Mitgefühl für den anderen
Dieser Hohe Priester hat Mitgefühl mit unseren Schwächen, weil ihm die gleichen Versuchungen begegnet sind wie uns – aber er blieb ohne Sünde.
Hebräer 4,15
Jesus Christus war Gott und Mensch zugleich. Er war in seinem irdischen Leben den gleichen Versuchungen ausgesetzt wie wir. Im Gegensatz zu uns ist er kein einziges Mal schwach geworden und der Sünde erlegen. Sünde ist Trennung von Gott. Keine seiner Taten hat ihn von seinem Vater getrennt. Die diesjährige Jahreslosung der evangelischen Kirche lautet: „Prüft alles und behaltet das Gute“. Es ist zu hoffen, dass sie von den Kanzeln nicht im politischen Sinne als Aufforderung missbraucht wird, sich für die Richtigen an der Wahlurne zu entscheiden. Es geht bei der Empfehlung des Paulus zweifellos allein um das Prüfen im geistlichen Sinn. Es geht darum, die Sünde in unserer Lebenspraxis zu erkennen. Das ist nur möglich, wenn wir alles sorgfältig daraufhin prüfen, ob es dem Willen Gottes entspricht oder nicht. Keinesfalls geht es darum, dass wir uns überheblich zu Moralaposteln aufschwingen und uns über andere erheben, nur weil wir nicht deren Schwächen haben. Wir trennen vielleicht im Gegensatz zu anderen den Müll, wir halten uns beim Autofahren an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, wir vermeiden es, unsere Nachbarn mit Lärm zu belästigen, das mag sein. Aber wir haben auch andere Schwächen, die uns oft gar nicht bewusst sind. Auf jeden Fall tut uns allen Demut gut und Mitgefühl für den anderen.
Weil Gott euch nun auserwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, bekleidet euch mit barmherziger Zuneigung, mit Güte, Demut, Milde und Geduld! Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, müsst auch ihr vergeben!
Kolosser 3,12-13