Andacht Heute

Wenn die Botschaft verworfen wird

Wer euch hört, hört mich; und wer euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.
Lukas 10,16

Nach der Rückkehr der von Jesus ausgesandten Jünger kam es zu einer erschütternden Bilanz. Ganze Städte wie Chorazin, Bethsaida und Kaparnaum wollten nichts von dem wissen, was die Boten Gottes ihnen durch Reden, Wundern und Heilungen vermittelten sollten. Alle hatten davon gehört, dass das Reich Gottes ihnen nahegekommen ist. Ihnen aber, die ohne Sündenerkenntnis und Buße blieben, wurden von Jesus ein schreckliches Schicksal vorhergesagt.

Nicht nur diesen Städten in der damaligen historischen Situation wird das prophezeit, es betrifft auch heute noch jeden, der zwar alles gehört hat von der rettenden Botschaft, diese aber verwirft. Ich höre jetzt viele sagen: „Mit so einem Gott, der nur Strafe kennt, wenn man ihm nicht gehorcht, kann ich nichts anfangen“. Gegenfrage: „Wie müsste denn der Gott aussehen, der dir gefällt?“ Als Antwort würde wohl ein diffuses Konglomerat von Eigenschaften wie „liebend, versöhnend, verzeihend“ präsentiert werden. In bunten Farben taucht dieses Gottesbild in zahlreichen Büchern der Vertreter des Wohlfühlchristentums auf. Gott wird als allseits gütiger Vater geschildert, der den Menschen in jeglicher Lage Lebenshilfe schenken kann und am Ende alle belohnt. Wer auch nur geringe Bibelkenntnisse hat, der lernt vor allem im Alten Testament einen anderen Gott kennen. Dessen Liebe zu den Menschen ging so weit, dass sich sein Sohn für uns opferte. Aber ER ist keinesfalls ein Gott, der es verzeiht, wenn wir IHN ablehnen oder uns gleichgültig gegenüber ihm verhalten, nach dem Motto: „Ist ja schön, was Gott für mich getan hat. Ich sehe aber keine Veranlassung, dass ich etwas ändere in meinem Leben.“

Auch wenn es heute viele gibt, die ein falsches Evangelium verkünden, es gibt gerade in unserer westlichen Welt genügend Quellen, denen man vertrauen kann. Man muss sich nur einmal die Zeit nehmen und sich darauf einlassen. Ich muss an den Psychologieprofessor Rudolf Seiss denken, der lange Atheist war und einige seiner Studenten dabei beobachtet hatte, wie sie offenbar miteinander auch die Bibel studierten. Er fragte sich, was sie daran so faszinierte und begann sich mit der Schrift zu beschäftigen, allerdings in der Absicht, sie von diesem Tun abzubringen. Das Ergebnis war, dass ihn jene Texte immer mehr beschäftigten und er sich am Ende zum Christentum bekehrte. Nach seiner Emeritierung hielt er viele Vorträge über die Bibel. Seine packende, humorvolle Art der Vermittlung ist mir bis heute in bester Erinnerung. Wenn Gottes Wort fähig ist, auch eingefleischte Atheisten mit Professorenstatus zu erreichen, weshalb glauben dann so viele Menschen mit sehr viel bescheidenerer geistiger Ausbildung, sich, ohne Furcht vor Strafe, abfällig über den christlichen Glauben äußern zu können? Wir erleben diese ablehnende Haltung immer wieder. Sie ist geistiger Hochmut, der durch nichts begründet ist.

Das Geschenk der Erkenntnis

Es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR.
Jeremia 31,34

Der Prophet verweist im Kapitel 31 auf den Neuen Bund, der in Zukunft mit dem dem Sohn Gottes geschlossen werden wird. Sein Leben und Sterben ist so beispielgebend, dass es keiner weiteren Unterweisung durch Menschen bedarf. Wir finden hier eine frühe Warnung vor Verführern, die bis in die heutige Zeit ihre Heilslehren in Religionen und in der Politik verkünden. Immer geht es darum, dass sich der Mensch selbst befreien und die Übel der Welt alleine beseitigen kann, wenn er zur richtigen Erkenntnis kommt.

Auch den Gnostikern ging es um Erkenntnis (griechisch: gnosis). Durch sie könne sich der Mensch selbst erlösen. Sie entwickelten im 2. und 3. Jahrhundert nach Chr. eine Lehre, wonach es einen bösen Schöpfergott (Demiurg) geben würde, der die Materie erschaffen hätte. Hinter allem gäbe es aber einen reinen, vollkommenen, geistigen Gott, den Menschen durch spirituelle Erfahrungen erkennen könnten. Deshalb lehnen Gnostiker jede Form von Materie ab, auch die Fleischwerdung Jesu gehört dazu. Natürlich handelt es sich hier um eine Irrlehre. Schon Paulus warnte Timotheus vor dem wachsenden Einfluss dieser Lehrer:

Lieber Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist, indem du das gottlose Geschwätz gewisser Leute und die fragwürdigen Behauptungen einer fälschlich so genannten Erkenntnis meidest.
Timotheus 6,20

Die Erkenntnis, welche die Bibel lehrt, ist fundamental anders. Sie ist intellektuell durch das Wissen der Wahrheit über Gott, wie sie in der Bibel erklärt wird. Sie ist eng verbunden mit unserem Willen, indem man Gott vertraut, IHM gehorcht und IHM dient. Und sie hat auch eine ethische Dimension, weil man sich aufgrund dieses Wissens gerecht und liebend verhält. Man benötigt dazu keine mystischen Erfahrungen, Askese oder Ausschweifungen wie die Gnostiker dies praktizieren. Wir müssen nur erkennen, dass wir uns diese Erkenntnis nicht durch jahrelange Mühe selbst erarbeiten können; sie wird uns durch Gott geschenkt. Jesus Christus ist der große Vermittler. Unsere Erkenntnis zeigt sich im Glauben an IHN.

Das neue Leben – ein Lernprozess

Ihr dagegen werdet im Geist und im Denken erneuert, da ihr ja den neuen Menschen angezogen habt, den Gott nach seinem Bild erschuf und der von wirklicher Gerechtigkeit und Heiligkeit bestimmt ist.
Epheser 4,23-24

Wer sich geistig erneuern lassen und den neuen Menschen anziehen will, muss sich erst mal klar darüber werden, wie die alte Identität aussieht. So wie die Epheser in einem heidnischen Kult der Artemis gelebt haben, so sind wir heute in einer Gesellschaft, die durch ihre Gottferne gekennzeichnet ist. Auch der Gläubige ist ständig versucht, seine Ziele und Motivation von dieser „heidnischen“ Welt bestimmen zu lassen. Prestige, Menschenehre, Reichtum, Macht werden ihm von den Medien als erstrebenswert vorgegaukelt. Da auf diesem Weg keine echte Befriedigung zu erlangen ist, müssen alle versprochenen Genüsse weiter gesteigert werden. Paulus erklärt den Ephesern, dass es notwendig ist, sich von diesem alten Leben abzuwenden.

Ich muss euch nun Folgendes sagen und ermahne euch im Auftrag des Herrn: Ihr dürft nicht mehr so leben wie die Menschen, die Gott nicht kennen. Ihr Leben und Denken ist von Nichtigkeiten bestimmt, und in ihrem Verstand ist es finster, weil sie vom Leben mit Gott ausgeschlossen sind. Das kommt von der Unwissenheit, in der sie befangen sind, und von ihrem verstockten Herzen. So sind sie in ihrem Gewissen abgestumpft und haben sich ungezügelten Lüsten hingegeben, sind unersättlich in sexueller Unmoral und Habgier.
Epheser 4, 17-19

Diese alte Identität abzulegen geht aber nicht allein durch Bewusstmachung und durch ständige Selbstkontrolle. Deshalb gibt Paulus den entscheidenden Hinweis:

Aber ihr habt gelernt, dass so etwas mit Christus nichts zu tun hat.
Epheser 4,20

Es ist also ein Lernprozess, bei dem wir nicht auf einen Schlag, sondern Schritt für Schritt erneuert werden. Es bedarf zunächst einer grundlegenden Bekehrung, die aber tägliche Erneuerungen zur Folge hat. Durch Bibellese, Austausch mit anderen Gläubigen und Beten wird dieses Lernen entscheidend unterstützt. Wir dürfen uns dabei auf die gütige Mithilfe des Heiligen Geistes verlassen. Trotz allen Lernens werden wir kein völlig sündloses Leben führen können. Wir bleiben Sünder bis zum Tod. Nur langsam werden wir uns darüber bewusst, was alles zu den Sünden zählt. So ist gehört auch Angst dazu, weil sie einen Mangel an Gottvertrauen zeigt. Abfälliges Gerede über andere ist schwer abzulegen und entspringt meist aus Neid. Die Liste unserer Sünden ist lange, unsere Schuld ist groß. Paulus weist den einzigen Weg aus dieser Not, indem er uns darauf verweist, uns mit Jesus zu vereinigen und mit seiner Kraft ein neues Leben zu beginnen.