Andacht Heute

Große Literatur

Sie litten keinen Durst, als er sie durch die Wüsten führte, Wasser ließ er ihnen aus dem Felsen rinnen; er spaltete den Fels, da floss Wasser heraus! —
Keinen Frieden, spricht der HERR, gibt es für die Gottlosen!

Jesaja 48,21-22

In diesen Zeiten der Wasserknappheit in vielen Teilen Europas wäre es naheliegend, die Zeilen des Propheten Jesaja allein für diese Not als hoffnungsfrohe Mitteilung zu verstehen. Wasser bedeutet Leben, und Gott sorgt für uns. Wir dürfen darum bitten, und darauf hoffen, dass wir erhört werden. Im übertragenen Sinne – und wir sollten nie übersehen, dass dies der entscheidende Teil der Mitteilung eines biblischen Textes ist – hat Wasser noch eine andere Bedeutung. Die finden wir, wenn wir im Kapitel 48 an anderer Stelle lesen:

So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir nützlich ist, der dich leitet auf dem Weg, den du gehen sollst. O dass du doch auf meine Gebote geachtet hättest! Dann wäre dein Friede wie ein Wasserstrom gewesen und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.
Jesaja 48,17-18

Hier wird der Friede mit einem Wasserstrom verglichen. Gemeint ist zweifellos der Friede mit Gott. SEINE Gerechtigkeit und SEIN Friede sind wie ein Wasserstrom und wie Meereswellen. Beide Begriffe sind miteinander verbunden. Welche wunderbaren Metaphern benutzt der Prophet hier! Ich habe den diesjährigen Bachmannpreis-Literaturwettbewerb in Klagenfurt verfolgt und dabei alle Texte gelesen und gehört. Wie hat da so mancher Autor in sichtlich bemühter Weise gewagte bildliche Vergleiche verwendet, um etwas zu vermitteln, was ihm offenbar selbst nicht klar ist. Auffallend häufig hörte man Stimmen, die vor einem Untergang des Anthropozän warnen, einem so benannten geologischen Zeitalter, bei dem der Mensch einen wichtigen Einfluss auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse auf der Erde hätte. Die damit verbundenen Ängste versuchte man, in Worte zu fassen. Aber bei näherer Betrachtungsweise wirkte das alles sehr hilflos. Dabei wäre in der Bibel die Antwort auf die drängenden Fragen der Menschheit zu finden gewesen. Alle Teilnehmer haben sich aber offensichtlich stillschweigend daran gehalten, dass sich Texte mit christlichem Inhalt nicht für solche Wettbewerbe eignen. Leider gilt dies nicht nur für den Literaturbetrieb, sondern für unsere ganze Gesellschaft, die sich durch ihre Gottferne in ein heilloses Chaos verstrickt hat.

Wenn es bei Jesaja oben heißt, für die Gottlosen werde es keinen Frieden geben, so ist dies ein eindrucksvoller Abschluss für das Kapitel. Derjenige, der sich an Gott hält und sich von IHM führen lässt, wird umflossen von seinem Frieden und seiner Gerechtigkeit. Er braucht sich um seine Zukunft nicht zu sorgen. Sicher wird er geführt durch die Wüsten dieser Welt, und er wird belohnt in der Gegenwart und in der Zukunft.

Kultivieren wir die Freude in uns

Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott.
Jesaja 61,10

Wenn wir diese Freude nicht immer empfinden können, liegt das daran, dass auch bei Christen der alte Mensch noch vorhanden ist. Wir können die Früchte des Geistes nicht im vollen Maße genießen, weil die menschliche Selbstsucht wieder aufkeimt wie Unkraut in einem Garten.

Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist auf.
Galater 5,17

Es gibt Tage im Leben eines Christen, da scheint keine Freude aufzukommen. Da sind wir voller Sorgen und traurig, weil etwas in unserem Leben nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben. Neben konkreten Ereignissen, die wir oft überbewerten, kann es auch sein, dass wir uns zu wenig um die Früchte des Geistes gekümmert haben. Vielleicht haben wir es nicht mehr so genau genommen mit den kleinen Verfehlungen wie den sogenannten Notlügen oder unseren Zornesausbrüchen über die Fehler der anderen. Haben wir die Liebe zum Mitmenschen vernachlässigt? Haben wir nur an allem herumgemeckert und sind darüber bitter geworden? Es kann auch sein, dass wir in letzter Zeit kaum noch in der Bibel gelesen haben und diesen steten Quell der Freude im Regal liegen haben lassen. Möglich wäre auch, dass wir die Gemeinschaft mit dem HERRN durch das Gebet vernachlässigt haben.

Wir sollten darauf achten, dass wir die Freude in uns kultivieren, so wie wir einen Garten pflegen, damit er aufblüht. Wenn wir uns um Liebe und Freude in uns beständig kümmern, dann tun wir das nicht aus Lust und Laune, sondern im Gehorsam Gott gegenüber.

Freut euch an dem HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten, und jubelt alle, die ihr aufrichtigen Herzens seid!
Psalm 32,11

Die Unbegreiflichkeit Gottes

Dein, o HERR, ist die Majestät und die Gewalt und die Herrlichkeit und der Glanz und der Ruhm! Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, o HERR, ist das Reich, und du bist als Haupt über alles erhaben! Reichtum und Ehre kommen von dir! Du herrschst über alles; in deiner Hand stehen Kraft und Macht; in deiner Hand steht es, alles groß und stark zu machen!
1. Chronik 29,11-12

Die Größe Gottes übersteigt alles, was der Mensch begreifen kann. Unser Verstand kann SEIN Wesen nicht erfassen, weil wir endliche Wesen sind, Gott dagegen ist unendlich in allem. Falsch wäre es, wenn wir aufgrund dieser Tatsache meinen würden, wir könnten ja sowieso nichts über Gott erkennen, da er ein einziges Geheimnis sei und deshalb jedes Nachsinnen über IHN sinnlos wäre.

ER hat uns, nach seinem Bilde geschaffen, womit gesagt ist, dass wir schon fähig sind, etwas über ihn zu wissen, allerdings in einer begrenzten Weise, welche aber die für uns entscheidenden Wahrheiten enthält. Wenn Eltern mit ihren Kleinkindern sprechen, tun sie es in einer kindgemäßen Sprache, die dem Stand ihres Denkvermögens entspricht. Sie vermeiden es in diesem Stadium der Entwicklung, von Dingen zu sprechen, die noch nicht verstanden werden können. Dennoch achten sie darauf, dass auch dieses begrenzte Wissen wahr ist. Das Kind kann es nach und nach aufnehmen und verarbeiten. Auf diese Weise wird sein Vertrauen in seine Eltern wachsen. In ähnlicher Weise könnten wir uns vorstellen, wie Gott mit uns umgeht. Wie Calvin gesagt hat, passt ER sich unserer Unfähigkeit an, um uns zu ermöglichen IHN zu verstehen. Dazu hat er uns verholfen durch die Heilige Schrift und auch in besonderem Maße durch die Menschwerdung seines Sohnes. Hinzu kommt noch die große Unterstützung des Heiligen Geistes.

Ein jeder hat also die Möglichkeit, das für ihn Notwendige über Gott zu lernen. Wir sollten dabei nie vergessen, dass der wahre Zweck dieser Erweiterung unserer Erkenntnis, die Anbetung des Allerhöchsten ist. Im obigen Gebet preist König David die Größe und Allmacht Gottes. Im feierlichen Rühmen am Ende des Vaterunsers erklingt dieser Lobpreis wieder: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen