Andacht Heute

Wir können nicht schweigen

Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.
Apostelgeschichte 4,20

Petrus und Johannes wurden vor den Hohen Rat zitiert, und es wurde ihnen befohlen, in Zukunft nicht mehr von Jesus zu reden. Aber die Jünger antworteten, dass ihnen dies nicht möglich sei.

Es ist der Konflikt, in dem sich jeder befindet, der vom einzig möglichen Retter Jesus spricht. In unserer Gesellschaft wird man nicht gleich gesteinigt, wie es Stephanus erdulden musste und wie es noch heute in einigen muslimischen Ländern Missionare und Konvertiten gegenüber geschieht. Aber auch bei uns wird die Toleranz, derer sich viele rühmen, schnell überschritten, wenn man Jesus in den Mund nimmt. Man solle lieber schweigen, da man sonst Andersgläubige verletzen könnte. Jesus sei nur ein Weg von vielen, alle würden zum gleichen Gott führen. Petrus wagte es aber, aller Drohungen zum Trotz, zu sagen:

In keinem anderen ist Rettung zu finden, denn unter dem ganzen Himmelsgewölbe gibt es keinen vergleichbaren Namen. Nur dieser Name ist den Menschen gegeben worden. Durch ihn müssen wir gerettet werden.
Apostelgeschichte 4,12

Auch wenn es uns die gegenwärtige Kultur nahelegt und es leider schon auf vielen Kanzeln praktiziert wird, nicht von Jesus als unserem Retter zu sprechen: Wir können die Botschaft des Evangeliums nicht verschweigen, wo es nötig ist.

Die Notwendigkeit der Wiedergeburt

Jesus spricht zu Nikodemus: Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.
Johannes 3,7-8

Nikodemus war ein führender Vertreter der Pharisäer, einer religiösen Gruppe, die durch die penible Einhaltung der mosaischen Gesetze versuchte, einen höheren Grad der Heiligkeit zu erreichen. Sie waren es, die Jesus in theologische Diskussionen verwickeln wollten, um ihn in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Im Gegensatz zu ihnen ging es Nikodemus darum zu erfahren, wie man von Neuem geboren werden könne. Die Begegnung mit Jesus beeindruckte ihn sehr. Später konnte er die neue Geburt selbst erleben und wurde ein Jünger.

Jesus machte Nikodemus in den beiden Versen anhand eines Beispiels klar, wie man sich das Wirken des Heiligen Geistes vorstellen muss. Der Wind ist da, man kann ihn aber nicht sehen und weiß nicht, woher er kommt und wohin er geht. Entscheidend ist es zu erkennen, dass hier etwas geschieht, was nicht in unserer Macht steht. Die geistliche Neugeburt des Menschen kann nicht aus seinem eigenen Willen heraus erfolgen. Allein aus der Gnade Gottes kann dies geschehen. So wie Nikodemus sind viele Menschen, die sich selbst als Christen bezeichnen, zunächst gefangen in ihren Traditionen. Sie meinen, wenn sie nur ihre Rituale, Sakramente, Speisevorschriften und Gottesdienstbesuche einhalten, dann wären sie gerettet. Wer noch nicht von Neuem geboren ist, sollte inständig dafür beten, dass ihm diese Gnade zuteilwird. Wer die Wiedergeburt schon erlebt hat, möge Gott dafür danken und dafür bitten, dass noch viele Menschen geistlich zum Leben erweckt werden.

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richtet, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird.
Johannes 3,17

Das Endgericht

Jesus spricht: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40

Der Vers steht im Kapitel des Matthäus-Evangeliums, das gerne mit „Das Gericht über die Heidenvölker“ überschrieben wird. Diese Betitelung steht schon mal im Widerspruch zu der Erklärung, die sich uns als Erstes aufdrängt, wenn wir diese Zeilen lesen. Es geht hier nicht primär um mildtätiges Handeln, das am Ende von Jesus belohnt wird, auch wenn hierfür im Text eine Reihe von Beispielen aufgeführt werden, wie Hungernden zu essen geben, Durstenden zu trinken, Nackte zu kleiden, Kranke und Gefängnisinsassen zu besuchen. Dieses Tun ist natürlich nicht falsch, es wird aus einem wahren Glaubensleben folgen. Wer aber daraus ableitet, dass Jesus hier einer Selbsterlösung durch gute Werke das Wort redet, der irrt sich sehr. Es geht um das Endgericht, vor dem wir alle erscheinen müssen. Alle Völker werden vor IHM versammelt werden, und die Menschen werden voneinander geschieden werden wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. Es ist nicht so zu verstehen, dass dann ganze Völker verdammt werden, weil es unter ihnen Christenverfolgung gegeben hat. Ebenso wäre es auch ein Irrtum zu meinen, aus dem Vers gehe hervor, dass auch das caritative Engagement von Atheisten zu ewigen Heil führen würde.

Wie also haben wir diesen Abschnitt zu verstehen? Dabei kann uns helfen, wenn wir beachten, dass er auf Jesu Gleichnisreden folgt und sich nicht auffällig davon unterscheidet. Wie in den Gleichnissen von den zehn Jungfrauen und den anvertrauten Talenten, wollte Jesus auch im Gericht über die Heidenvölker auf den geistigen Hintergrund verweisen, der jeden Menschen angeht. Jesus spricht von einem Gericht, in dem man nur durch den Glauben an IHN freigesprochen werden kann. Nur in diesem Zusammenhang werden auch einmal die Taten, die praktische Konsequenz dieser Verbundenheit mit dem HERRN, betrachtet werden. Und am Ende wird es einen Urteilsspruch geben:

Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.
Matthäus 25,46