Das Märchen vom guten Menschen
So steht es in Gottes Gesetz, und wir wissen: Das Gesetz gilt gerade für die, denen es gegeben wurde. Deshalb kann sich keiner herausreden. Alle Menschen auf der Welt sind vor Gott schuldig.
Römer 3,19
Ich habe mich gefragt, woher die Überzeugung kommt, dass der Mensch doch grundsätzlich gut und keinesfalls ein Sünder ist. Das hat uns kürzlich ein offensichtlicher Atheist vor einem Supermarkt klarmachen wollen. Dieses Denken, dass es nur eine christliche Einschüchterungstaktik sei, jedem einreden zu wollen, dass er ein Sünder sei, ist heute weit verbreitet. Es war nicht überraschend, dass ich auf der Suche nach seinem Ursprung in der europäischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts fündig wurde. Und da waren es Engländer wie Shaftesbury, Hutcheson, Hume und A . Smith, die entscheidende Impulse gaben. Sie wandten sich vom traditionellen Tugend-Laster-Gegensatz ab und vertraten eine monistische Ethik. Menschliches Verhalten bewege sich nicht zwischen Gut und Böse, sondern es gebe nur das Gute. Alle Laster seien nur Deformationen des Guten. Außerdem hätten wir es mit einem absolut wohlwollenden Schöpfer zu tun, der bei all unseren Taten ein Auge zudrückt.
Solche Überlegungen werden beim Studium der Bibel als Wunschdenken entlarvt. Es ist verführerisch, von einem Gott zu träumen, der uns alles durchgehen lässt. Aber nicht nur das: Es wäre schrecklich, wenn unser Verhalten nur von unserem eigenen Egoismus geleitet würde und keiner Moral unterworfen wäre, die von Gott kommt. In der Geschichte der Menschheit hat es solche Despoten gegeben, und wir wissen nur zu gut, welches Ende das jedes Mal genommen hat.
Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.
2. Timotheus 3,16