Andacht Heute

Gegenseitig stärken

Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.
Hebräer 10,24-25

Im gestrigen Bibel-Chat war das Thema „Gemeinsam stark sein“, also wie wir uns als Christen in der Gemeinsamkeit stärken können. Es wird wohl jeder bestätigen können, dass wir durch andere Menschen angespornt werden können, besser als dies durch jede Autosuggestion möglich wäre. Wir sollten uns durch alle auftretenden Differenzen hindurch gegenseitig ermuntern. Es ist ungleich schwerer, unser Leben im Glauben alleine bewältigen zu müssen. Auftretende Zweifel können im Austausch mit anderen leichter überwunden werden. Wenn wir ermattet sind in unseren Aktivitäten, können uns Brüder und Schwester wieder neu motivieren. Dabei muss uns immer bewusst sein, dass dies ohne die Liebe untereinander nicht geht. Sie ist das Wichtigste, ohne sie gibt es nur Disput, Besserwisserei und Streit. Freilich sollten wir in grundsätzlichen Glaubensfragen nicht einfach alles akzeptieren, was geäußert wird und ganz offensichtlich nicht mit der Bibel übereinstimmt. Paulus warnt in seinen Briefen an die Gemeinden wiederholt vor Irrlehren. Es wäre aber falsch, den anderen ganz fallen zu lassen, wenn seine Schlussfolgerungen in Glaubensfragen korrekturbedürftig sind. Auch in unserem Vers heißt es, dass wir uns gegenseitig ermahnen sollen. Da gibt es Mittel und Wege, um wieder zueinander zu finden. Es könnte so ja sein, wie es hier heißt, dass wir dem Ende der Welt ganz nahe sind, und das sollten wir immer bedenken. So wie ein Feuerwehrkommandant die miteinander zerstrittenen Hitzköpfe in seinem Verein ermahnen sollte, dass sie wieder vernünftig sein und gemeinsam an einem Strang ziehen sollten, weil doch jederzeit der nächste Brandfall eintreten könnte.

Sanft, aber nicht weich

Deshalb legt ab alle Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit, und nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut auf, das eure Seelen zu retten vermag!
Jakobus 1,21

Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,
Sanftmut, Enthaltsamkeit.

Galater 5,22-23

Jesus benutzte das Gleichnis vom Sämann (nachzulesen in Markus 4,1-9), damit jeder, der es hört, auch versteht, weshalb es so wichtig ist, dass das Wort Früchte hervorbringt. Gestern ging es in meiner Andacht um Freundlichkeit und Güte. Die Sanftmut ist eine weitere Frucht des Geistes. Sie ist notwendig, damit die Seele des Menschen aufgeschlossen ist für Gott. Mit ihr können wir sein Handeln an uns ohne innere Widerstände annehmen.

Die Übersetzung vom griechischen prayetes mit Sanftmut und Milde könnte uns dazu verleiten, dass wir damit Weichheit hineininterpretieren. Damit soll jedoch im Gegenteil die Einstellung unseres Geistes und unseres Herzens als eine Freundlichkeit gepaart mit Kraft ausgedrückt werden. Statt passiver Weichheit erscheint diese Sanftmut als eine Tugend, die aus einem festen, bei Christus verankertem Charakter erwächst. Ein mit dieser Frucht ausgestatteter Christ ist kein braver Weichling, der zu allem Ja und Amen sagt und dabei noch unterwürfig lächelt. Er ist dagegen einer, der seinen Dienst treu erfüllt und der – besonders wenn er eine Leiterfunktion innehat – auch mal in freundlichem Ton zurechtweisen kann, falls dies notwendig ist.

Über die Güte

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Galater 5,22

Wenn einer sagt „Ach, du meine Güte!“, dann drückt er damit seine Verwunderung aus. Wobei mit Güte auch Gott gemeint ist, im Sinne von „Oh, mein Gott!“. Wir sehen also schon in diesen umgangssprachlichen Ausdrücken die enge Verbindung von Güte mit Gott.

Im Deutschen kann das Wort Güte sowohl für die Beschaffenheit und die Qualität einer Ware, als auch für die milde, freundliche, von Wohlwollen und Nachsicht auf den Mitmenschen bestimmte Gesinnung verwendet werden. Das Griechische kennt für den letzteren Gebrauch als Eigenschaft des Menschen zwei Worte, die sich nicht grundsätzlich voneinander unterscheiden. Beide kommen im obigen Galatervers vor. Da ist einmal die agathosyne, eine Charaktereigenschaft, die sich eher tatkräftig ausdrückt und sich in tüchtig und brauchbar sein, verbunden mit einer gütigen Haltung, zeigt. Das andere Wort, das hier verwendet wird, ist chrestotes, und dieses ist nicht mit Aktivität verbunden. Es ist ein Ausdruck für das Wesen und den Charakter des Menschen, aus dem erst in einem zweiten Schritt die agathosyne hervorgehen kann und ihn Gutes tun lässt. Der Unterschied erscheint nicht unbedingt wesentlich zu sein. Er ist allerdings deutlich erkennbar im Wesen Gottes. Für IHN wird in der Bibel nur chrestotes verwendet, niemals agathosyne. Gott ist in diesem Sinne nachsichtig und milde mit dem Menschen oder auch die Güte selbst. Diese muss nicht erst wie beim Menschen in einem zweiten Schritt in deren tatkräftige Form als agathosyne münden.

Um nochmal auf die deutsche Übersetzung des obigen Verses zurückzukommen. Da kommen nacheinander Freundlichkeit und Güte vor. Hier hilft es, wenn wir Freundlichkeit als die dem Menschen gemäße aktive Form der Güte verstehen. Das ist ein „Vorschlag zur Güte“, nämlich einer im Sinne Gottes.