Gedanken über das Wie des Verstehens

Im Leben eines Menschen wird es hell, wenn er anfängt, dein Wort zu verstehen. Wer bisher gedankenlos durchs Leben ging, der wird jetzt klug.
Psalm 119,130

„In den allermeisten Ausbildungsstätten legt man großen Wert darauf, dass man sich Rechenschaft darüber gibt, auf welcher Grundlage exegetische Aussagen getroffen werden und dass diese sachlich und sprachlich nachvollziehbar sind. Auch wenn der Gesprächspartner zu anderen Schlüssen kommen mag, sollte er die Textauslegung verstehen können.“

Diese Sätze stammen aus einer Buchbesprechung von Prof. Dr. Volker Gäckle. Er ist Theologe, Pfarrer und Rektor der Internationalen Hochschule Liebenzell. Es geht ihm in diesem Zitat um die Exegese, genauer: um die Reflexion der Methoden, mit der man sich den biblischen Text erschließt. Davon gibt es eine ganze Reihe: Die kanonische Bibelauslegung geht textzentriert vor und versucht, den Zusammenhang mit anderen Bibelstellen zu ergründen. Die historisch-kritische Exegese, die den Blick auf die Entstehungssituation, die damalige Kultur, die Überlieferung und Bearbeitung richtet. Es gibt auch die feministische, die befreiungstheologische und die tiefenpsychologische Exegese, bei denen aber dem Text einseitig eine Ideologie übergestülpt wird.

Ich denke, wir alle, die wir uns mit dem Text der Bibel beschäftigen, sollten uns die von Volker Gäckle beschriebene Haltung der Selbstreflexion zu eigen machen, nicht nur, weil sie für das eigene Studium hilfreich ist, sondern auch, weil sie den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen kann, all denen, die uns gerne als Biblizisten, als verbohrte, bibeltreue Fundamentalisten bezeichnen. Über unserer Bibelauslegung muss aber in jedem Fall stehen, dass wir es hier mit Gottes Wort an uns zu tun haben und dass wir unser Leben an seinen Mitteilungen ausrichten sollen.

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