Andacht Heute

Appelle an unsere Spendenbereitschaft

Er bemerkte auch eine ärmlich gekleidete Witwe, die zwei kleine Kupfermünzen hineinwarf. Da sagte er: »Ich versichere euch, diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Sie alle haben ihre Gaben aus ihrem Überfluss gegeben; diese Frau aber, so arm sie ist, hat alles gegeben, was sie besaß – alles, was sie zum Leben nötig hatte.«
Lukas 21,2

Was Lukas hier von der armen Witwe erzählt, ist schon oft als Vorbild für alle Spender herangezogen worden. Die Reichen sollten sich schämen, wenn sie nur einen kleinen Teil ihres Vermögens abgeben wollen. Aber schämen sollten sich auch alle Nutznießer der Spendenbereitschaft, also auch Kirchen, die Geld für ihre Großprojekte und für die Entlohnung der Schar ihrer Angestellten brauchen. Was sind solche Appelle an die Opferbereitschaft der Mitglieder wert, wenn sich dahinter massive materielle Interessen verbergen? Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das gestrige Bibelwort aus den Sprüchen: „…der HERR jedoch prüft die wahren Absichten und Beweggründe“. Was jeder gibt, muss ihm selbst überlassen bleiben. Es steht niemandem zu, andere dahingehend zu beeinflussen, noch mehr zu geben. Nur die Bitte um eine Gabe ist erlaubt.

Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
2. Korinther 9,7

    Der Hang zum Selbstbetrug

    Alles, was einer tut, erscheint ihm selber unschuldig und rein, der HERR jedoch prüft die wahren Absichten und Beweggründe.
    Sprüche 16,2

    Bei diesem Satz denke ich sofort an die Reden von Politikern. Häufig sagen sie Dinge mit vehementer Überzeugungskraft, um uns zu suggerieren, dass sie nur das Beste für uns Wähler wollen. Dabei denken sie oft nur an sich selbst, an ihren Machterhalt und an ihre eigene Zukunft. Wie uns das Sprichwort lehrt, betrachten sie sich dabei selbst sogar als Menschenfreunde und geben sich gegenseitig die Ehre. Natürlich ist diese Art von Selbstbetrug nicht nur unter Politikern verbreitet. Wie oft verhalten wir uns anderen gegenüber geradezu demonstrativ vorbildlich? Wenn wir uns rühmen, wie brav wir unseren Müll entsorgen, wenn wir, für jeden Nachbarn sichtbar, unseren Rasen pflegen und so vieles mehr tun, um uns im besten Licht darzustellen. Daran ist objektiv nichts auszusetzen, außer der Pflege unserer Eitelkeit. Schon anders verhält es sich, wenn ein Verkäufer einen Kunden übervorteilt, indem er ihm nicht alle Informationen gibt, dies aber vor sich selbst so darstellt, als stünde ihm dieser Vorteil zu, weil er sich eben mehr Wissen angeeignet hat als der andere. Auch ein Christ sollte nicht so tun, als sei er in allem vorbildlich. Niemand von uns ist ohne Sünde. Aber wir sollen uns nicht täuschen: Der Herr weiß, was in unserem Herzen vorgeht, wir können ihm nichts vormachen.

    Setze alles daran, dich Gott als bewährter Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, der sich für sein Tun nicht schämen muss und das Wort der Wahrheit klar und unverkürzt vertritt.
    2. Timotheus 2,15

    Unser Umgang mit Irritationen

    Judas, Diener Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die, die Gott, der Vater, mit seiner Liebe umgibt und die unter dem Schutz von Jesus Christus stehen. Euch allen, die Gott zum Glauben gerufen hat, wünsche ich, dass ihr seine Barmherzigkeit, seinen Frieden und seine Liebe in immer reicherem Maß erfahrt.
    Judas 1,1-2

    Welcher Judas hat diesen Brief verfasst? Natürlich ist der Verfasser dieses Briefes nicht Judas, der den Herrn verraten hat. Er bezeichnet sich als Bruder des Jakobus und damit als Halbbruder Jesu. Dass er sich gerade dieser Verwandtschaft nicht rühmt, zeigt, wie sehr er sich allein seinem Dienst an der Verbreitung des wahren Evangeliums verpflichtet fühlt. Wie wir in der gestrigen Andacht gesehen haben, warnt er gleich im nächsten Abschnitt vor Irrlehrern, die sich unter die Adressaten des Briefes geschlichen haben. Die Autorschaft ist nicht das einzige, was an diesem Brief irritieren könnte. In der Vergangenheit wurden Zweifel an seiner Echtheit geäußert, die ihn in die Nähe der Apokryphen rückten, also von Texten, die sich auf die Bibel beziehen und ihr nur ähnlich sind, aber nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. Inzwischen wird dies aber nicht mehr so gesehen, weil sich schon die Kirchenväter auf den Judasbrief bezogen haben und darin keinesfalls eine falsche Lehre verbreitet wird, und er als ein wertvoller Beitrag zur Vertiefung des Glaubens gilt.

    Vielleicht können solche Überlegungen dazu führen, Irritationen beim Lesen der Bibel ernst zu nehmen und sie nicht einfach zu übergehen. Wenn in einem Hauskreis eine Frage auftaucht, die man nicht sofort klären kann, sollte man ihr nachgehen. Wir haben heute die Möglichkeit, alles zu überprüfen und in Fachbüchern oder im Internet zu recherchieren. Natürlich können wir auch theologisch versiertere Gläubige fragen, wenn Zweifel auftauchen. Schließlich werden wir auch auf Fragen stoßen, die wir mit unserem begrenzten menschlichen Verstand nicht klären können. Vertrauen wir auf den Heiligen Geist, der uns mit allem versorgt, was wir wissen müssen.

    Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.
    Jakobus 1,5