Wer behauptet, im Licht zu leben, seine Glaubensgeschwister aber verabscheut, ist immer noch in der Dunkelheit.
1. Johannes 2,9
Es gibt zwei große Gegensätze in der Bibel, die sich gegenseitig ausschließen: Im obigen Vers steht das griechische miseo. Es wird übersetzt mit „hassen“, hier mit „verabscheuen“. Neben offener Feindschaft sind darunter alle Formen zu verstehen, bei denen es um Gleichgültigkeit, Kühle, Vernachlässigung geht. Es steht damit immer im Gegensatz zu agapao, das griechische Wort für „lieben“, womit nicht nur eine Neigung zu jemand aufgrund ähnlicher Interessen ausgedrückt wird, sondern ein Bestreben, das keine Vorbehalte kennt. Sogar Feindesliebe ist darunter zu verstehen.
Zwischen diesen äußersten Polen, zwischen vorbehaltloser Liebe und unversöhnlichem Hass, gibt es jede Menge Zwischenformen. Zweifellos sollte unsere Ausrichtung dem Lichte gelten. Dennoch wäre es ein Zeichen von Realitätsverlust, wenn wir behaupten würden, dass wir uns ständig in grenzenloser Liebe zu unseren Glaubensgeschwistern und sogar zu unseren Widersachern befinden. Machen wir uns nichts vor: Im Leben mit unseren Mitmenschen wird es auch zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Sie sollten nicht in Streit ausarten. Aber es gibt unterschiedliche Anschauungen in der Sache. Und es gibt Handlungen, die andere verletzen, und die wir nicht so ohne Weiteres aus der Welt schaffen können.
Als Christen haben wir die großartige Möglichkeit der Versöhnung. Sie sollten wir nutzen, so oft es geht. Da gibt es fast immer Anknüpfungspunkte, um wieder aufeinander zuzugehen und sich nicht mehr aus dem Weg zu gehen. Den anderen verstehen zu wollen, ist schon ein erster Schritt aus der Finsternis hin ins Licht. Es hilft immer, wenn wir uns in jeder Situation vorstellen, wie Jesus damit umgegangen wäre.
Wer also behauptet, mit Christus verbunden zu sein, soll auch so leben, wie Christus gelebt hat.
1. Johannes 2,6