„Fromm sein“ kann auch irritieren

Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.
1. Mose 17,1

Die heutige Losung hat in mir eine Irritation hervorgerufen. Abraham wird von Gott aufgefordert, „fromm“ zu sein. Warum hier die Übersetzung der Lutherbibel 2017 auf dieses heute meist negativ besetzte Wort zurückgegriffen hat, erschließt sich mir nicht. Die Elberfelder und die Schlachter verwenden für das hebräische tamim das Adjektiv „untadelig“. Wenn wir heute von einem frommen Menschen hören, sehen wir meist einen Frömmler vor uns, also einen, der vor anderen nur so tut, als wäre er besonders gottesfürchtig. Genau dies ist aber das Gegenteil von dem, was tamim heißt, nämlich vollständig, untadelig, aufrichtig. Gemeint ist also eine aus der Liebe zu Gott geprägte einwandfreie Lebensführung eines Menschen. Und die gelingt nur dem, der sich ganz an Gott hält, der ihn Herr sein lässt in seinem Leben und ihm dadurch mit ganzer Liebe dient. Alles andere wäre eine falsche Vorgehensweise und ein großes Missverständnis, in dem sich schon in Zeiten Jesu die Pharisäer befanden, die anderen predigten, sie sollten sich mit aller Kraft bemühen, die Gebote zu halten, dann würden sie sich die Gunst Gottes verschaffen können. Diese Art der selbstgerechten Frömmelei ist in unserem heutigen Wort sicher nicht gemeint. Ich finde die Übersetzung der Hoffnung für alle sehr klar und eingängig:

Geh deinen Weg mit mir und lebe so, wie es in meinen Augen recht ist.
1. Mose 17,1

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