Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.
2.Timotheus 3,16
Der junge Timotheus erhielt diesen Brief von seinem Lehrer Paulus. Er sollte ihn darin bestärken, sein Vertrauen ganz auf die Heilige Schrift zu setzen. So wie unser Körper die tägliche Nahrung braucht, so braucht unser Geist die geistige Nahrung. Da bleibt natürlich nicht jedes Bibelwort im Gedächtnis hängen. Gerade im Alter ist man oft ernüchtert, was man alles vergisst. Vielleicht beruht unsere Enttäuschung darauf, dass wir eine falsche Vorstellung vom Lesen im Wortes Gottes haben. Wir stellen uns vor, dass sich unsere innere Bibliothek immer mehr anfüllen soll, damit wir im richtigen Moment alles parat haben, wenn die Sprache darauf kommt. Das mag das Ziel eines Universitätsprofessors sein, der sein Wissen immer mehr erweitert, um im Diskurs glänzen zu können. Es mag auch für andere Christen beeindruckend sein, wenn wir viele Bibelstellen zitieren können. Aber das sollte nicht das einzige Ziel unserer Lektüre sein. Paulus hat dem Timotheus nicht geschrieben, er solle sich möglichst viel merken, damit er jederzeit vor anderen die Verse herunterbeten kann. Er spricht im obigen Text vielmehr von einem Nutzen der Schrift, der weitaus tiefer geht und ihn ganz erfüllen wird.
Ich habe davon gelesen, dass einmal ein Kritiker einen Leserbrief an eine christliche Zeitschrift geschrieben hat: „Im Laufe der Jahre bin ich wohl mehr als 1000 Mal in die Kirche gegangen und ich kann mich nicht einmal an den konkreten Inhalt einer einzigen Predigt in diesen vielen Jahren erinnern. Was hat es gebracht, 1.000 Mal zur Kirche zu gehen?“ Da schrieb in der nächsten Woche jemand zurück: „In den letzten zahlreichen Jahren habe ich mehr als 1.000 Mahlzeiten gegessen, die meine Frau zubereitet hat. Ich kann mich nicht mehr an das spezielle Menü einer einzigen Mahlzeit erinnern. Aber sie haben mich auf meinem Weg genährt und ohne sie wäre ich ein ganz anderer Mensch!“