Andacht Heute

Sünde und Sünden

Ihr Lieben, schon jetzt sind wir Kinder Gottes, und was das in Zukunft bedeuten wird, können wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen. Aber wir wissen, dass wir von gleicher Art sein werden wie er, denn wir werden ihn so sehen, wie er wirklich ist. Wer auf so etwas hofft, wird immer darauf achten, sich ‹von Sünde› zu reinigen, um rein zu sein wie er.
1. Johannes 3,2-3

Es gibt Ausleger der Bibel, die behaupten, Menschen könnten ganz ohne Sünden leben. Man bringt eine Stelle ins Spiel, die belegen soll, dass Johannes ein sündloses Leben für möglich hält:

Wer in IHM bleibt, sündigt nicht; wer sündigt, hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.
1. Johannes 3,6

Die gleichen Interpreten warnen auch davor, die Erlösung von den Sünden durch Jesus als Freibrief aufzufassen, nun bedenkenlos sündigen zu können. Auf diesen Gedanken wird aber kein gläubiger Christ kommen. Er wird auch nicht glauben, dass er allein durch eigene Willensanstrengung alle Sünden vermeiden kann.

Es geht in 1. Johannes 3,6 aber nicht um die einzelne Übertretung von Geboten, sondern um unsere grundsätzliche Einstellung. Wenn wir Gott nahe sind, wandeln wir im Licht. Was hier als Sünde gemeint ist, kommt vom Wort Sund, das eine Meerenge bezeichnet. Zwei Landmassen stehen sich gegenüber, werden aber durch Wasser getrennt. Davon abgeleitet ist die grundsätzliche Sünde des Menschen, dass er getrennt lebt von Gott. Durch den Sündenfall kam es zu dieser fatalen Trennung, die durch den Glauben an Christus überwunden werden kann. Fortan lebt er nicht mehr in Sünde. Davon müssen aber die einzelnen sündigen Taten und Verfehlungen unterschieden werden, die jedem Christen auch nach seiner Bekehrung tagtäglich unterlaufen. Die sind Gott auch ein Gräuel, und wir sollten sie bekennen. Wer aber behauptet, sie wären für uns vollkommen vermeidbar, betrügt sich selbst.

Wenn wir behaupten, ohne Sünde zu sein, betrügen wir uns selbst und verschließen uns der Wahrheit.
1. Johannes 1,8

Der Unterschied von dem, was unter der grundsätzlichen Sünde und den täglichen Verfehlungen muss einem erst mal einsichtig werden. Der erste Brief des Johannes kann dazu eine gute Hilfe sein. Er hilft uns – wie der Galaterbrief des Paulus (siehe gestrige Andacht, insbesondere Galater 5 und 6) – weiter, wenn wir lernen wollen, ein gottgefälliges Leben zu führen.

Vergeben wir einander

Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Epheser 4,31-32

Paulus übermittelte den Ephesern wertvolle Anweisungen für ihr neues Leben im Glauben. Hier ging es ihm u. a. um die Bitterkeit, die es zu überwinden gilt. Jeder kennt das Gefühl, das sich einschleicht, wenn man von anderen verletzt worden ist. Wer wurde nicht in seinem Leben einmal übervorteilt, ausgegrenzt, benachteiligt, verachtet und verleumdet? Wir sind verärgert über den Verursacher, häufig auch über uns selbst, weil wir uns nicht genügend wehren konnten. Zurück bleiben wir in unserer Verbitterung, die jedes Mal wieder unsere Stimmung trübt, wenn wir an den Vorfall denken. Wir fühlen uns in unserem Stolz verletzt und sind zu keinem objektiven Denken mehr fähig. Die üblichen Versuche, mit den Verletzungen umzugehen, sind oft unzulänglich: Wenn wir das Ganze in uns hineinfressen, verstärken wir nur die Verhärtung unseres Denkens. Wenn wir mit Dritten darüber sprechen, suchen wir deren Bestätigung und Solidarität zu erlangen. Dies führt aber häufig nur dazu, dass wir weiter in unserer Opferrolle verharren.

Als Christen haben wir die Möglichkeit, die Verbitterung über erlittenes Unrecht wieder aufzulösen. Statt uns permanent darüber zu beklagen, sollten wir den Groll nicht verdrängen, ihn aber zu überwinden versuchen. Wir können beten, und wir werden einen Weg aus der Verbitterung finden. Vergeben wir dem Anderen, dann lassen wir wieder mehr Freude in unser Leben einziehen.

Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.
Markus 11,25

Wenn die Wahrheit beliebig geworden ist

Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.
Johannes 17,17

Der Vers ist dem Gebet von Jesus für die Jünger entnommen. ER weist darauf hin, dass einzig im Wort Gottes, der Bibel, die Wahrheit zu finden ist. Sie ist kein Buch unter anderen, in der weise Worte zu finden sind, die für den Menschen in manchen Fragen nützlich sein könnten. Man kann sie nicht mit anderen Werken des Geistes vergleichen, weil sie die Mitteilung Gottes an uns ist. Die Bibel zeigt, wie wir glauben und leben sollen. Durch sie erfahren wir die einzige Wahrheit und werden geheiligt.

Wir erleben es heute, was die Folgen sind, wenn der Wahrheitsbegriff infrage gestellt wird, wie es der postmoderne Denker Jean-Francois Lyotard gefordert hat. Seiner Auffassung nach sollte die Idee von einer einzigen Wahrheit aufgegeben werden. Es gäbe viele Wahrheiten, die durchaus widersprüchlich sein könnten. Wir sollten alle zulassen, ohne sie zu werten. Wenn aber alles wahr sein darf, dann ist das Chaos vorprogrammiert.

Unsere Ampel-Regierung hat jetzt ein neues Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt, das jedermann ermöglichen soll, sein im Pass angegebenes Geschlecht ohne Vorlage eines Gutachtens ändern zu können. Wenn er möchte, kann er dies pro Jahr einmal tun. Kinder ab 14 Jahren können dies auch gerichtlich gegen den Willen ihrer Eltern durchsetzen. Im Ernstfall haben die Eltern keine Rechte mehr, sich für das Wohl ihrer eigenen Kinder einzusetzen. Ein Familienrichter könnte dann einer irreversiblen Operation zur Geschlechtsumwandlung zustimmen, auch gegen den Willen der Eltern. Wenn die Wahrheit beliebig geworden ist, gelten auch unsere Werte nur noch, solange sie nicht der jeweilig herrschenden Ideologie widersprechen.

Als Christen erkennen wir die Autorität der Heiligen Schrift an. Wir ordnen ihr unsere moralischen Maßstäbe unter und haben dadurch ein festes Fundament für unser Handeln. Wenn nötig, müssen wir auch für diese Wahrheit eintreten und sie gegen postmoderne Ideologen verteidigen. Sie halten die Positionen der Macht in unserer Gesellschaft besetzt. Das Volk wird mit abstrusen Theorien verwirrt. Gottes Wahrheit ist dennoch sehr viel stärker und mächtiger.