Die Schwäche des Paulus
Ich war ängstlich und sehr unsicher, als ich zu euch sprach. Was meine Verkündigung kennzeichnete, waren nicht Überredungskunst und kluge Worte; es war das machtvolle Wirken von Gottes Geist. Denn euer Glaube sollte sich nicht auf Menschenweisheit gründen, sondern auf Gottes Kraft.
1. Korinther 2,3-5
Paulus stellt in diesem Brief an die Korinther dar, dass er bei seiner Verkündigung nicht auf die sonst in dieser Zeit übliche rhetorische Geschliffenheit ankam. Das ist keine billige Entschuldigung für sein Unvermögen, sondern der Hinweis darauf, dass es allein auf den Inhalt seiner Rede, nicht auf die äußere Form. Das hat für mich zweierlei zu bedeuten.
Erstens weist Paulus damit auf die Gefahr hin, in die sich brilliante Redner befinden, dass sie sich selbst zu wichtig nehmen und ihre eigenen Erkenntnisse zu sehr in den Vordergrund stellen. Damit verbunden ist die schädliche Bildung einer Fangemeinde, die sich an solchen Präsentationstalenten ergötzen und den Redner wichtiger nehmen als den Inhalt seiner Ausführungen. Das führt nicht selten zu einer kritiklosen Einstellung bei den Hörenden, die aber dringend notwendig ist, um feststellen zu können, ob das Gesagte noch im Einklang mit Gottes Wort ist.
Zweitens ist sich der Redner Paulus, trotz seines bescheidenen Auftretens und dem Eingeständnis des Gefühls seiner Ängstlichkeit, voll über die Wirkung von Gottes Geist in ihm bewusst. Dieses Wissen von der göttlichen Unterstützung gibt ihm die Sicherheit, seine Unsicherheit zeigen zu dürfen. Das ist eine geradezu bahnbrechende Erkenntnis, die dem Menschen viel Freiheit schenkt. Paulus weist in diesem Brief auch nach, dass jegliche menschliche Arroganz völlig fehl am Platz ist, weil wir alles von Gott geschenkt bekommen haben: „Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann…?“ (1. Korinther 4,7) Daraus folgt, dass wir auch mit unseren Schwächen von Gott ausgestattet wurden. Wenn wir sie akzeptieren und die paulinischen Bescheidenheit an den Tag legen, kann Gott in jedem von uns wirken.
Doch der Herr hat zu mir gesagt: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.“ Daher will ich nun mit größter Freude und mehr als alles andere meine Schwachheiten rühmen, weil dann die Kraft von Christus in mir wohnt. Ja, ich kann es von ganzem Herzen akzeptieren, dass ich wegen Christus mit Schwachheiten leben und Misshandlungen, Nöte, Verfolgungen und Bedrängnisse ertragen muss. Denn gerade dann, wenn ich schwach bin, bin ich stark.
2. Korinther 12,9-10