Und von diesem Tag an wagte niemand mehr, ihm eine Frage zu stellen.
Matthäus 22,46
Im Hauskreis lasen wir gestern Matthäus 22. Als ich mich darauf vorbereitet hatte, nahm ich Aufzeichnungen zur Hand, die ich ein Jahr zuvor erstellt hatte. Es ist immer wieder erstaunlich, wie einem ein Text beim wiederholten Lesen etwas Neues zu sagen hat. Und gerade dieses Kapitel ist voller tiefer Einsichten. Man kann es als den letzten großen theologischen Angriff der damaligen religiösen Führer auf Jesus verstehen. Die Sadduzäer und Pharisäer stellten ihm Fangfragen, um ihn bloßzustellen. Doch die Antworten Jesu waren so überzeugend, dass am Ende alle beschämt verstummten.
Wer Debatten im Bundestag verfolgt, kennt die Zwischenfragen an die Redner, die mit den Worten des Präsidenten eingeleitet werden: „Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten X?“ Sie haben oft den Zweck, den Redner aus dem Konzept zu bringen, seinen Redefluss durch Gegenargumente zu stören. Es ist auch zu beobachten, dass manche Debattierer diese Fragen gerne zulassen, um die Gelegenheit zu nutzen, rhetorisch souverän zu glänzen. Wer solche Zwischenfragen zulässt, muss sich seiner Sache aber sehr sicher sein.
Jesus hatte keine theologische Ausbildung wie seine religiösen Gegner. Dennoch waren seine Antworten auf ihre Fangfragen absolut überzeugend. Sie mussten schließlich einsehen, dass sie ihm damit nicht beikommen konnten. Wie wir wissen, griffen sie fortan zu Mitteln wie Verrat und Gewalt, um den Messias zum Schweigen zu bringen. Ohne es zu wollen, leiteten sie damit das größte Erlösungswerk der Menschheitsgeschichte ein.
„Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Selbst geht ihr nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, lasst ihr nicht hinein.“
Matthäus 23,13