Andacht Heute

Gott ist souverän

Du tränkst die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
Psalm 104,13

Als sie aber satt waren, spricht Jesus zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren.
Johannes 6,12-13

Der Apostel Paulus schrieb: „Von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge“ (Röm 11,36a).

Als Kind auf dem Feld wusste ich bereits, dass alles von Gott erschaffen wurde.
Die Zeit verstrich oft langsam, und ich konnte sie nach Belieben gestalten.
Während die Erwachsenen arbeiteten, lag ich auf dem Rücken und blickte in den Himmel, wo die Feldlerchen mit ihrem unverkennbaren Gesang und Flügelschlag umherflogen und manchmal in der Luft verharrten.
Die Schwalben fand ich noch interessanter, da sie in den Ecken des Stalls ihre Baukunst demonstrierten und ihre Nester für den Nachwuchs mit hunderten Flügen bauten. Alles geschah wie von selbst. Gott hatte so viele verschiedene Tiere erschaffen und den Sommer, den ich so liebte, den Bach, der mein Spielplatz war, und die Sonne, die am Abend unterging und mir beim Schaukeln noch einmal über das Dach hinweg in die Augen leuchtete. Ich schloss die Augen und schwang mich in die Lüfte. Es fühlte sich an, als würde ich fliegen.

Was wir lernten war, niemals Brot weg zu werfen, denn alles hat Gott geschaffen.
Dass Gott heilig und souverän ist, war keine Frage.
Diesen kindlichen Glauben habe ich mir bewahrt, gerade in schlechten Zeiten, denn da rief ich zu IHM, auch wenn ich IHN noch nicht wirklich kannte. Durch Jesus erst war ER mir näher gekommen, denn er war ein vergebender sündloser Mensch mit göttlichen Fähigkeiten, heilte und tat Wunder, wie auf der Hochzeit zu Kanaan. Könnte er heute noch das Wasser in Himbeerlimonade verwandeln, wie schön wäre das, so dachte ich und wenn ER hier wäre, dann dürfte der Pfarrer uns nicht mehr schlagen und soviel Angst einjagen.

In Matthäus 18:3 sagt Jesus: “Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.” Dies bedeutet, dass wir eine kindliche Haltung der Demut, des Vertrauens und der Abhängigkeit von Gott einnehmen sollen, um in das Reich Gottes einzugehen. Es geht darum, uns von unserer Selbstgerechtigkeit zu lösen und uns wie Kinder auf Gott zu verlassen.

Nachsicht als tägliche Übung

Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließt.
Kolosser 3,13-14

Es gibt wohl kaum etwas, was uns die Tage unseres Lebens mehr eintrüben kann, als der Ärger und die Klage über erlittenes Unrecht. Wie oft rechnen wir uns im Nachhinein vor, wie sehr wir doch benachteiligt, geschädigt, beleidigt, verleumdet (und noch so vieles mehr) worden sind. Ist da nicht der Gedanke an Rache sehr viel naheliegender als der an Vergebung? Es ist natürlich auch eine Frage der Schwere der Verletzung. Es macht ein Unterschied aus, ob mich eine Bemerkung über meine Ungeschicklichkeit geärgert hat oder ob ich den Mord an einem Familienmitglied zu beklagen habe. Gerade wenn wir von solchen ganz großen Tragödien verschont geblieben sind, ergibt sich für uns die Lehre aus den Versen von oben. Sollten wir nicht mal mit den kleinen, banalen Verletzungen etwas großzügiger umgehen? Müssen wir alles gleich an die große Glocke hängen? Können wir unsere Empfindlichkeiten nicht ein wenig zügeln? Oft würde es schon reichen, wenn wir versuchen, etwas „cooler“ zu reagieren. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an unserem Heiland Jesus Christus. Als völlig Unschuldiger gedemütigt und zusammen mit Verbrechern gekreuzigt, hatte er Nachsicht mit seinen Verfolgern:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Lukas 23,34

Unsere Grobbewertungen und deren Korrektur

Doch jetzt legt das alles ab, auch Zorn, Aufbrausen, Bosheit und Verleumdung; kein gemeines Wort darf über eure Lippen kommen.
Kolosser 3,8

Im abendlichen Chat beschäftigen wir uns gerade mit dem Kolosserbrief. Vor diesem Vers zählt Paulus auf, was im Leben eines Christen keinen Platz hat: „sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, ungezügelte Leidenschaft, böse Begierde und Habgier“. Diese lasterhaften Eigenschaften sind Gott ein Gräuel, wie jeder Leser verstehen wird. Sie werden in Vers 8 durch eine Reihe von Versuchungen ergänzt, denen wir nicht so leicht widerstehen können. Sie kommen leider auch im Leben eines Wiedergeborenen immer wieder vor. Wer behauptet, er sei völlig frei davon, macht sich und anderen etwas vor. Es ist einfach scheinheilig zu behaupten, man würde sich nie ärgern oder kein abfälliges Wort über andere verlieren.

Ich hatte heute gleich nach dem Aufstehen die Erkenntnis, dass es für uns fast eine Notwendigkeit ist, eine Art „grobe Einschätzung“ über andere zu haben, um uns im Alltag zurechtzufinden. Ich glaube, das macht jeder. Meine anfängliche Einschätzung musste ich oft stark korrigieren. Es ist wie bei meinen Menschenbildern, die ich als Hobbykünstler mit groben Bleistiftstrichen anfange und nach und nach deutlich korrigieren muss, damit sie der Wirklichkeit besser entsprechen. Im obigen Vers heißt es, dass kein böses Wort über unsere Lippen kommen soll. Ich verstehe das als Aufforderung, nicht vor anderen über jemanden, der nicht anwesend ist, zu schimpfen oder in allgemeine Lästereien über ihn einzustimmen. Oft sind es nur ungefähre, skizzenhafte Vorstellungen, die ich von ihm habe und die besser in meinen Gedanken verborgen bleiben sollten, bevor ich sie öffentlich vertrete. Sie bedürfen fast immer der Korrektur. Wie viel Schmerz und wie viele Tränen sind durch übles Nachreden schon verursacht worden! Halten wir uns also damit zurück, so wie Gott es von uns fordert.

Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden.
1. Petrus 2,1