Andacht Heute

Ein dreister Wortbruch

Bei vielen Worten bleibt ⟨Wort⟩bruch nicht aus, wer aber seine Lippen zügelt, handelt klug.
Sprüche 10,19

Beim heutigen Vers bin wieder mal verblüfft, wie gut die vor Jahren ausgelosten Herrnhuter Losungen auf die aktuelle politische Situation passen. Hätte sich ein Friedrich Merz von der Christlich(!) Demokratischen Union daran gehalten, wäre es nicht zu diesem Wortbruch gekommen. Was ist das Wort eines Politikers noch wert, wenn es schon in wenigen Tagen nichts mehr gilt? Da wird das eigene Handeln dann lieber am Satz des Staatsrechtlers Niccolò di Bernardo dei Machiavelli (1469-1527) ausgerichtet: “Der Zweck heiligt die Mittel.” Unter Machiavellismus versteht man einen manipulativen Politikstil, der in zynischer Missachtung der Moral ganz auf Eigennutz und persönlichen Gewinn ausgerichtet ist. Wer immer sich von einer sich christlich nennenden Partei versprochen hat, dass sie wenigstens an den einfachsten Regeln von Anstand und Moral festhalten würde, der wurde in diesen Tagen eines Besseren belehrt. Diese machtbesessene Politikerkaste kann so viele Worte machen wie sie will, sie bleiben unglaubwürdig. Wir können über eine solche Dreistigkeit nur noch den Kopf schütteln können. Dennoch sollten wir selbst klug handeln und uns an die Worte von Jesus halten:

„Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein; jedes weitere Wort ist vom Bösen.“
Matthäus 5,37

Jerusalem, Taumelbecher der Nationen

Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher machen allen Völkern umher; und auch Juda wird’s gelten, wenn Jerusalem belagert wird. Zur selben Zeit will ich Jerusalem machen zum Laststein allen Völkern; alle, die ihn wegheben wollen, werden sich daran blutig reißen. Denn es werden sich wider sie versammeln alle Völker auf Erden. Sacharia 12, 2-3

Ich erinnere mich an die Kindheit meiner jüngsten Schwester, denn es gab zu dieser Zeit Trinkbecher, die zwei Henkel und einen Schwerpunkt im runden Becherboden hatten. Selbst wenn der Becher umzufallen drohte, richtete er sich wieder auf und pendelte sich ein.

Mit dem Blick auf Israel, sehe ich die Verheißungen heute erfüllt.

Werden wir als Christen auch ins Taumeln gebracht? Auf alle Fälle! Wenn der Schwerpunkt des Glaubens, das Evangelium ist, dann stehen wir immer wieder auf, weil uns die Liebe des Vaters stabilisiert.

Danke lieber Vater im Himmel, der Du unsere Ausrichtung und Fundament in Christus bist. Segne erneut unseren Tag und lasse uns aufstehen auch wenn wir manchmal taumeln. Amen

Der Römerbrief – eine Herausforderung

Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.
Römer 6,23

Man könnte den Brief, den Paulus an die Römer geschrieben hat, als eine Lektion für Fortgeschrittene bezeichnen. Er ist zweifellos eines der tiefgründigsten Werke des Neuen Testaments und ist für einen Anfänger im Glauben eine schwere Kost. Der Apostel behandelt in ihm komplexe Themen wie Rechtfertigung, Gnade und Sünde. Er baut seine Argumente darin logisch aufeinander auf. Um einem Gedankengang ganz folgen zu können, kommt man nicht umhin, die gesamte Struktur des Briefes im Blick zu haben. Der Vers von oben ist der Schlusspunkt einer Argumentationskette. Herausgelöst aus dem Gesamtzusammenhang kann er den Leser überfordern, zumindest werden ihm wichtige Aspekte verborgen bleiben. Deshalb kann meine Empfehlung nur lauten, das ganze Kapitel 6 gründlich zu lesen, am besten mit Hilfe eines geeigneten Bibelkommentars.

Für Martin Luther war der Römerbrief von zentraler Bedeutung, weil er ihm half, Gottes Gerechtigkeit nicht nur als eine strafende Eigenschaft, sondern als ein Geschenk zu betrachten, das den Menschen durch den Glauben an Jesus Christes gerecht macht. Diese Erkenntnis, dass wir allein durch Glauben und nicht durch Werke gerechtfertigt werden, war für ihn der Durchbruch und bildete später die Grundlage der Reformation. Luther bezeichnete den Römerbrief als das „rechte Hauptstück des Neuen Testaments“ und empfahl sogar, ihn täglich zu lesen und zu studieren.