Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber keine Rettung ist in Sicht, ich rufe, aber jede Hilfe ist weit entfernt! Mein Gott! Ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe in der Nacht und komme nicht zur Ruhe.
Psalm 22,2-3
In den Evangelien von Markus und Matthäus wird der erste Satz zitiert. Auch im weiteren Verlauf des Psalms finden sich Verse, die jedem Leser des Neuen Testaments vertraut sind. Am Anfang steht die Klage. Ein Mensch schreit zu Gott, er möge ihn vor dem Spott und der Verfolgung seiner Feinde bewahren. Am Ende steht der Dank für Gottes Hilfe. Es gibt Auslegungen, die davon ausgehen, dass sich der Psalm auf die Notlage des jüdischen Volkes im Exil bezieht. Jeder Leser kann ihn aber auch auf sich selbst beziehen, wenn er sich in einer schwierigen Situation befindet. Man kann sich in diese Verse hineinfühlen, weil uns diese Abfolge von Not-Verzweiflung-Klage-Vertrauen-Hoffnung-Rettung-Dank sehr bekannt vorkommt. Jeder hat das schon erlebt. Es gibt eine Zeit des Hin- und Hergerissenseins. Entscheidend ist dann der Moment, in dem unsere Klage ganz in eine feste Hoffnung umschlägt. Vielleicht sind das Lernprozesse, die Gott uns auferlegt, damit wir erkennen, dass wir uns ganz auf IHN verlassen können.
Auf der großen Sicherheitskonferenz in München wird gerade viel von „unruhigen Zeiten“ gesprochen, in denen wir leben. Die Worte, die dort fallen, sollen zeigen, dass sich alle um Frieden und Sicherheit bemühen. Aber es fällt schwer, den Mächtigen dieser Welt zu trauen. Zu oft sind ihren Worten Taten gefolgt, die das genaue Gegenteil bedeuten. Bei unserem Herrn ist das anders. Er hat sein Wort nie gebrochen. Seine Verheißungen haben sich alle erfüllt.
Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer in großen Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, obwohl die Erde bebt und die Berge ins Meer stürzen, obwohl die Wellen tosen und schäumen.
Psalm 46,2-3