Andacht Heute

Ausharren und Hoffen

Ich harre auf den HERRN, meine Seele harrt, und ich hoffe auf sein Wort. Meine Seele harrt auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen, mehr als die Wächter auf den Morgen.
Psalm 130,2-6

Dieser Psalm ist ein Wallfahrtslied. Man kann sich in die Situation hineinversetzen, wenn Hirten auf das Aufgehen der Sonne warten, wenn Wächter einer Stadt sich nach dem Morgen sehnen, wenn Pilger in den Tag hinein gehen. So ist es auch im Leben eines Gläubigen, der in dieser Welt unter dunklen Stunden leidet und sich nach dem Licht der Ewigkeit sehnt. Bis dahin bleibt uns allen die Verheißung des HERRN, die unsere Seele geduldig warten lässt. Wenn die Worte über das Ausharren wortwörtlich wiederholt werden, dann ist das kein Druckfehler. In poetischer Weise wird damit ausgedrückt, dass sich dies im Leben stets wiederholt, wie bei den Wächtern, jeden Morgen aufs Neue.

Die eigene Tüchtigkeit

Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott.
2. Korinther 3,5

Wenn ich mich selbst beobachte, wie ich an einen einzelnen Bibelvers herangehe, dann versuche ich zuerst, den Kontext zu klären. In diesem Fall stammt der Satz aus dem zweiten Schreiben von Paulus an die Korinther. Der Apostel hat im ersten Brief, dem sogenannten „Tränenbrief“ auf vielerlei Probleme in dieser Gemeinde hingewiesen und hatte offenbar noch nicht erfahren, wie die Reaktion auf ihn war. So sandte er ein zweites Schreiben, in dem er von seiner aktuellen Reise und dem mit ihr verbundenen Verkündigungsdienst berichtete. Diesen stellte er als etwas Herrliches heraus und bezeichnete es als ein Schreiben in die „fleischerne Tafeln des Herzens“ der Menschen, denen er das Evangelium nahebringen darf (3,3). Im obigen Vers verdeutlichte er, dass dabei keinesfalls seine eigene Tüchtigkeit im Vordergrund steht, sondern alle Fähigkeiten für diesen Dienst einzig von Gott stammen. Wenn im umgebenden Text Metaphern – wie die vorhin erwähnte – auftauchen, dann dienen sie zur Veranschaulichung des geistigen Gehalts. Bei deren Interpretation sollte man aufpassen, dass man in den vorhandenen Text nicht zu viel hineinträgt an Erzeugnissen aufkeimender Assoziationslust. Auch dies wäre eine Überschätzung des eigenen Vermögens, die im Vers von Paulus angesprochen wird.

Besonnenheit

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2. Timotheus 1,7

In unserem Chat am Abend haben wir uns zuletzt mit der Geistesfrucht der Besonnenheit beschäftigt. Es ist nicht immer leicht, auch in schwierigen Situationen die Fähigkeit zu pflegen, gelassen zu bleiben und, vernünftig abwägend, nach der besten Lösung Ausschau zu halten. So hat ein Teilnehmer davon berichtet, dass er unter einem Hausgenossen leidet, der in betrunkenem Zustand Autos der Mitbewohner angefahren hat und danach Fahrerflucht begangen hat. Ein anderer aus der Chat-Runde berichtete, dass er mit den anderen Nachbarn in einem ähnlichen Fall, Gott um Hilfe gebeten hatte, und dies tatsächlich geholfen hat. So tauschen wir uns aus und erzählen von unseren Erfahrungen. In allen Fällen kann nur Gott uns helfen, ruhig abzuwägen, ohne vorschnell irgendwelche Schlüsse zu ziehen, um in Konfliktsituationen angemessen reagieren zu können. Die Bibel enthält viele Ratschläge zum besonnenen Handeln.

Ein Tor schüttet all seinen Unmut aus, aber ein Weiser hält an sich.
Sprüche 29,11

Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn eines Menschen Zorn bringt keine Gerechtigkeit vor Gott.
Jakobus 1,19-20