Andacht Heute

Ein geistig verwirrtes Land

In eure Reihen haben sich nämlich Leute eingeschlichen, deren Verurteilung schon vor langer Zeit in der Schrift angekündigt wurde, gottlose Menschen, die die Gnade unseres Gottes als Freibrief für ein ausschweifendes Leben missbrauchen und die sich damit von dem lossagen, der der alleinige Herrscher ist – Jesus Christus, unser Herr.
Judas 1,4

Die Zeitungen berichten derzeit über die Stuttgarter Sex-Oper „Sancta“, in der es angeblich um die Passionsgeschichte geht und in der unter anderem ein nackter weiblicher Jesus auftritt. Meine Frau und ich diskutieren oft über den geistigen Zustand unseres Landes. Ihn als „verwirrt“ zu bezeichnen, scheint mir eher eine Untertreibung zu sein. Da tut es gut, über ein paar klärende Worte nachzudenken, wie ich sie gerade in dem Artikel „Der Kampf um den Glauben in einer Kultur der Verwirrung“ gefunden habe. Geschrieben hat ihn Pastor Justin Dillehay aus Tennessee (USA). Er stellt unter anderem die These auf, dass gerade in der heutigen Zeit die Versuchung groß sei, „den Menschen zu geben, was sie wollen, anstatt zu geben, was sie brauchen“. Wenn sich die Kirchen dem Zeitgeist anpassen, wird das ihr Ende bedeuten. Wir dagegen müssen an einem Glauben festhalten, den wir nicht jedes Mal neu erfinden können, sondern in einer Weise, wie er uns von alters her überliefert worden ist. Hier der Artikel:
https://www.evangelium21.net/media/3445/der-kampf-fuer-den-glauben-in-einer-kultur-der-verwirrung

Geschenkt ist geschenkt

Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
Römer 5,1

Das ist so ein Satz, den wir gelassen lesen und uns zufrieden zurücklehnen können. Jedenfalls könnte es erscheinen, als wäre damit für uns alles in Ordnung. Wir glauben an Gott, haben dadurch die Garantie der Rechtfertigung von ihm und können uns damit zufrieden geben. Das klingt schon derart simpel, dass wir zu zweifeln beginnen: Hat Paulus das wirklich so gemeint?

Was wäre jetzt, wenn wir von Paulus hören würden: Ja, ihr habt zwar den Frieden mit Gott geschenkt bekommen, aber ihr müsst ständig etwas dafür tun, und das an jedem Tag. Ihr müsst regelmäßig beten, ihr müsst in der Bibel lesen, ihr müsst anderen Menschen Gutes tun. Nur so wäre dieser Friede mit Gott dauerhaft aufrecht zu erhalten. Glaubt ihr wirklich, dass Paulus uns so etwas sagen würde? Mit Sicherheit nicht. Denn das stünde ganz im Gegensatz zu seiner Rechtfertigungslehre. Der Mensch kann sich nicht aus eigener Kraft durch eigene Bemühungen rechtfertigen. Dies kann nur durch die Gnade Gottes geschehen. Einzige Bedingung ist der Glaube an Jesus Christus und an seine Erlösungstat. Nur über diesen Akt des Gnadengeschenks sind wir gerechtfertigt – und das ein für alle mal. Sonst wäre es keine Gnade, sondern ein auszuhandelndes Wohlwollen, das wir uns täglich neu erkämpfen müssten. Gute Werke entspringen nicht aus unserem souveränen Willen, sondern allein aus der Liebe zu Gott.

Ein Schrei aus der Tiefe

1 Ein Wallfahrtslied, gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Aus der Tiefe schreie ich zu dir, HERR!
2 HERR, höre meine Stimme, schenk meinem lauten Flehen ein offenes Ohr!
3 Wenn du, HERR, die Sünden anrechnen willst – wer kann dann noch vor dir bestehen, o Herr?
4 Doch bei dir gibt es Vergebung, damit die Menschen dir in Ehrfurcht begegnen.
5 Ich hoffe auf den HERRN, ja, aus tiefster Seele hoffe ich auf ihn. Ich warte auf sein rettendes Wort.
6 Von ganzem Herzen sehne ich mich nach dem Herrn – mehr als die Wächter sich nach dem Morgen sehnen, ja, mehr als die Wächter nach dem Morgen!
7 Israel, hoffe auf den HERRN! Denn der HERR ist voll Gnade und immer wieder bereit, uns zu erlösen.
8 Er allein wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.

Psalm 130

Georg Trakl hat in seinem berühmten Gedicht „De profundis“ (lateinisch „aus der Tiefe“) diesen Psalm als Vorbild genommen. Bei ihm ist aber der Mensch in seiner Not ganz allein mit „Gottes Schweigen“ konfrontiert. Am Ende seines Lebens ist alle Hoffnung verschwunden: „Wie traurig dieser Abend.“ Georg Trakls kurzes Leben war überschattet von Depressionen und Panikattacken, die auch eine Folge seines exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum waren. Sein lyrisches Werk ist von einzigartiger Schönheit, aber auch ein bedrückendes Zeugnis für die Verlorenheit des modernen Menschen, der sich ganz von Gott abgewandt hat.

Auch der Psalmist befindet sich in einer abgrundtiefen Situation. Und doch ist er sich selbst in der größten Tiefe seiner Existenz sicher, dass Gott ihn trotz all seiner Sündhaftigkeit erhören wird. Er wartet auf seine Antwort, auf „sein rettendes Wort“. Diese Hoffnung bleibt uns immer, so schlimm es in unserem Leben auch kommen mag.