Andacht Heute

Eine Frau, die sich beeindrucken ließ

Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Johannes 4,14

Die Frau, die von Jesus am Jakobsbrunnen angesprochen wurde, war Samariterin. Sie stammte von einer Volksgruppe, mit der sich Juden nicht eingelassen haben, da ihr religiöses Verhalten als unrein und heidnisch galt. Auch der Lebenswandel der Frau war nicht einwandfrei. Wie Jesus ihr kundtat, hatte sie doch fünf Männer gehabt und lebte jetzt mit einem zusammen, mit dem sie nicht verheiratet war. Sie wollte offenbar jeder Begegnung aus dem Wege gehen, weil sie die heiße Mittagszeit für ihren Gang zum Brunnen ausgesucht hatte. Aber gerade da kam ein Mann auf sie zu, der sie ansprach, was damals absolut unüblich war, und der auch noch alles über sie wusste. Noch ungewöhnlicher war das, was er ihr versprach. Er würde ihr etwas geben, das alle ihre Sehnsüchte für alle Zeiten erfüllen würde.

Wir können aus dieser Erzählung lernen: Es ist Jesus, von dem die Initiative ausgeht. ER spricht auch Menschen an, bei denen wir es nicht erwarten würden. Wir lassen uns oft vom Ruf eines Menschen beeinflussen. Jesus tut das nicht, obwohl er alle dunklen Punkte unserer Vergangenheit kennt. ER macht keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Das sollte auch all jenen zu denken geben, die auch heute noch der Frau kein Recht zur Verkündigung zugestehen wollen. Diese Samariterin handelte ganz im Sinne Jesu und gab die Begegnung mit IHM an das Volk weiter. Die Erkenntnis von der Existenz Jesu erfüllte die Frau nicht sofort. Es wurde ihr nach und nach klar, weil sie das Ungewöhnliche der Begegnung erkannt hatte. Jesus spricht jeden von uns einmal an. Es kommt darauf an, dieses Ereignis nicht, wie sonst üblich, in ein gewohntes Schema einzuordnen und weiter unseren Tagesgeschäften nachzugehen, sondern das Unerhörte dieses Vorgangs wahrzunehmen und weitere Fragen zu stellen, so wie es die Samariterin getan hat.

Unser Besitz kann eine Fessel sein

Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen. Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen, denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Preis des Verkauften und legten ihn nieder zu den Füßen der Apostel; es wurde aber jedem zugeteilt, so wie einer Bedürfnis hatte.
Apostelgeschichte 4,33-35

Die Apostelgeschichte wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von Lukas verfasst. Darin wird der Dienst der Apostel Petrus und Paulus chronologisch beschrieben. Im Abschnitt 4,32-37 steht die erste Gemeinde im Mittelpunkt, die „ein Herz und eine Seele“ war und deren Glieder ihren Besitz miteinander teilten. Anders als die Vertreter der Utopie des Kommunismus es fordern, stand dabei aber nicht die Aufteilung des Gemeineigentums und die Verbrüderung der Arbeiter unter Abschaffung der Familie als Hauptzweck im Vordergrund. Wenn sich eingefleischte Atheisten auf angebliche Wurzeln des Kommunismus im Urchristentum beziehen, dann ist das eine abenteuerliche Ableitung, die jeder Grundlage entbehrt. Wir alle wissen, wohin das geführt hat, und wie viele Millionen Menschen für diese Ideologie ihr Leben lassen mussten.

Die christliche Gemeinde stand unter dem Eindruck des Zeugnisses der Apostel von der Auferstehung Christi und der Ausgießung des Heiligen Geistes. Die stattgefundene Verbrüderung und die Hilfe untereinander waren nur Folgen des inneren Wandels, der sie alle ergriffen hatte. Es war nur eine schöne Nebenerscheinung bei diesem Gnadenakt Gottes, dass in dieser Gemeinde auch die weltliche Utopie einer von Nächstenliebe getragenen Gemeinschaft verwirklicht wurde. Die Apostel haben aber nicht von ihnen gefordert, dass sie ihre Grundstücke und Häuser verkaufen und den Erlös zum Eigentum aller machen sollten. Sie taten es aus freien Stücken, weil sie gebetet hatten und erfüllt waren vom Heiligen Geist. Sie folgten keiner religiösen Verpflichtung, sondern gaben ihr Hab und Gut für die Gemeinschaft aus Liebe zu Jesus Christus, in einer Form, wie wir sie sonst nur aus der christlichen Ehe kennen. Es gibt aber kein Gebot in der Bibel, nach dem jeder von uns seinen ganzen Besitz einer Gemeinde zur Verfügung stellen muss. Sonst würde es auch nicht in den Zehn Geboten heißen: Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! 2. Mose 20,17

Unser Eigentum bedarf des Schutzes. Es muss uns aber auch bewusst sein, dass es uns nur geliehen wurde. Die Gebundenheit an unseren Besitz kann zur Fessel werden. Die Freiheit in Christus führt dagegen zu einem Grad an Großzügigkeit, der uns und dem Bedürftigen förderlich ist. Der Heilige Geist bewahrt uns vor Übertreibungen und verhilft uns zu einem vernünftigen Mittelmaß zwischen Geiz und Verschleuderung. Unsere Häuser und unseren Besitz müssen wir einmal zurücklassen. Entscheidend ist, dass eine Wohnung im Himmel für uns bereitet ist.

Wenn alle vom Licht reden

Lebt als Kinder des Lichts. Das Licht bringt nichts als Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
Epheser 5,8-9

Wenn hier im Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeinde aus der Abhandlung des Paulus in Kapitel 5 (bitte unbedingt als Ganzes lesen!) des Ephesers einzig der Wandel im Licht entnommen wird, kommt der darin liegende Gegensatz nicht zum Ausdruck, der so wichtig für das Verständnis ist. Wir kennen die Lichtmetapher sonst aus Sprichwörtern und Werken der Literatur. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“ kommt in Goethes Götz von Berlichingen vor. „Vielleicht müssen wir auch die Dunkelheit kennen, damit wir das Licht schätzen“, schrieb die Autorin Madeleine L’Engle. Man darf nicht übersehen, dass, entgegen solchen einfachen Erklärungen von Charaktereigenschaften und Lebensschicksalen, Paulus eindeutig das göttliche Licht gemeint hat, ein Synonym für die himmlische Welt, den Bereich der Herrschaft Gottes. Aber es gibt auch das Dunkle. Paulus unterlässt es nicht, drastisch zu beschreiben, wie ein Leben in Finsternis aussieht:

Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger (der ein Götzendiener ist), ein Erbteil hat im Reich des Christus und Gottes.
Epheser 5,3-5

Das Licht, das hier gemeint ist, leuchtet in diese Finsternis und bringt alle Schandtaten an die Öffentlichkeit. Vor ihm lässt sich nichts verbergen. Paulus weiß um die Kunst der Verschleierung und warnt entschieden davor.

Lasst euch von niemand mit leeren Worten verführen! Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.
Epheser 5,6

Wir sollen uns nicht vom leeren Geschwätz derer besänftigen lassen, die uns sagen wollen, dass diese Dinge nur harmlos wären. Die Verführer wählen aus der Fülle der Bibel nur Stellen aus, die scheinbar sanft und mild sind, um den Hörern ein gutes Gefühl zu vermitteln. Bei diesen Autoren und Prediger geht es viel um Liebe und Licht im Leben. Sie sprechen von einem Gott, der alles zu verzeihen scheint. Paulus hat vor diesen Verführern gewarnt, weil sie uns eine falsche Sicherheit suggerieren wollen. Es geht ihnen um Anerkennung ihrer Person, häufig auch um ihren Profit und nicht um das Heil unserer Seelen. Nur wer an Jesus Christus glaubt („Ich bin das Licht der Welt“) und sich von IHM aus der Macht der Sünde und des Widersachers retten lässt, nur der ist ein Kind des Lichts und wird selbst ein Licht der Welt, weil er auf das Licht der Welt hinweist.