Andacht Heute

Unser Umgang mit Irritationen

Judas, Diener Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die, die Gott, der Vater, mit seiner Liebe umgibt und die unter dem Schutz von Jesus Christus stehen. Euch allen, die Gott zum Glauben gerufen hat, wünsche ich, dass ihr seine Barmherzigkeit, seinen Frieden und seine Liebe in immer reicherem Maß erfahrt.
Judas 1,1-2

Welcher Judas hat diesen Brief verfasst? Natürlich ist der Verfasser dieses Briefes nicht Judas, der den Herrn verraten hat. Er bezeichnet sich als Bruder des Jakobus und damit als Halbbruder Jesu. Dass er sich gerade dieser Verwandtschaft nicht rühmt, zeigt, wie sehr er sich allein seinem Dienst an der Verbreitung des wahren Evangeliums verpflichtet fühlt. Wie wir in der gestrigen Andacht gesehen haben, warnt er gleich im nächsten Abschnitt vor Irrlehrern, die sich unter die Adressaten des Briefes geschlichen haben. Die Autorschaft ist nicht das einzige, was an diesem Brief irritieren könnte. In der Vergangenheit wurden Zweifel an seiner Echtheit geäußert, die ihn in die Nähe der Apokryphen rückten, also von Texten, die sich auf die Bibel beziehen und ihr nur ähnlich sind, aber nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. Inzwischen wird dies aber nicht mehr so gesehen, weil sich schon die Kirchenväter auf den Judasbrief bezogen haben und darin keinesfalls eine falsche Lehre verbreitet wird, und er als ein wertvoller Beitrag zur Vertiefung des Glaubens gilt.

Vielleicht können solche Überlegungen dazu führen, Irritationen beim Lesen der Bibel ernst zu nehmen und sie nicht einfach zu übergehen. Wenn in einem Hauskreis eine Frage auftaucht, die man nicht sofort klären kann, sollte man ihr nachgehen. Wir haben heute die Möglichkeit, alles zu überprüfen und in Fachbüchern oder im Internet zu recherchieren. Natürlich können wir auch theologisch versiertere Gläubige fragen, wenn Zweifel auftauchen. Schließlich werden wir auch auf Fragen stoßen, die wir mit unserem begrenzten menschlichen Verstand nicht klären können. Vertrauen wir auf den Heiligen Geist, der uns mit allem versorgt, was wir wissen müssen.

Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.
Jakobus 1,5

Ein geistig verwirrtes Land

In eure Reihen haben sich nämlich Leute eingeschlichen, deren Verurteilung schon vor langer Zeit in der Schrift angekündigt wurde, gottlose Menschen, die die Gnade unseres Gottes als Freibrief für ein ausschweifendes Leben missbrauchen und die sich damit von dem lossagen, der der alleinige Herrscher ist – Jesus Christus, unser Herr.
Judas 1,4

Die Zeitungen berichten derzeit über die Stuttgarter Sex-Oper „Sancta“, in der es angeblich um die Passionsgeschichte geht und in der unter anderem ein nackter weiblicher Jesus auftritt. Meine Frau und ich diskutieren oft über den geistigen Zustand unseres Landes. Ihn als „verwirrt“ zu bezeichnen, scheint mir eher eine Untertreibung zu sein. Da tut es gut, über ein paar klärende Worte nachzudenken, wie ich sie gerade in dem Artikel „Der Kampf um den Glauben in einer Kultur der Verwirrung“ gefunden habe. Geschrieben hat ihn Pastor Justin Dillehay aus Tennessee (USA). Er stellt unter anderem die These auf, dass gerade in der heutigen Zeit die Versuchung groß sei, „den Menschen zu geben, was sie wollen, anstatt zu geben, was sie brauchen“. Wenn sich die Kirchen dem Zeitgeist anpassen, wird das ihr Ende bedeuten. Wir dagegen müssen an einem Glauben festhalten, den wir nicht jedes Mal neu erfinden können, sondern in einer Weise, wie er uns von alters her überliefert worden ist. Hier der Artikel:
https://www.evangelium21.net/media/3445/der-kampf-fuer-den-glauben-in-einer-kultur-der-verwirrung

Geschenkt ist geschenkt

Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
Römer 5,1

Das ist so ein Satz, den wir gelassen lesen und uns zufrieden zurücklehnen können. Jedenfalls könnte es erscheinen, als wäre damit für uns alles in Ordnung. Wir glauben an Gott, haben dadurch die Garantie der Rechtfertigung von ihm und können uns damit zufrieden geben. Das klingt schon derart simpel, dass wir zu zweifeln beginnen: Hat Paulus das wirklich so gemeint?

Was wäre jetzt, wenn wir von Paulus hören würden: Ja, ihr habt zwar den Frieden mit Gott geschenkt bekommen, aber ihr müsst ständig etwas dafür tun, und das an jedem Tag. Ihr müsst regelmäßig beten, ihr müsst in der Bibel lesen, ihr müsst anderen Menschen Gutes tun. Nur so wäre dieser Friede mit Gott dauerhaft aufrecht zu erhalten. Glaubt ihr wirklich, dass Paulus uns so etwas sagen würde? Mit Sicherheit nicht. Denn das stünde ganz im Gegensatz zu seiner Rechtfertigungslehre. Der Mensch kann sich nicht aus eigener Kraft durch eigene Bemühungen rechtfertigen. Dies kann nur durch die Gnade Gottes geschehen. Einzige Bedingung ist der Glaube an Jesus Christus und an seine Erlösungstat. Nur über diesen Akt des Gnadengeschenks sind wir gerechtfertigt – und das ein für alle mal. Sonst wäre es keine Gnade, sondern ein auszuhandelndes Wohlwollen, das wir uns täglich neu erkämpfen müssten. Gute Werke entspringen nicht aus unserem souveränen Willen, sondern allein aus der Liebe zu Gott.