Wenn mir auch Leib und Seele vergehen, so bleibt doch Gott ewiglich meines Herzens Fels und mein Teil. Denn siehe, die fern von dir sind, gehen ins Verderben; du vertilgst alle, die dir hurerisch die Treue brechen. Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; ich habe GOTT, den Herrn, zu meiner Zuflucht gemacht, um alle deine Werke zu verkünden.
Psalm 73,26-28
Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis heute unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen. Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, denen Gott doch schon seinen Geist geschenkt hat – als die erste Gabe des neuen Lebens –, auch wir seufzen innerlich und warten sehnsüchtig auf das Offenbarwerden unserer Kindschaft: die Erlösung unseres Körpers.
Römer 8,22-23
Die heutige Losung können wir lesen als Worte, wie wir sie von der Bibel gewohnt sind. Sie erinnern uns daran, welch einen guten Gott wir haben. Das macht uns zufrieden, und wir gehen schnell zur Tagesordnung über. Wir freuen uns wieder daran, was wir heute an diesem wunderschönen Pfingstsonntag so alles vorhaben.
Aber es sind gewaltige Worte, die da vor uns stehen und uns zu denken geben sollten. Manchmal habe ich den Eindruck, wir nehmen alles hier auf Erden zu leicht. Wir leben in den Tag hinein und sind uns nur selten dessen bewusst, was da um uns herum geschieht. Um es mit einem trivialen Beispiel auszudrücken: Ich stelle mir vor, wie ich mir im Kino den Monumentalfilm Die größte Geschichte aller Zeiten ansehe. Obwohl darin das Leben von Jesus Christus eindringlich erzählt wird, geht mir das Geschehen auf der Leinwand nicht nahe. Ich konsumiere den Film wie einen Western oder einen Thriller und habe vor allem Gefallen an den eindrucksvollen Actionszenen und der schauspielerischen Leistung der Darsteller. Was mir dabei völlig entgeht, ist seine tiefe Bedeutung für mein eigenes Leben.
Das Beispiel soll nur unsere Einstellung zur Heilsgeschichte illustrieren. Aber befinden wir uns nicht selbst in einem gewaltigen, ganz realen Epos und nehmen dies gar nicht wahr? Warum sind wir nur immer beeindruckt, wenn sich in der Welt etwas ereignet wie ein Erdbeben oder ein Krieg? Sehen wir dagegen nicht mehr das, was Gott mit uns und der ganzen Menschheit vorhat? Es geht um die Erlösung der Menschheit und die „gesamte Schöpfung seufzt“. Ich frage mich, trifft mich dieser Satz, wo es heißt „wir seufzen innerlich und warten sehnsüchtig auf das Offenbarwerden unserer Kindschaft: die Erlösung unseres Körpers“ – oder geht alles an mir vorbei wie eine Szene in einem Hollywoodfilm?