Wenig später erschien Jesus den elf Jüngern, während sie gemeinsam aßen. Er wies sie zurecht, weil sie in ihrem Unglauben und Starrsinn nicht einmal denen glauben wollten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten.
Markus 16,14
Der Glaube an die Auferstehung ist für das Christentum von grundlegender Bedeutung. Unser ganzer Glaube wäre sinnlos, wenn wir nicht an die Auferstehung glauben würden, sagte schon Paulus. Dennoch vertreten heute viele Theologen die Ansicht, man müsse sie sich nicht leiblich vorstellen. Die Jünger hätten nur Visionen von einem lebendigen Jesus gehabt. Der mit seinem Programm zur Entmythologisierung bekannt gewordene Theologe Rudolf Bultmann (1884-1976) sprach abfällig von der „Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments“ und verwarf den Glauben an Wunder, weil diese nicht mit den Naturgesetzen vereinbar wären.
Bei der Auferstehung Jesu kommt man mit naturwissenschaftlichen Methoden tatsächlich nicht weiter. Mit Experimenten in Laboren und Beobachtungen in der Natur können hier keine Ergebnisse erzielt werden. Wenn schon, dann müssen die Geisteswissenschaften herangezogen werden. In diesem Fall die Philosophie. Und die arbeitet gerne mit Hypothesen, mit denen man zwar bestimmte Erscheinungen erklären kann, für deren Gültigkeit aber die Beweise fehlen. Im Lauf der Geschichte können sie ihren Glanz vollkommen verlieren, wie beispielsweise die Gesellschaftslehre von Marx aus dem 19. Jahrhundert.
Damals begann auch die Theologie, sich Grundannahmen zurechtzulegen, wie die generelle Ablehnung von Wundern. Dr. Markus Till vertritt die Ansicht, dass man damit die Wissenschaftlichkeit verlassen hat, weil man die Notwendigkeit des Zweifelns nicht mehr gelten ließ und dafür ein Vorurteil (Wunder kann es nicht geben) als gegeben hinnahm, ohne es als solches zu bezeichnen. In seinem Artikel „Stolz und Vorurteil? Wie wissenschaftlich ist die Bibelwissenschaft?“ weist er auf weitere Vorurteile der modernen Theologie hin, wie die Auffassung, dass es keine Offenbarung gäbe und die biblischen Autoren nicht vertrauenswürdig seien. Till zeigt auf die bedauerlichen Folgen der theologischen Ausbildung vieler Seelsorger. Wenn der Pfarrer schon nicht mehr an die leibliche Auferstehung glaubt, wie schädlich wird sich das auf die Schafe seiner Gemeinde auswirken? Der Autor bringt einen deftigen Vergleich: „Auf mich wirkt das so, wie wenn eine Metzgereikette seine Azubis zu überzeugten Veganern in die Lehre schickt und sich nachher wundert, warum die Kunden kein Fleisch mehr kaufen.“ Er fragt sich, „wie solche Gemeindeleiter Glauben wecken sollen, wenn sie von Menschen ausgebildet werden, die selbst elementarste Botschaften der Bibel infrage stellen oder sogar offen ablehnen?“
Wenn wir nicht an das Wunder der Auferstehung glauben können, dann ist alles hoffnungslos. Wer meint, die Auferstehung Jesu sei nur eine Illusion gewesen, kann auch nicht glauben, dass er und seine Nächsten, die er liebt, einmal auferweckt werden. Das wäre das Ende all unserer Sehnsüchte. Lassen wir uns doch so etwas nicht einreden!