War Paulus ein Esoteriker?
Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird.
Philipper 4,8
Es gibt eine neue Form des sattsam bekannten Prinzips des Positiven Denkens, die als „Lucky Girl Syndrom“ bezeichnet wird. Junge Frauen verkünden über TikTok, dass sie mit der Kraft ihrer Gedanken ihr Leben positiv verändern können. Sie stellen sich zum Beispiel eine neue Liebe vor – sie nennen das auch Manifestation – und lernen kurze Zeit später ihren Traumpartner kennen. Wenn das Erträumte nicht eintritt, so glauben sie, liegt das nur daran, dass sie noch nicht positiv genug denken und alle negativen Gefühle und Gedanken noch nicht verbannt haben. Diese zwanghaft positive Sicht der Dinge, die esoterische Züge in sich trägt, wird vor allem von Psychologen kritisiert. Bei jungen Menschen kann ein nicht unerheblicher seelischer Schaden entstehen, wenn sie mit dieser Methode ihre unreifen Ziele erreichen wollen, statt sich der Realität des Lebens zu stellen.
Der Apostel Paulus hatte mit seinem Text sicher nicht im Sinn, seinen Lesern zu empfehlen, weite Teile ihres Denkens auszublenden und sich nur mit dem Positiven zu beschäftigen. In seinen Briefen spricht er nicht selten auch vom Leiden des Menschen. Hier gibt er uns einen lebenspraktischen Rat, der uns davor bewahren soll, uns nur noch mit dem schlechten Zustand der Welt zu beschäftigen. Statt uns ständig mit den Schreckensmeldungen der Medien zu befassen, sollten wir uns an die Verheißungen Gottes halten, die in der Heiligen Schrift zu finden sind.
Im Übrigen meine ich, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen, wenn wir an die Herrlichkeit denken, die Gott bald sichtbar machen und an der er uns teilhaben lassen wird.
Römer 8,18