Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand!
Sprüche 3,5
Im Laufe des 18. Jahrhunderts war die Begeisterung für die Aufklärung einer Ernüchterung gewichen. Anfangs war man sehr optimistisch gewesen, weil man sich von den Fesseln der alten Bücher befreit hatte. Nicht mehr die göttliche Offenbarung war die Richtschnur, sondern allein aus der menschlichen Vernunft sollte sich neues, richtiges Denken entwickeln können. Man müsse nur für alle Erscheinungen der Welt klare und eindeutige Begriffe bilden, dann würde sich „eine Übereinstimmung unseres Erkenntnisses mit den Dingen selbst“ (Gottsched) zeigen. Bald kam aber die große Enttäuschung. Diese Methode führte zwar zu ungeahnten Erfolgen in den Naturwissenschaften, war aber für die Beantwortung der großen Fragen der Menschheit viel zu einfach gestrickt.
Vernünftiges Denken ist natürlich auch für unser Glaubensleben notwendig. Es ist sicher nicht falsch, nach klaren Begriffsbestimmungen zu suchen, wenn wir die biblischen Texte lesen. Aber was nützt aller Verstand, wenn die gewonnene Erkenntnis nicht unser Herz erreicht? Dann können wir vielleicht in bewundernswerter Weise über die Verse der Bibel dozieren, aber alles bleibt an der Oberfläche und dient nur unserem Ego. Vergessen wir nie, dass der Verstand ein Geschenk Gottes ist, das wir in aller Demut nutzen dürfen.