Andacht Heute

Liebevoll und klug ermahnen

Ihr seid Gottes geliebte Kinder, daher sollt ihr in allem seinem Vorbild folgen. Geht liebevoll miteinander um, so wie auch Christus euch seine Liebe erwiesen hat.
Epheser 5,1-2

Wir sollen Gott nachahmen und miteinander liebevoll umgehen. Das ist eine starke Forderung, nur nicht immer leicht umsetzbar. Heißt das, dass wir den anderen nicht mehr kritisieren sollen? Ihn gewähren lassen, auch wenn sein Verhalten weit von dem entfernt ist, was die Bibel uns nahelegt. Natürlich nicht! Schon in den nächsten Versen sehen wir, dass es sehr wohl darauf ankommt, kein ausschweifendes Leben zu führen.

Ihr gehört nun zu Gott. Da passt es selbstverständlich nicht mehr, sich sexuell unmoralisch zu verhalten, ausschweifend zu leben oder alles haben zu wollen. Über so etwas sollt ihr nicht einmal reden! Genauso wenig ist Platz für Beleidigungen, Sticheleien oder zweideutiges Gerede. Vielmehr sollt ihr Gott danken und ihn loben.
Epheser 5,3-4

Im Folgenden wird vor Unzucht, Habgier und Götzendienst gewarnt. Ohne Zweifel sollten wir nicht zuschauen, wenn die christlichen Werte mit Füßen getreten werden. Wir sollten zwar deutlich für sie eintreten, dies aber in einer Art und Weise tun, die von Milde geprägt ist. Kein Mensch muss sich über den anderen erheben, weil ein jeder von uns auch seine Schattenseiten hat. Es gibt immer einen Weg, dem anderen in geeigneten Worten nahezulegen, dass er sein Tun überdenken sollte.

Belehrt und ermahnt euch gegenseitig mit aller Weisheit!
Kolosser 3,16

Wenn genug nicht genug ist

Aber Gott weiß genau, dass euch die Augen aufgehen, wenn ihr davon esst. Ihr werdet wissen, was Gut und Böse ist, und werdet sein wie Gott.
1. Mose 3,5

Mit diesen Worten verführte die Schlange die ersten Menschen dazu, das einzige Verbot im Garten Eden zu übertreten, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Da sei etwas, was ihnen vorenthalten wird, eine Frucht, die sie kosten sollten. Gerade das Verbotene übt einen unwiderstehlichen Reiz aus. Adam und Eva hatten alles in Hülle und Fülle, was sie zu einem unbeschwerten Leben brauchten. Dennoch konnte der Gedanke des Teufels bei ihnen Fuß fassen, dass dies nicht reichen würde. Gott würde uns etwas Wichtiges vorenthalten.

Mir fällt da als Vergleich ein, wie ein Mann seit Kurzem eine neue Arbeitsstelle angetreten hat, alles wäre so, wie er es sich erhofft hat und der Arbeitgeber es ihm versprochen hat. Da kommt ein missgünstiger Kollege daher und sät die ersten Zweifel. Dieser Chef wäre keinesfalls so wohlmeinend, wie er tut. Der Lohn könnte höher sein, außerdem wolle er alles bis ins Letzte bestimmen. Es dauert nicht lange, da wird der Mann auch anfangen, kleinste Anzeichen von ungerechtem Verhalten bei seinem Chef zu entdecken. Und eines Tages kommt der Kollege und zeigt ihm einen Weg, wie er sich mehr verschaffen kann. „Du kannst doch mal in die Firmenkasse greifen, das merkt doch niemand.“ Er lässt sich dazu verführen, und es kommt, wie es kommen muss. Der Diebstahl wird entdeckt und der Mann wird entlassen.

Nun könnte man sagen, das war einerseits die Sünde der ersten Menschen, das liegt lange hinter uns, und so weit wie dieser Mann würden wir niemals gehen. Aber es gibt doch für uns alle Situationen, wo wir mit dem, was wir erhalten haben, unzufrieden sind, und uns noch mehr wünschen, obwohl, genau betrachtet, das Vorhandene vollkommen ausreicht. Das muss nicht unbedingt etwas Materielles sein. Im geistigen Bereich liegt die Verführung darin, dass uns das Wissen der Bibel nicht genügt. Es reicht nicht, sich nur auf Gottes Wort zu verlassen, sagt man uns. Man müsse sich jede Menge Sekundärliteratur verschaffen, die an die Erfordernisse der heutigen Zeit angepasst ist. Seien wir vorsichtig bei diesen Verführungsversuchen. Gegen gute Bibelkommentare, die uns das Lesen erleichtern, ist sicher nichts einzuwenden. Aber wir sollten immer sorgfältig prüfen, ob das, was behauptet wird, mit Gottes Wort vereinbar ist.

Die Liebe ist das Wichtigste

Wenn ich in den unterschiedlichsten Sprachen der Welt, ja, sogar in der Sprache der Engel reden kann, aber ich habe keine Liebe, so bin ich nur wie ein dröhnender Gong oder ein lärmendes Becken. Wenn ich in Gottes Auftrag prophetisch reden kann, alle Geheimnisse Gottes weiß, seine Gedanken erkennen kann und einen Glauben habe, der Berge versetzt, aber ich habe keine Liebe, so bin ich nichts. Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenke und für meinen Glauben das Leben opfere, aber ich habe keine Liebe, dann nützt es mir gar nichts.
1. Korinther 13,1-3

Ich muss an den Impetus mancher christlicher Prediger und Vortragenden denken, der Menschen zum entscheidenden Umdenken bringen soll. Da wird aufgerüttelt, an die Einsicht appelliert und mit der ewigen Verdammnis gedroht. Das ist sicher alles legitim, aus dem Wort der Bibel begründbar und menschlich verständlich, weil es wehtut, wenn Menschen das Angebot Gottes ungerührt ausschlagen. Das berühmte Hohelied der Liebe aus dem Paulusbrief an die Korinther zeigt uns aber, was bei aller Verkündigung nicht fehlen darf: die Liebe. Wer noch wie ich in den 1950er und anfangs der 1960er Jahr den Schulunterricht erlebt hat, kann sich an manche Standpauke von Lehrern erinnern. Der weiß auch noch, wie die meisten der Schüler darauf reagiert haben. Sie haben „auf Durchzug geschaltet“, im Sinne von: „Lass den mal wieder schimpfen, ich lasse mich davon nicht aus meiner Ruhe bringen, so dramatisch wird das schon nicht sein.“ Alles Dröhnen und Poltern bleibt ohne Wirkung, weil es ohne Liebe ist, die Paulus auf unnachahmliche Weise weiter beschreibt:

Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab.
1. Korinther 13,4