Andacht Heute

Wege zum neuen Menschen

Lasst euch in eurem Denken verändern und euch innerlich ganz neu ausrichten. Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zu neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es ihm gefällt.
Epheser 4,23-24

Vera F. Birkenbihl (1946–2011) war eine deutsche Managementtrainerin, Autorin und Querdenkerin. Mit ihrer unkonventionellen Art des Lernens und Denkens begeisterte sie viele Menschen. In ihren Vorträgen und Büchern stellte sie neue Lernmethoden vor, die den natürlichen Arbeitsweisen unseres Gehirns entsprechen. Sie kritisierte „Denk-Autobahnen“, also eingefahrene Muster, die uns unbewusst steuern.

Wenn Paulus in seinem Vers von einer Neuausrichtung unseres Denkens spricht, dann meint er damit eine Abkehr vom „alten Menschen“, der durch Gewohnheit und Selbsttäuschung geprägt war. Diese Erneuerung geschieht durch das innere Wirken des Heiligen Geistes – ein „Anziehen des neuen Menschen“, der in Beziehung zu Gott steht. Es ist der Weg aus der Enge des Gewohnten in die Weite des Lebendigen. Im Unterschied zu einer Gehirntrainerin wie Birkenbihl, deren Methodik und die von ihr propagierten ABC-Listen durchaus einen praktischen Wert haben, wies Paulus deutlich auf das Ziel des neuen Menschen hin: die Hinwendung zu Gott. Die Quelle der Veränderung ist für ihn nicht eine neue Lernmethode, sondern das Wirken Gottes durch den Heiligen Geist.

Was passiert beim Bibellesen?

Dein Wort leuchtet mir dort, wohin ich gehe; es ist ein Licht auf meinem Weg.
Psalm 119,105

Beim Lesen der Bibel geht in unserem Gehirn etwas vor: Es werden neue Verbindungen geschaffen, und man kommt zu Einsichten, die unser Leben bereichern können. Es ist ein aktiver Vorgang, wenn wir den Sinn ermitteln wollen und das Gelesene mit eigenen Erfahrungen verbinden. Unser Gehirn arbeitet dabei auf Hochtouren – nicht nur beim Verstehen der Worte, sondern auch beim Deuten, Erinnern und Verknüpfen. Wenn es in unserem Vers heißt, dass „dein Wort mir dort leuchtet, wohin ich gehe“, dann ist das wie eine Taschenlampe in der Nacht, die uns hilft, einen Weg zu finden in der Dunkelheit. Gottes Wort zeigt uns nicht gleich den ganzen Weg, aber es schenkt genug Licht für den nächsten Schritt. Und manchmal ist das genau das, was wir brauchen.

Dabei ist das Bibellesen nicht allein ein intellektueller Vorgang. Die Worte der Schrift berühren auch unser Innerstes. Sie aktivieren unsere Emotionen, rufen Erinnerungen wach, wecken Hoffnung oder rütteln uns auf. So können sie uns tiefer als nur über den Verstand erreichen und unsere Herzen bewegen. Gottes Wort wirkt in uns – nicht nur als Text, sondern als lebendige Kraft, die Denken, Fühlen und Handeln prägt. Es ist wie ein Same, der in uns aufgeht, wie ein Lied, das in uns nachklingt, wie ein Licht, das uns wärmt und leitet.

Nehmen wir also die Bibel regelmäßig zur Hand – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Freude und Erwartung. Denn sie zeigt uns den richtigen Weg durch die Dunkelheit unseres Lebens.

Zeigen wir Langmut

Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid,  mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend!
Epheser 4,1-2

Diese Langmut, einander in Liebe zu ertragen, benötigen wir dringend in unserem Umgang mit den Mitmenschen. Wir sehen oft die Fehler der anderen, unsere eigenen fallen uns hingegen kaum auf. Dabei wäre es ein Zeichen von Liebe, wenn wir die menschliche Unvollkommenheit besser annehmen könnten. Langmut bedeutet, andere nicht auf ihre Fehler festzunageln, sondern ihnen zuzutrauen, dass sie sich entwickeln können. Es sind eben gewisse Charaktereigenschaften, die uns an anderen stören. Wir könnten beispielsweise sagen: „Sie ist halt so“, wenn sie wieder einen Termin vergessen hat. Oder: „Das kenne ich ja von ihm”, wenn er sich über Nichtigkeiten aufregt. Wir alle haben unsere eigenen Fehler und sind froh, nicht ständig darauf angesprochen zu werden.

Manche Konflikte sollte man erst einmal in Ruhe betrachten, bevor man sie zum Thema macht. Nicht jedes Missverständnis muss sofort geklärt werden. Ohne über alles hinwegzugehen: Das geduldige Aushalten einer kleinen Unstimmigkeit ist auch ein Akt der Liebe. Wenn ein Freund eine andere politische Meinung vertritt, kann man das auch so stehen lassen, ohne gleich mit großem argumentatorischem Geschütz aufzufahren. Betrachtet man die Vergangenheit, so waren das oft Nebelkerzen, die es nicht wert waren, groß darauf einzugehen. Seien wir also gelassener. Ertragen wir den anderen, auch wenn er uns nervt. Üben wir uns in Liebe. Über allem stehen die Geduld und Langmut, die der HERR mit uns hat:

Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen. 
2. Petrus 3,9