Andacht Heute

Menschliche Ruhelosigkeit

Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben; und denen, die da Leid tragen, will ich Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen. Aber die Gottlosen sind wie das ungestüme Meer, das nicht still sein kann und dessen Wellen Schlamm und Unrat auswerfen. Die Gottlosen haben keinen Frieden, spricht mein Gott.
Jesaja 57,18-21

Gott spricht über seinen Propheten Jesaja. Wie müssen solche Sätze auf Gottlose wirken? Sie werden als Ruhelose bezeichnet, die ständig in Bewegung sein müssen und Unheil stiften. Vielleicht werden sie sagen, die Christen wären auch nicht besser, sie tun nur so als wären sie es. Ganz von der Hand zu weisen ist dieses Argument nicht, das die eigene Haltung beschönigen soll. Zu viele gibt es unter den christlich Gesinnten, die in ihren von Spendengeldern errichteten Gebäuden ständig „Herr, Herr“ rufen und sich ihrer guten Taten rühmen, aber wenn es darauf ankommt, ihr Christsein verleugnen. Doch es wird der Tag kommen, da wird die Spreu vom Weizen getrennt. Da wird es den Gottlosen nichts nützen, wenn sie auf die Spreu unter den Christen hinweisen.

Warum entscheiden sich so viele Menschen freiwillig für die Gottferne? Es gibt viele Gründe dafür. Als Jugendlicher habe ich gelesen, wie die Kirche im Lateinamerika der 1960er und 1970er Jahre zum großen Teil an der Seite der Oligarchen und Dikatoren zu finden war. Bei mir schlich sich daraufhin der Denkfehler ein, dass ich Kirche und Gott als identisch aufgefasst habe und auch von IHM, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, nichts mehr wissen wollte. Das häufigste Argument, das uns heute von denen, die Gott ablehnen, entgegenschallt, ist der Vorwurf, wie ER es zulassen könne, dass so viel Leid in der Welt ist. ER könnte doch dem allen ein Ende machen, wenn er so mächtig wäre. In der Tat, das könnte der Allmächtige. Das vorzeitige Ende der mit Freud und Leid verbundenen Geschichte mit den irdischen Menschen würde aber nicht seinem Heilsplan entsprechen. Und ich befürchte, dass Viele auch durch die Abschaffung des Leids keineswegs ihre Einstellung zu Gott ändern würden. Sie würden ruhelos weiter ihren Neigungen nachgehen und wie man so schön sagt, „den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.“

Gott ist kein Versucher

Bisher ist noch keine Versuchung über euch gekommen, die einen Menschen überfordert. Und Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass die Prüfung über eure Kraft geht. Er wird euch bei allen Versuchungen den Weg zeigen, auf dem ihr sie bestehen könnt.
1. Korinther 10,13

Das Vaterunser muss nicht umformuliert werden, weil es darin heißt „und führe uns nicht in Versuchung“, wie es von Papst Franziskus angeregt wurde. Ein gläubiger Christ kann hier nichts missverstehen, gibt es doch dazu auch eine eindeutige Stelle in der Bibel:

Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand; sondern jeder Einzelne wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird.
Jakobus 1,13-14

Gott ist kein Verführer, ER lässt es höchstens zu, dass Prüfungen auf den Gläubigen zukommen. Dies sind aber von einer Art, die nicht über seine Kräfte hinausgehen. Ein guter Trainer eines Gewichthebers wird darauf achten, dass sein Schützling nur so viel aufgelegt bekommt, wie er auch bewältigen kann.

Welcher Art können die Versuchungen sein? Ein Prediger hat sie eingeteilt in Genusssucht, Streben nach Anerkennung und Ausübung von Macht und Einfluss. Er hat sich selbst dabei beobachtet, dass er gerne einkauft und dabei den Versuchungen der Werbung erliegt. Er hat sich dabei ertappt, dass er täglich zählt, wie oft seine Predigten auf YouTube angeklickt werden, was seinem Ego schmeichelt. In seinem Dienst als Gemeindeleiter musste er feststellen, dass er oft nicht richtig zuhört, wenn ihm jemand was sagen will, weil er seine eigenen Pläne durchsetzen will. Jeder von uns hat seine Schwachstellen, da sollten wir ehrlich mit uns sein. Ausreden sind fehl am Platz. Es ist unsere fleischliche Natur und unsere Gottferne, die uns zu schaffen macht. Gott steht uns bei, diesen Versuchungen zu widerstehen und die Prüfungen zu bewältigen, um gestärkt daraus hervorzugehen. Achten wir darauf, welchen Weg wir von IHM gezeigt bekommen, um aus unserer Schwäche herausgeführt zu werden.

Unser Umgang mit der Wahrheit

„Mein Königreich ist nicht von dieser Welt“, antwortete Jesus. „Wenn es so wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht in die Hände gefallen wäre. Aber jetzt ist mein Reich nicht von hier.“ „Also bist du doch ein König“, sagte Pilatus. „Du hast Recht“, erwiderte Jesus, „ich bin ein König, ich bin dazu geboren. Und ich bin in die Welt gekommen, um für die Wahrheit einzustehen. Wem es um die Wahrheit geht, der hört auf mich.“
Johannes 18,37

Der römische Statthalter Pilatus ließ Jesus vor sich treten und wollte sich ein Bild davon machen, weshalb die Juden IHN angeklagt hatten. War ER wirklich fähig, einen Aufstand gegen die Römer anzuzetteln, wie es behauptet wurde? Pilatus sah aber nur einen Menschen vor sich, der ihm nicht gefährlich werden konnte. Was Jesus über ein Königreich sagte, das nicht von dieser Welt sei, ging über das Verständnis des Römers hinaus. Es waren für ihn Hirngespinste eines verwirrten Menschen, prinzipiell harmlos und nicht strafbar. Die Juden forderten dennoch seinen Tod und Pilatus überließ ihnen am Ende Jesus.

Der letzte Satz von oben ist die große Herausforderung für jeden, der von der Geschichte des Sohnes Gottes auf Erden gehört hat. Wer sie ernst nimmt, von ihrer Wahrheit überzeugt ist, der hat keine andere Wahl als auf das zu hören, was ER uns zu sagen hat.