Ich rufe daher aufgrund der Vollmacht, die Gott mir in seiner Gnade gegeben hat, jeden Einzelnen von euch zu nüchterner Selbsteinschätzung auf. Keiner soll mehr von sich halten, als angemessen ist. Maßstab für die richtige Selbsteinschätzung ist der Glaube, den Gott jedem in einem bestimmten Maß zugeteilt hat.
Römer 12,3
Die geistlichen Gaben, die Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat, sind von unterschiedlicher Art und Menge. Sie werden auch Charismen genannt. Wenn im heutigen Sprachgebrauch von charismatischen Personen die Rede ist, dann sind damit Menschen gemeint, die eine besondere Ausstrahlungskraft auf andere Menschen haben. Sie stehen gerne im Mittelpunkt, wirken sympathisch, interessant und redegewandt. Leider haben wir alle schon erlebt, dass Gaben im weltlichen Sinn auch egoistisch ausgenutzt werden. Charismatische Führungspersönlichkeiten sind aufgrund ihres übersteigerten Egos oft übermäßig selbstbezogen. Sie halten sich für wichtig und unersetzlich. Ihr Hang zum Machtmissbrauch ist oft unverkennbar, wenn sie sich persönliche Vorteile, finanzielle Gewinne und Privilegien verschaffen wollen. Oft geschieht dies auf manipulative Weise.
Auch christliche Leiter sind manchmal nicht frei von solchen negativen Auswirkungen ihrer starken Ausstrahlung. Für sie gilt jedoch der Maßstab, den Willen Gottes zu erfüllen und nicht den eigenen. Die verliehenen Gaben sollen die Gemeinde stärken und den Glauben fördern. Einige dieser Charismen wie Prophetie, Zungenrede und Heilungswunder gab es zur Zeit Jesu. Heute finden sich noch Menschen, die mit Weisheit, Erkenntnis und großer Glaubenskraft begabt sind. Wenn sie sich nicht selbst überschätzen und sich der Gnade bewusst sind, werden sie diese Gaben segensreich einsetzen.