und sogar als Sklave nach Ägypten verkauft wurde.

Auch im Brief an die Philipper geht es darum, den Blick zu wenden, von sich auf den anderen. Wie im Gebot der Nächstenliebe soll im Leben eines Christen nicht mehr der Egoismus, sondern Altruismus und damit uneigennütziges Handeln im Vordergrund stehen. Bei dieser Menschenliebe geht es nicht darum, was ich gut finde für den anderen, also eine Art von Zwangsbeglückung. Dadurch, dass ich genau hinsehe, kann ich erkennen, wie es ihm geht und was er benötigt. Dazu ist Empathie nötig, die Fähigkeit des Einfühlens. Wir erleben es im täglichen Miteinander, dass dies die beste Voraussetzung für den Frieden zwischen den Menschen ist. Shalom (s. o.) hat die Bedeutung von Wohlergehen und Frieden. Die hebräische Begrüßung shalom aleichem heißt „Friede sei mit dir“.

Peter

Das wirklich Beständige

Himmel und Erde werden vergehen, du aber bleibst.
Psalm 102,27

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Hebräer 13,8

Im Psalm 102 hören wir das Gebet eines Kranken in seinem Leiden. „Meine Gebeine glühen wie Ofen“ weist auf hohes Fieber hin. Er fleht Gott an: „Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte der Tage! In all seiner Not vergisst er nicht, dass auch der Mensch eine vergängliche Schöpfung ist. Seine Hoffnung liegt in den kommenden Generationen. „Sie werden sicher sein unter seinen Schutz“, so endet der Psalm eines Leidenden. Wenn man dies liest, muss man unwillkürlich an die Corona-Kranken auf den Intensivstationen denken. Welchen Trost mag es da noch geben für den, der mit dem Tod ringt, außer den, dass er eingebunden ist in diesen höheren Zusammenhang. Einzig unser Gott garantiert ein Weiterleben in der Ewigkeit. An ihn können wir uns in jeder Situation wenden.

Auch Paulus weist auf dieses allzeit Beständige hin, wenn er auf Jesus hinweist. In allem Leiden und Ungewissheit ist er das einzige, der sich nie ändert. Wir dürfen uns auf seine Liebe zu uns verlassen und auf das vertrauen, was er uns gesagt hat. So wie er nicht vergehen wird, so werden auch seine Worte ewig Gültigkeit haben. In den Evangelien erscheint dieser Satz an mehreren Stellen und zeigt allein durch diese Häufung, wie wichtig er für uns sein sollte:

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nie vergehen.
Lukas 21,33 / Matthäus 24,35 / Markus 13,31

Peter

Der vollständige Text der heutigen Losungsworte

Psalm 102 Ein Bußpsalm Davids (gelesen v. Inge W.)
Hebräer 13 Ein Brief an die Hebräer (vermutlich von Paulus)

Wahrheit und Toleranz

Wie kann ein Mensch sich Götter machen? Jeremia 16,20

Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. 1. Johannes 5,20


Die Sache mit der Wahrheit sollte für einen Christen entschieden sein. Es gibt nur einen Gott und wenn von anderen die Rede ist, dann sind sie von Menschen gemacht. Als in Jeremia in den Versen zuvor, das Volk Gottes fragte, welche Sünde es begangen hat, da kam die Antwort:

Darum, weil mich eure Väter verlassen haben, spricht der HERR, und fremden Göttern nachgefolgt sind und ihnen gedient und sie angebetet, mich aber verlassen und mein Gesetz nicht gehalten haben. Jeremia 16,11

Johannes wiederholt sich mehrfach im Brief, weil er es für dringend erforderlich hält festzuhalten, dass es nur einen wahren Gott gibt, der uns seinen Sohn geschickt hat, um uns zu erlösen. Nur er kann uns das ewige Leben bringen. Diesen festen Glauben brauchen wir. Auch wenn er in Konflikt gerät mit der Forderung nach Toleranz. Dass wir nicht auf andere losgehen, die andere Götter verehren, ist ein Gebot der Nächstenliebe. Ich bin aber nicht intolerant, wenn ich die geoffenbarte Wahrheit erkannt habe und sie auch nach außen hin vertrete.

Menschen, die keinen Glauben haben, erscheinen nach außen hin toleranter. In Wirklichkeit sind sie weder tolerant noch mutig. Sie entsprechen nur weitgehend dem Zeitgeist. Weil sie nichts zu verteidigen haben, wofür sie kämpfen könnten, fällt es ihnen leicht zu sagen: „Alle Religionen sind gleich. Eine höhere Macht mag es geben, sie zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen und Fundamentalisten sind alle, die einseitig auf ihren Gott bestehen.“ Wer so argumentiert, ist nur scheinbar tolerant, weil er aus einer sich großzügig gebenden Position der Unentschiedenheit unausgesprochen diejenigen verurteilt, die eine Wahrheit zu verteidigen haben.

Peter