Andacht Heute

Das Gleichnis vom Senfkorn

Da sprach er: Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten warf. Und es wuchs und wurde zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.
Lukas 13,18-19

Die Geschichte vom Senfkorn ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich ein Gleichnis interpretiert werden kann. Traditionell symbolisiert es das Wachsen von etwas ganz Kleinem und Unscheinbaren, also der christlichen Gemeinde, die zu etwas Großem und Bedeutendem werden kann. So wird es als Erklärung für das Wachsen des Reichs Gottes herangezogen.

Im Gespräch mit meiner Frau kamen wir auf eine weitere Interpretation. Wir stellten uns die Frage nach der Wirkung von Senf. Wofür steht Senf? Als Apotheker habe ich gelernt, dass sein Öl Glykoside enthält. Diese Senfölglykoside sorgen zum einen für die charakteristische Schärfe, zum anderen hat man herausgefunden, dass sie sogar entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral wirken. Auch die Kapuzinerkresse enthält Senfölglykoside und als Tinktur hat sie uns im Frühstadium von Erkältungen schon oft wertvolle Dienste geleistet. Was hilft uns nun diese Erklärung bei der Interpretation des Gleichnisses vom Senfkorn? Ich meine, wir lernen daraus, dass man sich nicht von beeindruckenden Auswucherungen ablenken lassen darf vom eigentlich wirksamen Kern.

Das Versprechen der Gerechtigkeit

Glücklich zu preisen sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten; denn sie werden satt werden.
Matthäus 5,6

Auch wenn politische Parteien sich für Gerechtigkeit einsetzen wollen und viele sich das wünschen, wird es sie auf dieser Welt nicht geben. Damit müssen wir uns abfinden. Aber Gott verspricht allen, die an ihn glauben, dass sie einmal in ihren Genuss kommen werden. Wir dürfen ohne Neid auf all jene schauen, die sich hier auf Erden mit mancherlei Machenschaften ein Leben in Luxus geschaffen haben. Alle werden einmal Rechenschaft über ihr Tun ablegen müssen, dessen können wir sicher sein. Für uns gilt es, den Willen Gottes zu erfüllen, dann wird es uns auch einmal gut gehen.

Aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr!
1. Petrus 3,14

Es geht auch anders

Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt.
1. Petrus 3,9

    Im Einzelfall ist es nicht immer leicht, auf Vergeltung zu verzichten. Wenn uns Unrecht geschieht, sind immer Emotionen im Spiel. Es ist wie eine unwillkürliche Reaktion auf einen körperlichen Schmerz. Doch voreiliges Handeln kann zu einer endlosen Spirale der Gewalt führen, die dann nur noch schwer zu stoppen ist. Oft steht uns auch unser Gerechtigkeitsempfinden im Weg, das es uns als fair erscheinen lässt, wenn der andere bestraft wird. In unserer Gesellschaft gilt es als Zeichen von Stärke, wenn wir das Recht auf Vergeltung in Anspruch nehmen. Das hat mit unserem Stolz zu tun, der verletzt wurde. Aber wir sollten erkennen, dass es auch möglich ist, auf Genugtuung, also auf Entschädigung für begangenes Unrecht, zu verzichten.

    Für einen Christen gibt es mehrere Gründe, Böses nicht mit Bösem zu vergelten. Da ist vor allem das Vorbild Jesu, der selbst als Leidender am Kreuz Gott bat, seinen Peinigern zu vergeben (Lukas 23,34). Er lehrte uns, unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns verfolgen (Matthäus 5,44). Christen können ein starkes Zeugnis für den Glauben ablegen durch das Nicht-Vergelten von Bösem. Sie sind aufgerufen, Frieden zu stiften und nicht zur Eskalation von Konflikten beizutragen. In der Bergpredigt (Matthäus 5,9) sagt Jesus: „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“