Das Gleichnis vom Senfkorn
Da sprach er: Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten warf. Und es wuchs und wurde zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.
Lukas 13,18-19
Die Geschichte vom Senfkorn ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich ein Gleichnis interpretiert werden kann. Traditionell symbolisiert es das Wachsen von etwas ganz Kleinem und Unscheinbaren, also der christlichen Gemeinde, die zu etwas Großem und Bedeutendem werden kann. So wird es als Erklärung für das Wachsen des Reichs Gottes herangezogen.
Im Gespräch mit meiner Frau kamen wir auf eine weitere Interpretation. Wir stellten uns die Frage nach der Wirkung von Senf. Wofür steht Senf? Als Apotheker habe ich gelernt, dass sein Öl Glykoside enthält. Diese Senfölglykoside sorgen zum einen für die charakteristische Schärfe, zum anderen hat man herausgefunden, dass sie sogar entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral wirken. Auch die Kapuzinerkresse enthält Senfölglykoside und als Tinktur hat sie uns im Frühstadium von Erkältungen schon oft wertvolle Dienste geleistet. Was hilft uns nun diese Erklärung bei der Interpretation des Gleichnisses vom Senfkorn? Ich meine, wir lernen daraus, dass man sich nicht von beeindruckenden Auswucherungen ablenken lassen darf vom eigentlich wirksamen Kern.