Andacht Heute

Recht und Gerechtigkeit

Ihr dürft das Recht nicht beugen. Urteilt ohne Ansehen der Person und nehmt keine Bestechungsgeschenke an. Denn solche Geschenke verführen selbst weise Menschen dazu, die Augen zu verschließen und das Recht zu verdrehen. Setzt euch unermüdlich für Gerechtigkeit ein. Dann bleibt ihr am Leben und werdet das Land behalten, das der HERR euch geben will.
5. Mose 16,19-20

Gibt es einen Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit? Gewiss. Recht, das sind formale, in Paragraphen gefasste Regeln, nach denen Juristen, die speziell dafür ausgebildet sind, handeln und urteilen. Gerechtigkeit hingegen ist ein grundlegendes ethisches Prinzip, nach dem Menschen ihr Handeln ausrichten, um fair und unparteiisch gleiche Chancen und Rechte für alle zu gewährleisten. Es gibt den Ausdruck „nach geltendem Recht“. Er deutet darauf hin, dass seine Gültigkeit von Zeit zu Zeit von Politikern ausgehandelt und neu festgelegt wird. Die Prinzipien der Gerechtigkeit bleiben dagegen ewig bestehen. Eine Rechtsprechung ohne den Willen zur Gerechtigkeit ist nicht gottgewollt. Sie widerspricht sowohl der Menschlichkeit als auch den göttlichen Prinzipien. Auch wenn Juristen von diesen oft nichts wissen wollen, sollten wir unser Handeln danach ausrichten.

Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird.
Philipper 4,8

Was die Bibel dazu sagt

Verurteilt niemand, damit auch ihr nicht verurteilt werdet.
Matthäus 7,1

Es gibt Menschen, deren Kenntnisse der Bibel mehr als bescheiden zu nennen sind, diesen Vers aber gerne vorbringen, wenn von christlicher Seite Einwände gegen Zeiterscheinungen vorgetragen werden, wie es z.B. das Selbstbestimmungsgesetz zur Änderung des Geschlechtseintrags ist. Man dürfe nichts dagegen haben, weil das zentrale Gebot der christlichen Lehre die Nächstenliebe und das Mitgefühl sei. Es gäbe nun mal eine religiöse Vielfalt und unterschiedliche Auffassungen zu Geschlechterfragen und zu Transgender-Rechten. Als Christ solle man sich aus diesem gesellschaftlichen Diskurs heraushalten und das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht eines Menschen nicht in Frage stellen.

Meines Erachtens geht es nicht darum, andere Meinungen zu verurteilen, die im Widerspruch zu Aussagen der Bibel stehen. Man muss aber darauf hinweisen können, dass es schon in der Schöpfungsgeschichte steht, dass Gott Menschen schuf als Mann und Frau. Das Geschlecht wird also aus biblischer Sicht von Gott allein bestimmt und kann nicht von Fall zu Fall und von Jahr zu Jahr gewechselt werden. Anhänger anderer Anschauungen werden von Christen auch nicht verurteilt, dies bleibt ganz dem HERRN vorbehalten.

Rechtschaffenheit

Gott aber, wird er nicht seinen Auserwählten Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn er auch lange zuwartet mit ihnen?
Lukas 18,7

Gerade als ich eben über diesen Vers und insbesondere über den Begriff der Rechtschaffenheit nachdachte, fand ich es zunächst störend, dass meine Frau mir Psalm 26 vorlesen wollte, den wir am Abend in unserem Bibelchat (christen-chat.de) besprechen wollten. Alles zu seiner Zeit, sagte ich. Jetzt sei es erst einmal wichtig, diese Andacht zu schreiben, den Psalm könne man sich später vornehmen. Schließlich gab ich doch nach, und siehe da, was waren die ersten Verse des Psalm?

Verschaffe mir Recht, HERR, denn ich bin immer aufrichtig meinen Weg gegangen. Und weil ich auf den HERRN vertraue, werde ich nicht zu Fall kommen.
Psalm 26,1

Der Psalmist erklärt es hier mit einfachen Worten, was mit Rechtschaffenheit gemeint ist. Er hat im Glauben einen Bund mit Gott geschlossen und versucht, nach seinem Wort zu leben. In aufrechter (rechtschaffener) Weise ist er den Weg mit Gott gegangen. Deshalb ist er sich sicher, dass ER ihm auch Recht verschaffen wird. Diese Definition ist mittlerweile auch in den allgemeinen Sprachgebrauch eingedrungen. In ihm wird „Rechtschaffenheit“ definiert als das Nachgehen eigener, ehrlicher Arbeit eines Menschen, der sich an die geltenden ethischen Grundsätze hält. Das klingt noch nach, wenn man von einem arbeitssamen, pflichtbewussten Menschen sagt, dass er „recht schaffen“ kann. Wie viele andere moralische Begriffe wurde auch dieser im 18. Jahrhundert viel diskutiert und fand seinen Niederschlag in den literarischen Werken der Zeit, z.B. im Schauspiel von Christian Jakob Wagenseil „Die belohnte Rechtschaffenheit“. Nochmal: Für einen Christen ist es sehr einfach, rechtschaffend zu leben. Er muss sich an das Wort Gottes in der Bibel halten, dann wird es ihm gelingen. Und dann kann er sich auch sicher sein, dass der HERR ihm sein Recht verschaffen wird.