Andacht Heute

Ist alles nur ein Hollywoodfilm?

Wenn mir auch Leib und Seele vergehen, so bleibt doch Gott ewiglich meines Herzens Fels und mein Teil. Denn siehe, die fern von dir sind, gehen ins Verderben; du vertilgst alle, die dir hurerisch die Treue brechen. Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; ich habe GOTT, den Herrn, zu meiner Zuflucht gemacht, um alle deine Werke zu verkünden.
Psalm 73,26-28

Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis heute unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen. Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, denen Gott doch schon seinen Geist geschenkt hat – als die erste Gabe des neuen Lebens –, auch wir seufzen innerlich und warten sehnsüchtig auf das Offenbarwerden unserer Kindschaft: die Erlösung unseres Körpers.
Römer 8,22-23

Die heutige Losung können wir lesen als Worte, wie wir sie von der Bibel gewohnt sind. Sie erinnern uns daran, welch einen guten Gott wir haben. Das macht uns zufrieden, und wir gehen schnell zur Tagesordnung über. Wir freuen uns wieder daran, was wir heute an diesem wunderschönen Pfingstsonntag so alles vorhaben.

Aber es sind gewaltige Worte, die da vor uns stehen und uns zu denken geben sollten. Manchmal habe ich den Eindruck, wir nehmen alles hier auf Erden zu leicht. Wir leben in den Tag hinein und sind uns nur selten dessen bewusst, was da um uns herum geschieht. Um es mit einem trivialen Beispiel auszudrücken: Ich stelle mir vor, wie ich mir im Kino den Monumentalfilm Die größte Geschichte aller Zeiten ansehe. Obwohl darin das Leben von Jesus Christus eindringlich erzählt wird, geht mir das Geschehen auf der Leinwand nicht nahe. Ich konsumiere den Film wie einen Western oder einen Thriller und habe vor allem Gefallen an den eindrucksvollen Actionszenen und der schauspielerischen Leistung der Darsteller. Was mir dabei völlig entgeht, ist seine tiefe Bedeutung für mein eigenes Leben.

Das Beispiel soll nur unsere Einstellung zur Heilsgeschichte illustrieren. Aber befinden wir uns nicht selbst in einem gewaltigen, ganz realen Epos und nehmen dies gar nicht wahr? Warum sind wir nur immer beeindruckt, wenn sich in der Welt etwas ereignet wie ein Erdbeben oder ein Krieg? Sehen wir dagegen nicht mehr das, was Gott mit uns und der ganzen Menschheit vorhat? Es geht um die Erlösung der Menschheit und die „gesamte Schöpfung seufzt“. Ich frage mich, trifft mich dieser Satz, wo es heißt „wir seufzen innerlich und warten sehnsüchtig auf das Offenbarwerden unserer Kindschaft: die Erlösung unseres Körpers“ – oder geht alles an mir vorbei wie eine Szene in einem Hollywoodfilm?

Der Wert des Alten Testaments

Der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.
2. Mose 13,21

Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.
Römer 15,4

Die von mir für meine täglichen Anmerkungen verwendeten Losungen stammen von der Herrnhuter Brüdergemeinde und werden von ihr so erklärt:

„Die Losungen sind ein Andachtsbuch, das für jeden Tag des Jahres zwei Bibelverse enthält: die Losung aus dem Alten Testament und den Lehrtext aus dem Neuen Testament. Die alttestamentliche Losung wird ausgelost, die anderen Texte passend dazu ausgesucht.“

Ich kann in letzter Zeit feststellen, dass ich mich in meiner subjektiven Auswahl vermehrt dem Lehrtext aus dem Neuen Testament zugewandt habe. Eine schlüssige Erklärung für diese unbewusst vorgenommene Bevorzugung drängt sich mir nicht auf. Möglich ist, dass der textliche Zusammenhang im Alten Testament meist umfangreicher ist und ein weiteres Ausholen erforderlich macht, wofür aber in diesen kurzen Andachten kein Platz ist. In den meisten Fällen ist der Vers im Neuen Testament „griffiger“ und der Erklärungsbedarf ist geringer. Der heutige Lehrtext aus dem Römerbrief ermahnt mich, die von Gott für uns bereitgestellte Lehre des Alten Testaments nicht gering zu schätzen. Das Alte Testament ist schließlich kein Notizbuch eines Autors, aus dem später das eigentliche Werk hervorgegangen ist. Zusammen bilden beide Teile der Bibel eine Einheit. So wird das zukünftige Kommen des Messias in den Büchern der Propheten angekündigt. Die neutestamentlichen Schriften beziehen sich oft auf das Alte Testament. Sie werden erst durch die Kenntnis dieser Bezüge für uns besser verständlich.

Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt. Ihr Nutzen ist entsprechend: Sie lehrt uns die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben, wie es Gott gefällt. Mit der Schrift ist der Mensch, der Gott gehört und ihm dient, allen seinen Aufgaben gewachsen und ausgerüstet zu jedem guten Werk.
2. Timotheus 3,16-17

Intelligenz und Selbstüberschätzung

Haltet euch nicht selbst für klug!
Römer 12,16

Wenn wir uns für gescheit halten, dann kann uns leicht die Demut abhandenkommen. Die Gefahr ist groß, dass wir auf andere herabsehen. Das ist wiederum kein Zeichen von Klugheit. Natürlich heißt dies nicht, dass wir nicht nach Erkenntnis suchen sollen. Wenn wir sie aber erlangen, sollen wir uns darauf nichts einbilden.

Es gibt Menschen in den Medien, die sich gut ausdrücken können und mit ihrem Wissen viele beeindrucken. Ich denke da z. B. an Harald Lesch und an Richard David Precht. Beide haben einen hohen Beliebtheitsgrad, weil sie die Fähigkeit besitzen, komplizierte Zusammenhänge einfach zu erklären. So weit, so gut. Das Ganze hat aber auch eine problematische Seite. Ich habe z. B. eine Sendung von Lesch gesehen, in der die Notwendigkeit der Einführung von Genderdeutsch pseudowissenschaftlich durch zweifelhafte Studien untermauert wurde.  Auch Precht nimmt zu allen möglichen aktuellen Themen Stellung und empfahl u. a. den Ukrainern, von vornherein die Waffen niederzulegen, weil der Feind zu stark wäre. Keine Frage, in unserer Gesellschaft ist es legitim, die unterschiedlichsten Ansichten zu äußern. Persönlichkeiten, deren Meinungsäußerungen von vielen sehr ernst genommen werden, sollten sich allerdings ihrer Verantwortung bewusst sein. Abgesehen vom Inhalt, über den man immer diskutieren kann, ist es häufig eine an den Tag gelegte formale Arroganz, mit der sich die Vermessenheit erkennen lässt.

Christen sollten die Mahnung des Apostel Paulus ernstnehmen. Statt sich an der eigenen Klugheit zu berauschen, ist es besser, uns in Demut zu üben. Den Verstand haben wir allein von Gott geschenkt bekommen. Allerdings mit der Auflage, ihn auch in SEINEM Sinne zu gebrauchen. Es ist daher klug, seine Erkenntnisse mit denen der Bibel zu vergleichen und, falls notwendig, von ihnen korrigieren zu lassen.

Demütigt euch deshalb unter Gottes mächtige Hand, dann wird er euch auch zur richtigen Zeit erhöhen.
1. Petrus 5,6