Klar benennen statt umschreiben

Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
1. Johannes 1,9

Es gibt auch Übersetzungen, die das Wesen Gottes, dass er treu und gerecht ist – wie oben in der Schlachter 2000 -, zu umschreiben versuchen, wie die Hoffnung für alle, wo es heißt „dann erweist sich Gott als treu und gerecht“ oder die Neue evangelistische Übersetzung, welche formuliert: „zeigt Gott, wie treu und gerecht er ist“. Beide Male wird Gott gelobt, als eine Macht, die sich von ihrer besten Seite zeigt, wenn wir uns ehrlich zu uns und IHM verhalten. So als läge es in unserer Hand, wenn seine höchste Qualität in Erscheinung tritt. In der ersten Übersetzung, in der „Gott sich als treu und gerecht erweist“, wird implizit behauptet, dass ER auch untreu und ungerecht sein könne. Im anderen Fall wird von ihm angenommen, er habe es nötig zu zeigen, wie treu und gerecht er sein könne. Warum bleibt man nicht dabei, das Wesen Gottes einfach und ohne Umschweife im Deutschen mit dem Hilfsverb „ist“ auszudrücken, in Verbindung mit den Adjektiven „treu“ und „gerecht“? Wir sehen doch, dass Gott gar nicht anders sein kann, weil er immer so „ist“, sodass wir auf das einleitende „wenn“ sogar verzichten könnten, es aber in diesem sprachlichen Zusammenhang doch besser verwenden, bedingt durch die inhaltliche Hauptaussage der Notwendigkeit des Bekenntnisses unserer Sündhaftigkeit.

Martin Luther hat bei seiner Bibelübersetzung viel Mühe darauf verwendet, einfach und leichtverständlich im Ausdruck zu sein. So schreibt er: „Ich hab mich bemüht beim Dolmetschen, dass ich reines und klares Deutsch geben möchte. Und es ist uns sehr oft begegnet, dass wir vierzehn Tage, drei, vier Wochen ein einziges Wort gesucht und erfragt haben, und haben’s dennoch zuweilen nicht gefunden.“ Bei Neu-Übersetzungen erkennt man an manchen Stellen das allzu angestrengte Suchen nach einem alternativen Ausdruck zur geläufigen Version. In Luthers Übersetzung von 1545 heißt es übrigens: „So wir aber vnsere sünde bekennen / so ist er trew vnd gerecht / das er vns die sünde vergibt / vnd reiniget vns von aller vntugent.“