Andacht Heute

Verlust an Welt

Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt? Oder was kann ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben?
Matthäus 16,26

Es ist richtig: Viele leben, als ob ihr Leben kein Ende nähme, und ihr einziges Streben ist, den erworbenen Reichtum zu erhalten. Diese Verse werden gerne in Predigten verwendet, um an unsere Spendenbereitschaft zu appellieren. Dann wird unser Festhalten an Besitz und Sicherheit in dieser Welt angeprangert. Aber hat das etwas damit zu tun, die ganze Welt zu gewinnen? Ich glaube, dass diese Verse besser aus der Perspektive Gottes verstanden werden sollten. Es geht um unsere Entscheidung, ob wir uns ganz von IHM leiten lassen oder nicht. Wer sich auf Gott einlässt, wird wie von selbst seine Bindung an die Welt nach und nach aufgeben. Das gibt uns eine Gelassenheit, die wir auf keine andere Weise in dieser Welt erreichen können. Wir verlieren nichts, wenn wir diesen Weg gehen, im Gegenteil.

Du bist mein Knecht, ich habe dich auserwählt und nicht verworfen — fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ja, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit!
Jesaja 41,9-10

Postmoderne Verwirrungen

»Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern!«, sagte Jesus zu seinen Jüngern. »Vertraut auf Gott und vertraut auf mich!
Johannes 14,1

Die Verkünder der Postmoderne haben versucht, mit ihren Ideen die Ordnung der Welt zu erschüttern, indem sie darauf hinwiesen, dass es keine Ordnung der Welt gäbe. Es wären nur unterschiedliche Formen des Begreifens zu erkennen, jede von ihnen hätte seine Berechtigung, seien es die Regentänze des Hopi-Indianers oder das Gebet eines Christen, da gäbe es keine Unterschiede. Esoteriker haben sich diese Auffassung zu Nutze gemacht. Wenn alles seine Berechtigung hat, dann ist der Mensch frei für alles und jedes. Das hat den Einzelnen als Anhänger der verschiedensten okkulten Praktiken fanatisiert, nach erfolglosen Versuchen frustriert und schließlich in einen Zustand geistiger Verwirrung versetzt.

Einer der bedeutendsten konservativen Denker, Sir Roger Scruton (1944-2020), hat in seinem Buch „Narren, Schwindler, Unruhestifter“ schonungslos mit vielen hochgelobten Vertretern der Postmoderne und linker Utopien abgerechnet. Deren oft hochtrabende Begriffswelten verwirren auch heute noch viele, die im allgemeinen Diskurs (auch so ein überaus bedeutungsvolles Schlagwort!) mitreden wollen. Ich will hier nicht sagen, dass man gleich alles kategorisch ablehnen soll, ohne sich selbst ein Bild davon gemacht zu haben, was uns da alles angeboten wird. Aber um nicht auf Irrwege des Denkens und in Glaubenskrisen zu geraten, sollten wir uns alle die Worte unseres HERRN Jesus im obigen Vers zu Herzen nehmen.

Die Not des Anderen

Glücklich zu preisen ist, wer anderen Menschen in Not zur Seite steht! Geht es ihm dann selbst einmal schlecht, wird der HERR seine Hilfe sein.
Psalm 41,2

Damit ist sicher nicht gemeint, dass wir uns aus selbstsüchtigen Gründen der Bedürftigen annehmen sollen. Das hieße, von Gott zu verlangen, dass er uns in jeder Lage beisteht, weil wir uns in der Vergangenheit Verdienste um den Nächsten erworben haben. Das wäre eine Form der Selbstgerechtigkeit, die uns nicht zusteht. Ein solches Zweckdenken ist nicht weit entfernt von dem schäbigen Kalkül eines Politikers, der sich durch Wohlverhalten die Gunst eines Mächtigen erwerben will. Der große Prediger Charles Haddon Spurgeon (1834-92) erklärt uns, was stattdessen gemeint ist: „Wer selber von Barmherzigkeit lebt, kann nicht dem Armen etliche Cents hinwerfen und seiner Wege gehen; es drängt ihn, dem Kummer der Betrübten nachzuforschen, ihre Sache zu prüfen, auf Hilfsmittel zu sinnen und selber den Bedrängten tatkräftig beizustehen.“ Es geht also um echtes Mitgefühl mit dem Notleidenden. Wir müssen uns die Mühe machen, genau hinzuschauen, was den anderen bedrängt. Das erfordert mehr, als nur ein kleines Almosen zu geben, damit man uns nichts nachsagen kann. In unserer satten Gesellschaft geht es meist auch weniger darum, Geld zu geben. Vielmehr sollten wir nicht so geizig mit unserer Zeit umgehen, die wir einem Bedürftigen schenken könnten. Spurgeon rät uns, über geeignete „Hilfsmittel zu sinnen“. Was liegt da näher, als auf die göttliche Heilsbotschaft hinzuweisen? Die Psalmen eignen sich dafür sehr gut. Sie sind oft in größter Not entstanden, sie drücken Vertrauen und Demut aus. In ihnen spricht Gott selbst zu uns und schenkt uns für jede Situation die einzig wahre Hoffnung.

Weil ich aufrichtig bin, bist du meine Stütze und mein Halt. Du stellst mich wieder auf die Füße und lässt mich nahe bei dir bleiben für immer und ewig.
Psalm 41,13