Andacht Heute

Die himmlische Weisheit

Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedfertig, gütig; sie lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und frei von Heuchelei.
Jakobus 3,17

Jakobus beschreibt hier die Weisheit des Himmels, die sich fundamental von der weltlichen unterscheidet. Will man sich ihr annähern, dann sollten wir rein werden, d. h. uns von der Verführung zur Sünde fernhalten. Ergänzen wir diese Haltung, indem wir uns bemühen, friedfertig zu werden. Eirene (griechisch: Frieden, Ruhe) ist gekennzeichnet durch die Abwesenheit von Streit und damit durch eine „Situation des ungestörten, ungetrübten Wohlseins“ und „kann nur das Ergebnis der angewandten Versöhnung sein, bezogen auf die durch Sühnung herbeigeführten neuen Beziehung zwischen Mensch und Gott“ (Elberfelder Studienbibel). Ein Mensch, der sich bemüht, gütig zu sein, ist einer, der erkennt, wann es falsch ist, das Gesetz in aller Strenge anzuwenden. Er kann verzeihen, auch wenn er voll im Recht ist, den anderen zu verurteilen. Er nimmt Rücksicht, weil er weiß, wie sehr er selbst von der Gnade Gottes abhängig ist. So ein Mensch ist auch nicht stur, sondern er lässt sich auch etwas sagen, da der eigene Verstand begrenzt ist. Seine schon erwähnte Großzügigkeit ist getragen von Barmherzigkeit und bringt gute Früchte hervor. Unparteiisch sein kann heißen, dass wir ohne Voreingenommenheit an etwas herangehen und nicht nach Fehlern suchen beim anderen, um ihn verurteilen zu können. In all unseren Äußerungen sollten wir frei von Heuchelei sein, also unsere wahren Absichten nicht hinter einer Fassade von schönen Worten verstecken wollen.

Ich habe hier nur grob auf einige grundsätzliche Merkmale der von Jakobus so überaus kompakt und praxisnah aufgereihten Prinzipien der himmlischen Weisheit hingewiesen. Es ist so wichtig, von ihnen zu wissen, sie bei allen Handlungen zu bedenken und in der konkreten Situation zu berücksichtigen. Den Unterschied zwischen weltlicher und himmlischer Weisheit zu erkennen, ist für jeden von uns von entscheidender Bedeutung.

Die weltliche Weisheit

Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Eigennutz in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit! Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche, dämonische. Denn wo Eifersucht und Eigennutz ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat.
Jakobus 3,14-16

Der Schreiber dieses Briefs Jakobus war mit großer Wahrscheinlichkeit der Bruder von Jesus. An dieser Stelle erläutert er den Gegensatz zwischen der weltlichen und der himmlischen Weisheit. Ganz den irdischen Prinzipien verbunden sind Menschen die hier beschrieben werden, als von Neid und Selbstsucht getriebene. Das können auch religiöse Eiferer sein, die äußerlich einen starken Eindruck hinterlassen, weil sie genau zu wissen scheinen, was ihre Hörer tun und lassen sollten. Wer genauer hinsieht, wird bei ihnen eine gewisse Arroganz gegenüber den einfachen Gläubigen erkennen, nicht selten gepaart mit der Überzeugung, auf alles eine Antwort zu wissen.

Was nützt uns aber eine Weisheit, die aus einem rein irdischen Blickwinkel entstanden ist, weil das Streben nach Macht und Erfolg im Hintergrund stehen? Die weltliche Weisheit ist häufig sinnlich und damit getrieben von Leidenschaften. Was einem wohltut, wird gerne mit schönen Worten als erstrebenswertes Ziel beschrieben. Natürlich gibt es auch hier eine Menge Abnehmer für diese Art von Wohlstandserkenntnissen. Nicht weit entfernt davon ist das dämonische Wissen. Es schmeichelt unserem Verstand, so wie es die Schlange im Paradies getan hat, und die ersten Menschen verführt hat, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Hier hilft nur der Vergleich mit der Bibel, um die Abweichung zu erkennen. Die Folgen des rein weltlichen Denkens sind Chaos und Unordnung. Wir sehen dies am momentanen Zustand der Welt. Aber, glücklicherweise ist uns die Hoffnung nicht verloren gegangen. Sie besteht in der himmlischen Weisheit. Diese wird im folgenden Vers des Jakobus beschrieben, dem ich mich demnächst zuwenden will.

Die Gier nach dem Haben

Seid nicht hinter dem Geld her, sondern seid zufrieden mit dem, was ihr habt. Denn Gott hat uns versprochen: »Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab.«
Hebräer 13,5

Der Sozialpsychologe Erich Fromm hat mit seinem Werk Haben oder Sein das Konsumverhalten des modernen Menschen unter die Lupe genommen. Das Buch wurde außerordentlich populär, schon wegen seiner Kapitalismuskritik. Er zeigt an vielen Beispielen, wie die Sucht nach immer mehr Besitz den Menschen entfremdet. Auch Jesus und das frühe Christentum kommen darin vor unter den Ansätzen, wie die menschliche Gier nach dem Habenwollen überwunden werden kann. Da Fromm ein Vertreter des demokratischen Sozialismus war, konnte er sich die Hinwendung zur Geisteshaltung des Seins aber nur vorstellen, wenn der Kapitalismus überwunden würde.

Christen leben keineswegs unkritisch in den Tag hinein. Auch sie werden berührt von offensichtlichen Missständen in der Gesellschaft. Sie machen sich aber keine Illusionen darüber, dass die Überwindung von Ungleichheit die Menschen automatisch friedlicher und zufriedener machen würde. Da ist die Botschaft der Bibel realistischer. Wahre Gerechtigkeit wird es erst am Ende aller Tage geben. Bis dahin tun wir gut daran, die Lehren aus der Schrift zu beherzigen. Wenn wir uns nicht der Gier nach immer mehr hingeben, werden wir mit dem uns Geschenkten zufrieden sein. Denn wir wissen ja, dass uns Gott niemals im Stich lässt und für uns immer sorgen wird.