Die Not des Anderen

Glücklich zu preisen ist, wer anderen Menschen in Not zur Seite steht! Geht es ihm dann selbst einmal schlecht, wird der HERR seine Hilfe sein.
Psalm 41,2

Damit ist sicher nicht gemeint, dass wir uns aus selbstsüchtigen Gründen der Bedürftigen annehmen sollen. Das hieße, von Gott zu verlangen, dass er uns in jeder Lage beisteht, weil wir uns in der Vergangenheit Verdienste um den Nächsten erworben haben. Das wäre eine Form der Selbstgerechtigkeit, die uns nicht zusteht. Ein solches Zweckdenken ist nicht weit entfernt von dem schäbigen Kalkül eines Politikers, der sich durch Wohlverhalten die Gunst eines Mächtigen erwerben will. Der große Prediger Charles Haddon Spurgeon (1834-92) erklärt uns, was stattdessen gemeint ist: „Wer selber von Barmherzigkeit lebt, kann nicht dem Armen etliche Cents hinwerfen und seiner Wege gehen; es drängt ihn, dem Kummer der Betrübten nachzuforschen, ihre Sache zu prüfen, auf Hilfsmittel zu sinnen und selber den Bedrängten tatkräftig beizustehen.“ Es geht also um echtes Mitgefühl mit dem Notleidenden. Wir müssen uns die Mühe machen, genau hinzuschauen, was den anderen bedrängt. Das erfordert mehr, als nur ein kleines Almosen zu geben, damit man uns nichts nachsagen kann. In unserer satten Gesellschaft geht es meist auch weniger darum, Geld zu geben. Vielmehr sollten wir nicht so geizig mit unserer Zeit umgehen, die wir einem Bedürftigen schenken könnten. Spurgeon rät uns, über geeignete „Hilfsmittel zu sinnen“. Was liegt da näher, als auf die göttliche Heilsbotschaft hinzuweisen? Die Psalmen eignen sich dafür sehr gut. Sie sind oft in größter Not entstanden, sie drücken Vertrauen und Demut aus. In ihnen spricht Gott selbst zu uns und schenkt uns für jede Situation die einzig wahre Hoffnung.

Weil ich aufrichtig bin, bist du meine Stütze und mein Halt. Du stellst mich wieder auf die Füße und lässt mich nahe bei dir bleiben für immer und ewig.
Psalm 41,13