Andacht Heute

In Bewegung bleiben

Lasst uns daher nicht müde werden, das zu tun, was gut und richtig ist. Denn wenn wir nicht aufgeben, werden wir zu der von Gott bestimmten Zeit die Ernte einbringen.
Galater 6,9

Diese ermutigende Aufforderung an die Christen in Galatien ist sicher auch heute noch aktuell. Der Mensch ist ein tätiges Wesen, denn Aktivität und Handeln sind zentrale Aspekte des Lebens. Dabei geht es um die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Nahrungssuche, Schutz und Fortpflanzung. Auch geistig tätig zu sein stärkt den Menschen, gibt ihm Sinn und Struktur. Oder wie es Albert Einstein ausdrückte: „Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.“

Als gläubiger Mensch kann man sich von Zeit zu Zeit fragen, welche christliche Aktivität man eingestellt hat, weil man müde geworden ist. Vielleicht hat man regelmäßig in der Bibel gelesen und dann wieder aufgehört. Man hat einen Hauskreis besucht, geht aber seit einiger Zeit nicht mehr hin. Man hat sich christliche Vorträge im Internet angehört, aber das Interesse daran ist wieder erloschen. Wie wäre es, eine frühere liebgewonnene Aktivität wieder aufzunehmen? Bald wird man feststellen, dass das Interesse wieder wächst und das „Fahrrad des Glaubens“ neuen Schwung bekommt.

Die wütende Forderung nach Lebensverlängerung

Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.
Matthäus 16,25

Der walisische Dichter Dylan Thomas starb 1953 im Alter von nur 39 Jahren. Sein wohl bekanntestes Gedicht ist „Do not go gentle into that good night“, zu deutsch „Gehe nicht in Frieden in die gute Nacht“ (Übersetzung von Ruth Klüger). Dylan Thomas sieht darin seinen Vater im Sterben liegen und fordert ihn auf, sich gegen den Tod zu wehren und ihn nicht friedlich hinzunehmen. Er will geradezu, dass er sich noch einmal gegen das Unvermeidliche aufbäumt, um die gewonnene Zeit auf Erden so gut wie möglich zu nutzen. Das wirft Fragen auf: Wer könnte von sich behaupten, dass er so Wichtiges zu tun hat, dass er unbedingt noch eine „Extrazeit“ für sein Leben braucht? Wie steht es mit Dylan Thomas selbst, ist er diesem hohen Anspruch, den er an seinen Vater stellte, selbst gerecht geworden?

Zumindest die zweite Frage lässt sich aus der Biographie des Dichters beantworten. Obwohl er ein durchaus erfolgreicher Dichter war, wusste er mit dem verdienten Geld nicht umzugehen. Er versorgte seine Frau und seine drei Kinder nicht einmal mit dem Nötigsten, weil er alles seiner Trunksucht opferte (Wikipedia). Die damit verbundenen Exzesse führten auch zu der Lungenentzündung, an der er so früh starb. Selten lagen literarisches Wort und Lebenswirklichkeit eines Dichters so weit auseinander wie bei Dylan Thomas. Statt verzweifelt nach mehr Lebenszeit zu rufen und noch nach irgendwelchen großen Dingen zu streben, gäbe es eine Erkenntnis, um zufrieden mit seinem Leben abschließen zu können:

Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben müsste, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.
Hesekiel 18,32

Ein trauriger Befund

Als er die Scharen von Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl; denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Matthäus 9,36

Es wäre verlockend, aus diesem biblischen Text eine Parallele zur aktuellen politischen Situation in unserem Land zu ziehen. Aber die Ampel wird gerade von allen Seiten beschossen, das muss nicht auch noch an dieser Stelle geschehen. Außerdem hat Jesus mit den Hirten sicher nicht die damaligen politischen Führer gemeint, sondern die geistlichen Hirten, also die Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer. Wenn sich die großen Kirchen heute mehr um die politische Gesinnung ihrer Schafe kümmern als um deren Ausrichtung auf das Reich Gottes, dann ist allerdings Mitleid angesagt. Die Bilder einer vernachlässigten Herde und einer möglichen Ernte, die niemand einbringt, tauchen auf. Das Volk ist durch die Versäumnisse seiner religiösen Führer in großer Not. Es bleibt nur das Gebet um Hilfe in dieser Situation. Weil es damals – und heute ist es nicht anders – an echten Arbeitern für den Herrn fehlte, sprach Jesus zu seinen Jüngern:

„Die Ernte ist groß, doch es sind nur wenig Arbeiter da. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt!“
Matthäus 9,37-38