Andacht Heute

Nicht auf einen Geistesblitz warten

In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen. Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis nach demselbigen Geist.
1. Korinther 12,8

    Heute habe ich mich bei diesen Versen aus dem Korintherbrief für die Luther 1545, statt für neuere Übersetzungen entschieden. In letzteren steht hier oft „das richtige Wort der Weisheit“ oder so ähnlich. Das hat zu Missverständnissen geführt, die nicht nur Charismatiker dazu verleitet haben, in bestimmten Situationen so zu sprechen: „Ich habe ein Wort vom Herrn für dich“. Sie beanspruchen damit, im Auftrag Gottes zu sprechen, weil sie eine Offenbarung gehabt hätten. Sie tun dies mit dem Nachdruck, dass ihre Worte genau befolgt werden müssen. Die Gabe des Heiligen Geistes als Weisheit ist aber nicht ein einzelnes Wort, auf das man in einer Situation warten muss, bis es einem zufällt. Einen solchen „Blitz der Erkenntnis“ mag es schon gegeben haben, man denke an Luther in Stotternheim 1505 oder an Paulus auf dem Weg nach Damaskus. Aber so etwas passiert äußerst selten. Schon gar nicht bei jeder alltäglichen Entscheidung, wie z.B. einem Wohnungswechsel. Die Geistesgaben der Weisheit und der Erkenntnis, von denen in diesem Brief die Rede ist, empfangen wir aus der Heiligen Schrift. Die Gabe der Weisheit wächst in einem Gläubigen, der immer mehr Einsicht in die biblische Wahrheit gewinnt und sie anderen erklären kann, um sie in bestimmten Lebenssituationen anzuwenden. Die Gabe der Erkenntnis fällt tief in unser Herz und ist eine besondere Gnadengabe, die wir vom Heiligen Geist empfangen. Wer von Fall zu Fall auf einzelne Eingebungen wartet statt kontinuierlich in der Bibel zu lesen, entwertet den kostbaren Schatz der Heiligen Schrift, die alles enthält, was wir brauchen.

    So ist also der, der Gott gehört und ihm dient, mit Hilfe der Schrift allen Anforderungen gewachsen; er ist durch sie dafür ausgerüstet, alles zu tun, was gut und richtig ist.
    1. Timotheus 3,17