Übersetzungsprobleme

Darum macht euch gegenseitig Mut und helft einander im Glauben weiter, wie ihr es ja auch jetzt schon tut.
1. Thessalonicher 5,11

Das Wort parakaleo, das im griechischen Urtext steht, wird hier häufig mit „ermahnen“ übersetzt. So heißt es in der Elberfelder: „Deshalb ermahnt einander…“. Heute verstehen wir darunter „jemanden auf ein erwünschtes Verhalten hinweisen, jemanden zur Ordnung rufen, jemanden ins Gewissen reden“ (wiktionary.org). Die Neue Genfer übersetzt mit „sich gegenseitig Mut machen“ (s.o.). Ist das nicht ein Widerspruch? Mir fallen solche Unterschiede auf, weil ich über bibelserver.com sechs verschiedene Übersetzungen miteinander vergleichen kann.

Zur Grundbedeutung von parakaleo ist zu sagen: „Es wird für jede Art benutzt, eine Person zu rufen, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen: trösten, ermahnen, ersuchen, anrufen um etw., anflehen“. So heißt es im Sprachschlüssel der Elberfelder Studienbibel. Man sieht also, dass in diesem Wort eine ganze Menge steckt. Der Übersetzer muss sich für eine einzige deutsche Bedeutung entscheiden. Er wählt das Wort aus, das ihm im Textzusammenhang als das passendste erscheint. Das halte ich für eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Denn es kann leicht geschehen, dass ein wichtiger Gedanke durch eine unglückliche Übersetzung in eine falsche Richtung gelenkt wird.

Aber was ist jetzt hier mit diesem parakaleo gemeint? Die eindeutig richtige Übersetzung ins Deutsche kann es wohl nicht geben. Wenn es in seiner Grundbedeutung von „auf jemanden einwirken“ verstanden wird, dann gibt es dafür, wie wir gesehen haben, viele Möglichkeiten („trösten, ermahnen, ersuchen…“). Entscheidend ist für mich der darin enthaltene Hinweis, dass wir einander nicht gleichgültig sein, sondern einander im Glauben unterstützen sollen. Dazu kann manchmal Ermahnung nötig sein, dann aber auch gepaart mit Ermutigung, Bestätigung und Stärkung.

Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!
1. Korinther 16,13